Die Förderung von Forschung, Entwicklung und dem Technologietransfer im Bereich der Oleochemie führt zu einer wachsenden Zahl von Bioschmierstoffen, aber auch nachhaltigen Polymeren und Spezialchemikalien am Markt, die in ihrer technischen Leistungsfähigkeit den mineralischen Referenzprodukten ebenbürtig sind.
Allerdings stagniert der Markt für Bioschmierstoffe in Deutschland derzeit. So lautet ein Zwischenresümee, das die Teilnehmer der Bioschmierstofftagung gezogen haben, die am 6. Dezember von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) in Neuss ausgerichtet wurde.
Wie deren Referent Projektmanagement, Dr. Norbert Holst, erklärte, sind in der FNR-Produktdatenbank derzeit rund 200 verschiedene Produkte gelistet, darunter Getriebeöle, Hydrauliköle, Motoröle und Schmierfette. Als einen Forschungsschwerpunkt im Bereich „Verarbeitung und Nutzung“, in dem Förderprojekte eingereicht werden können, nannte er innovative und nachhaltige Konversionsverfahren von Rohstoffen. „Hierbei spielt die Reststoffnutzung eine übergeordnete Rolle, also der Rückgriff auf Koppelprodukte aus anderen Verfahren“, erläuterte Holst.
Als Fertigprodukt fehlen in einigen Anwendungsbereichen allerdings noch Bioschmierstoffe nach den Definitionen der maßgebenden Umweltkennzeichen, gab der Abteilungsleiter Schmierstoffe im Verband Schmierstoff-Industrie (VSI), Berthold Wallfarth, zu bedenken. Zu solchen Kennzeichnungen gehörten das EU Ecolabel Margerite und der „Blaue Engel“. Um Reibung und Korrosion zu vermeiden, durch die in Deutschland jährlich eine Belastung von rund 30 Mrd Euro entstehe, wägten die Anwender außerdem ökonomische Aspekte ab, so dass auch hier eine Wettbewerbsherausforderung für die Produkte bestehe.
Derweil beklagte der Geschäftsführer der C. Thywissen GmbH, Dominik Baum,dass die Landwirtschaft bei ihren Fortschritten im umweltfreundlichen Anbau von Rohstoffen unterschätzt werde. Einige Faktoren bei der CO2-Reduzierung im Pflanzenbau fänden keine Berücksichtigung, durch die sich jedoch eine Imageverbesserung erwirken lassen könnte.
„Bio“-Begriff diffus
Die Fördermittel für Forschung und Entwicklung im Bereich Oleochemie belaufen sich laut Holst gegenwärtig auf insgesamt 7,6 Mio Euro. Davon entfielen 63,8 % auf Polymere, 29,2 % auf Spezialchemikalien und 6,9 % auf Bioschmierstoffe. Die Einsatzbereiche letzterer erstrecken sich dem FNR-Referent zufolge vor allem auf Anwendungen, in denen Gefahren für die Umwelt bestehen, beispielsweise in der Landwirtschaft oder im Forstbereich.
Hemmnisse beim Einsatz bestünden nach wie vor im geringen Anwenderwissen zu den technischen Produktvorteilen und den Systemkosten bei der Verwendung, in den fehlenden Freigaben der Maschinenhersteller und der teilweise ungenügenden Honorierung der Umweltvorteile bei der Verwendung. Als problematisch erweist sich nach Angaben Holsts der vielfältige und teilweise diffuse Gebrauch des „Bio“-Begriffs. Um Klarheit für dessen Bedeutung bei den Schmierstoffen zu schaffen, sei jedoch unter anderem eine diesbezügliche DIN-Norm entwickelt worden.