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Nicht der erste Umbau

Werler schenkt Hanomag C224 mit Elektromotor neues Leben

Andreas Plaas aus Werl baut alte Hanomag Zweitakt-Diesel-Oldtimer auf Elektroantrieb um. Neuestes Projekt ist der C224. Wir sprachen mit dem Tüftler.

Lesezeit: 5 Minuten

Der C 224 war ab 1957 der stärkste Zweitaktschlepper von Hanomag aus Hannover-Linden und der Nachfolger des R24. Im Gegensatz zu den robusten Vierzylindermotoren hatte sich der Hersteller mit diesem Motorkonzept allerdings keine Freunde in der Praxis gemacht: Der Motor war anfällig und den Herausforderungen auf den Höfen oft nicht gewachsen.

Auch heute noch ist die Technik bei den Oldtimern nicht ohne Tücken. Entsprechend unbeliebt sind die Zweitakter und in defektem Zustand für kleines Geld zu bekommen. In Werl wohnt ein Tüftler, der den alten Schätzchen neues Leben einhaucht und damit in der Stadt für staunende Blicke sorgt.

Wie kommt man auf so etwas?

Angefangen hatte Andreas Plaas auf seinem kleinen Hof mit dem Aufbau von Elektrofahrrädern. Als sich der 52-Jährige dann einmal einen Agria-Einachschlepper für seinen großen Gemüsegarten ausgeliehen hatte, war er Feuer und Flamme für diese Geräte. So etwas musste definitiv auf den Hof.

Plaas legte sich kurzerhand einen Holder-Einachser zu. Mit dem Wissen von den Fahrrädern entstand dann vor fünf Jahren die Idee, auch diesen auf Elektroantrieb umzubauen. Schnell war ein alter Elektromotor aus einem Gabelstapler der Firma Thrige im Netz gefunden und eingebaut.

Der Erfolg machte Lust auf mehr: So baute der studierte Historiker und Philosoph in den Folgejahren nicht nur die inzwischen zwei Holder - ED2 und E6 - um, sondern auch zwei Mopeds, einen Aufsitzmäher, einen Gutbrod 1050, einen McCormick D-439 und zwei Hanomags R12 und R24. Bis er schließlich den eingangs erwähnten C 224 von 1958 bei ebay Kleinanzeigen entdeckte. Für den „Spottpreis“ von 1.500 € gehörte er ihm.

Das Projekt C 224

„Der große Vorteil bei den Hanomags ist die Rahmenbauweise“, schildert der Hobbygärtner und Imker seine Liebe für die Blauen aus Hannover. Ist der Originalmotor raus, bietet der breite Rahmen beste Voraussetzungen für den Einbau des E-Motors samt Batterie. Davor steht aber zunächst die aufwändige Grundreinigung und Entölung des Klassikers.  

Im Internet fand der Bastler dann auch für den C 224 einen Thrige-Motor. Der ist grob geschätzt zehn Jahre in einem Gabelstapler gelaufen und technisch bestens erhalten. Der Einphasen-Reihenschlussmotor läuft mit Gleichspannung, die Feldmagnete sind in Reihe geschaltet.

Den Strom dafür liefert ein Lithium-Eisen-Phosphat-Akku von Winston mit insgesamt 48 Zellen a 100 Ah. Zusammen ergibt das 48 Volt und 300 Amperestunden, was einer Leistung von 15 KWh entspricht. Geladen wird die Batterie über ein externes Ladegerät mit 230 V.

Beim Einbau kamen Plaas die Erfahrungen von den anderen Projekten zu Gute. Es ist aber immer etwas Improvisation und Tüftelei erforderlich, berichtet er. Bei den speziellen Halterungen und Rahmen konnte der Schrauber auf eine nahegelegene Firma in Werl zurückgreifen, die Schweißarbeiten und aufwändige Anpassungen fachgerecht übernahm. Ein Elektriker kümmerte sich um den korrekten und sicheren Stromfluss.

„Um Getriebewelle und Motor mit den Adaptern am Ende zusammenzuführen, braucht man allerdings schon Erfahrung, Intuition und Einarbeitung“, lautet Plaas´ Rat an Nachahmer.

Und wie fährt er sich?

Vom Resultat ist der Werler – wie schon bei den Vorgängerprojekten – begeistert. Der Hanomag schnurrt kraftvoll los. Der Fahrer benötigt keine Kupplung, der Oldie zieht direkt im sechsten Gang stramm an mit vollem Drehmoment. Die alte Schwungscheibe hat Plaas dazu ausgebaut.

Auch die Hydraulik arbeitet kraftvoll und zuverlässig. Möglich macht das ein Hydraulikaggregat von einem alten Lkw. Dort hatte die Einheit aus Pumpe und eigenem Öltank einst den Stempel der Ladefläche beliefert. Plaas hat dem Paket einen extra Controller verpasst. Die Pumpe läuft nun per Strom und zwar nur, wenn sie benötigt wird. Die Dosierung ist dadurch viel feinfühliger und präziser, als bei dem Original-Steuerblock, berichtet der Kenner. Platz hat die Technik unter dem Fußblech gefunden, wo früher die Starterbatterie saß.

Mit dem 48 V Akku dreht der Motor den Hanomag auf gemütliche 25 km/h. Mit z.B. 72 Volt würde er zwar problemlos über die 30 km/h gehen, aber Plaas lässt es bewusst langsam angehen und genießt das geräuschlose Fahrvergnügen. Und das fällt auch den Passanten auf, an denen er in Werl vorbeifährt. Erstaunte, lächelnde Gesichter und Daumen-Hoch sind der Lohn für seine Arbeit.

Mit einer Akku-Ladung kommt das Gefährt übrigens 50 km weit. Sind dagegen Anbaugeräte für den Garten im Einsatz, verringert sich die Arbeitszeit natürlich, aber bislang reicht der Stromvorrat für alle anfallenden Aufgaben, berichtet der stolze Besitzer.

Was sagt der TÜV?

Bleibt die große Frage, ob diese Eigenkonstruktion auch so auf die Straße darf. Zugelassen war der Hanomag beim Kauf ja noch. Nun musste der Umbau in die TÜV-Prüfung. Viele Oldtimerbesitzer wissen, wie genau die Prüfer heutzutage hinschauen.

Doch Plaas Antwort überrascht: „Es gab keine Probleme.“ Natürlich hatte sich der Erbauer vorher schlau gemacht. So hatte sich sein Elektriker anhand eines Fragenkatalogs entlanggearbeitet und alle sicherheitsrelevanten Aspekte beachtet. Da sind die stromführenden Kabel in orangenem Mantel, die elektromagnetische Verträglichkeit ist sichergestellt und es gibt etliche Sicherungen und Schutze. Bremsen, Reifen, Licht und Lenkung waren OK und so gab es die begehrte Plakette; für die Einstellung 48 V und 25 km/h.

Und das Beste: Der E-Traktor ist sechs Jahre steuerbefreit! Amtlich vom Straßenverkehrsamt bescheinigt. Und die Versicherung verlangt 50 €/Jahr und fertig.

Auf seiner Homepage andreasplaas.wordpress.com zeigt Andreas Plaas seine Umbauten mit vielen Fotos. Für Fragen steht er dort gerne zur Verfügung.

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