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Zwischenfrüchte direkt drillen?

Die Aussaat von Zwischenfrüchten sollte mit der gleichen Sorgfalt erfolgen, wie die der Hauptkulturen. Dann können sie ihr Potenzial voll ausschöpfen. Welches Bestellverfahren hat die Nase vorne?

Lesezeit: 5 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Wer den Zwischenfrucht­anbau lediglich unter dem Aspekt „Stickstoffaufnahme und -speicherung über Winter“ betrachtet, lässt viele weitere positive Effekte ungenutzt. Die passende Saatmischung mit der richtigen Technik zum optimalen Zeitpunkt ausgebracht kann viel mehr. Das zeigen Demonstrationsversuche auf Modellbetrieben der Wasserrahmenrichtlinienberatung.

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Betrachten wir zunächst das Saatverfahren. Wenn wir davon aus­gehen, dass heiße, trockene Bedingungen zur Zwischenfruchtaussaat künftig eher die Regel, als die Ausnahme sind, kommt es darauf an, wassersparend zu wirtschaften. Das heißt, den Boden nur flach bzw. gar nicht zu bearbeiten.

Ein Vergleich auf Sandboden (Modell­betrieb Stefan Vogelsang, Rheda-Wiedenbrück) zeigte den Effekt einer flachen und tiefen Bodenbearbeitung auf die Zwischenfrucht: Vier Wochen nach der Aussaat – Saattermin 9. August – war sie auf den zuvor flach bearbeiteten Streifen aufgelaufen, während auf den tief bearbeiteten Abschnitten noch keine Keimlinge zu sehen waren. Vermuteter Grund: In den nur flach bearbeiteten Streifen stand mehr Wasser zu Verfügung. Weniger gelockertes Bodenvolumen bedeutet dabei weniger Verdunstungsoberfläche, zudem unterbricht der flache Schnitt den ­kapillaren Aufstieg des Wassers.

Um die Erfahrungen abzusichern und weitere Aspekte zur Aussaattechnik, zum Aussaatzeitpunkt sowie zur Art der Zwischenfruchtmischung zu untersuchen, wurden 2023 weitere Demoflächen auf dem Modellbetrieb Schmale in Rahden angelegt.

Den Initiatoren war es dabei wichtig, neben den Effekten der Direktsaat auch Fragen wie „Ist ein flacher Stoppelsturz vor der späteren konventionellen Zwischenfruchtbestellung lohnenswert?“ oder „Muss es unbedingt die teure und aufwendige Drillsaat sein?“ zu beant­worten. Welche Geräte bzw. Geräte­kombinationen eingesetzt wurden, zeigt die Übersicht.

Enorme Aufwuchsmengen

Die Direktsaat erfolgte einen Tag nach der Triticaleernte am 11. August, die „konventionelle“ Saat am 25. August, jeweils mit oder ohne vorherigem Stoppelsturz am 11. August.

Gut drei Monate später wurden ausgewählte Varianten bodennah abgeschnitten, gewogen, homogenisiert und zur Inhaltsstoff- und TS-Bestimmung ins Labor gebracht.

Um eine sichere Vergleichbarkeit herstellen zu können, erfolgte die Umrechnung der Frischmasseerträge (FM) je Hektar auf Trockenmasse. Aber trotzdem: Innerhalb von nur zwölf Wochen erreichte die Direktsaatvariante einen Ertrag von 47 t FM/ha mit über 200 kg gebunde­nem N/ha. Selbst die betriebsübliche Saatvariante Kreiseleggen-Drillkombination bzw. die extensivere Variante mit Grubber und APV-Streuer brachten es noch auf über 100 kg N/ha im Aufwuchs.

Diese Zahlen decken sich mit denen aus an­deren Jahren und in ande­ren Modellbetriebs­demo­anlagen. So wurde beispielsweise auf einer Fläche in Haltern abwechselnd ein Streifen in Direktsaat und in Mulchsaat (mehrfach wiederholt) ausgesät. Die Direktsaat hatte dort mit 129 kg oberirdisch gebundenem N/ha mehr als doppelt so viel gebunden wie die Mulchsaat mit 58 kg N/ha. Auch die Trocken­masse des Aufwuchses verbuchte mit 3391 kg TS/ha das 1,4-Fache des Aufwuchses der Mulchsaat­variante mit 2468 kg TS/ha.

Saubere Ablage im Vorteil

Zurück zur Demoanlage aus dem Jahr 2023. Hier konnte nicht nur die frühe Direktsaat durch das ­große Stickstoffbindungspotenzial überzeugen. Auch die genaue, aber teure Aussaat mittels Kreiselegge und Sämaschine sowie der flache Stoppelsturz haben Vorteile.

Zu erklären ist das mit der deutlich sichtbaren Konkurrenz durch Ausfall­triticale, die sehr lange in den Varianten ohne Scheibeneggen­einsatz zu erkennen war. Darüber hinaus führte die genauere Aussaattechnik mit Kreiselegge und Sämaschine mit vorhergegangenem Stoppelsturz trotz einer um 14 Tage späteren Saat zu höheren Aufwuchs- und gebundenen Stickstoffmengen als die extensive Direktsaat mit Grubber und APV-Streuer.

Die Mischung macht’s

Darüber hinaus zeigt der Vergleich zwischen der biodiversen Zwischenfruchtmischung und der Reinsaat von Senf und Grün­roggen, was viele andere Studien in der Vergangenheit schon belegt ­haben: Die Mehrkomponenten­mischung hat im Vergleich zum Senf und Rettich in Reinsaat ober­irdisch im Durchschnitt das 2,7-Fache an N/ha gespeichert.

Verschiedene Pflanzenarten fördern ganz individuell spezielle Mikroorganismen. Somit fördern Zwischenfruchtmischungen mit mehreren Arten eine Bandbreite des Mikrobioms im Gegensatz zur Saat von Einfachkomponenten.

Neben der Anzahl der Komponenten in einer Zwischenfruchtmischung sind auch die Pflanzen­gattungen und Pflanzenfamilien sowie ihr Samenanteil in den Mischungen entscheidend. Zusätzlich zu bekannten Arten wie Kreuzblütler (zum Beispiel Senf) oder Korbblütler (Sonnenblume) sind Leguminosen von Vorteil. Durch ihre Symbiose mit Bakterien in den Wurzelknöllchen fixieren sie Luftstickstoff und machen ihn für die Pflanzen verfügbar. Es ist jedoch nicht nur der stickstoffbildende Prozess, der den Vorteil darstellt. Das Foto unten zeigt ebenfalls eine Demoanlage auf ­einem Modellbetrieb der Wasserrahmenrichtlinie in Brakel-Beller.

Auf den dunklen Flächenanteilen wurde dieselbe betriebsübliche Zwischenfruchtmischung gesät, wie auf den hellen. Der einzige Unter­schied bestand in zusätz­lichen 50 kg/ha Ackerbohnen. Durch Bakterien­tätigkeit wären höhere Nmin-Werte zu erwarten. Begleiten­de Nmin-Untersuchungen konnten aber keine erhöhten Ammoniumstickstoffgehalte (NH4-N) nach­weisen.

Ein Grund für die verbesserte Versorgung der Pflanzenarten in den dunklen Streifen könnte mit dem Begriff „Rhizophagie“ zu erklären sein. Bisher ging man in der Pflanzenernährung davon aus, dass sich Pflanzen nur von im Boden gelösten anorganischen Ionen wie zum Beispiel Nitraten oder Phosphaten ernähren. Neueste Forschungs­ansätze begründen aber auch eine Pflanzenernährung durch organische Nährstoffe. Rhizophagie bedeutet fressende Wurzel. Pflanzen nehmen Mikroben, das heißt Bakterien und Pilze, über das Wurzelspitzenmeristem auf. Das tun sie, indem sie Kohlenhydrate und andere Wurzelausscheidungen abgeben, um die Mikroben zu füttern. Diese wiederum haben Nährstoffe aus dem Boden aufgenommen und werden von den Pflanzen genutzt.

Risiko: Große Strohmengen

Die Direktsaat von Zwischenfrüchten ermöglicht es, in kurzer Zeit viel Biomasse für den Boden und das dortige Bodenleben zu erzeugen. Dieses Mehr an Biomasse – im Vergleich zu Saatverfahren mit späteren Aussaatzeitpunkten – spiegelt sich auch in der Stickstoffaufnahme und Speicherung wider. Gerade für das Wirtschaften in ­„roten Gebieten“ ergibt sich daraus ein Einsparpotenzial für die folgende Sommerung.

Nicht zu unterschätzen sind die Strohmengen (Gefahr des Hairpinnings) und besonders nach Wintergerste die Konkurrenzkraft des Ausfallgetreides. Hier gilt es, eine gute Saatgutablage hinzubekommen. Nichtsdestotrotz bietet die Aussaat einer Zwischenfrucht eine gute Möglichkeit, sich mit dem Thema Direktsaat auseinander­zusetzen. Letztlich sind Anfängerfehler bei der Zwischenfrucht eher zu verkraften, als bei einer Hauptfrucht.

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