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topplus Integrierter Pflanzenschutz

Biologische Mittel – wie ist der Stand?

Das Interesse an biologischen Fungiziden und Insektiziden nimmt zu. Mittlerweile gibt es immer mehr Produkte, die sich auch für die großen Kulturen wie Raps oder Soja eignen.

Lesezeit: 4 Minuten

Wir sprachen mit Dr. Stefan Tresch, Leiter BioSolutions bei BASF, über biologische Pflanzenschutzmittel:

Herr Dr. Tresch, wie stark steigt zurzeit die Nachfrage nach biologischen Mitteln?

Tresch: Wir sehen momentan in Europa und auch in allen anderen Regionen ein starkes Marktwachstum, das getrieben wird von dem Bedarf der Landwirte nach neuen Werkzeugen zur Kontrolle von Pilzen und Insektenschädlingen. Gleichzeitig bieten biologische Pflanzenschutzprodukte Lösungen in puncto Resistenzmanagement und Limitierung von Rückständen in der Frucht.

Aktuell werden biologische Mittel vor allem in Obst und Gemüse eingesetzt, insbesondere dort, wo man es unter geschützten Bedingungen bzw. in Gewächshäusern anbaut. Wir sehen jedoch ein großes Wachstumspotenzial im Freilandanbau, z. B. in Reihenkulturen wie Mais oder Soja. Und dort nicht nur zur Saatgutbehandlung, die bereits jetzt weit verbreitet ist, sondern auch als Boden- und Blattanwendung.

Woraus bestehen biologische Fungizide oder Saatgutbehandlungsmittel?

Tresch: Wir entwickeln beides aus natürlich vorkommenden Verbindungen oder Mikroorganismen, die wir isolieren und verbessern. Unsere  Biofungizide  wie Serifel bekämpfen z. B. mithilfe von verschiedenen Wirkmechanismen ein breites Spektrum von Krankheitserregern in vielen Kulturen auf natürliche Weise. Basierend auf dem nützlichen Bakterium Bacillus amyloliquefaciens, Stamm MBI 600, bildet Serifel einen starken Schutzschild um die Pflanzen herum. Es produziert aktiv antimykotische Stoffwechselprodukte, schaltet Bakterien und Pilzerreger physikalisch aus und entzieht ihnen die Nährstoffe.

Ein weiteres Beispiel ist Integral Pro, ein  biologisches  Saatgutbehandlungsmittel , das Raps schützt und stärkt. Es siedelt sich an und bildet einen Biofilm um die Pflanzenwurzeln herum. Dieser stimuliert die natürlichen pflanzlichen Abwehrkräfte und reduziert so das Auftreten von bodenbürtigen Krankheiten, insbesondere Phoma lingam, und Schäden durch Flohkäfer. Integral Pro kann als ergänzende Maßnahme zu einem Pflanzenschutzprogramm dienen.

Gibt es auch biologische Insektizide?

Tresch: Insgesamt umfasst das Portfolio von BioSolutions eine Reihe von Produkten, darunter Fungizide, Insektizide, Nematizide und Inokulanzien für die Nährstoffversorgung. Sie sind alternative bzw. ergänzende Lösungen zu chemischen Behandlungen im Rahmen intelligenter Programme zur integrierten Schädlingsbekämpfung (IPM).

Ein Beispiel für ein  biologisches Insektizid  ist Velifer. Es wird aus einem Stamm (PPRI 5339) von Beauveria bassiana hergestellt. Der entomopathogene Pilz kontrolliert wirksam die Populationen von z. B. Weißen Fliegen, Blattläusen oder Milben. Er ist in der Lage, Insektenpopulationen zu kontrollieren, die gegen einige herkömmliche Insektizide Resistenzen gebildet haben.

Weitere Vorteile sind, dass es nach der Anwendung keine Wartezeit gibt, kein Risiko von Rückständen auf den Früchten besteht und eine hohe Kompatibilität mit Nützlingen vorhanden ist. Velifer kann man kurz vor der Ernte ausbringen – auch in Kombination mit anderen biologischen Produkten.

„Künftig wird es für den konventionellen und biologischen Pflanzen- schutz Platz geben.“

Wie erfolgt die Zulassung im Vergleich zu chemischen Mitteln?

Tresch: Viele Länder haben Vorschriften zugunsten biologischer Pflanzenschutzprodukte eingeführt. Dabei geht es um zwei Kernpunkte: Erstens lässt sich die Zeitspanne zwischen der Einreichung eines Dossiers und der Zulassung der Produkte verkürzen. So dauert z. B. ein Markteintritt in den USA oder Brasilien nur ein bis zwei Jahre, während chemische Mittel in den gleichen Ländern meist frühestens nach drei bzw. fünf Jahren zugelassen werden.

Der zweite Punkt betrifft die Datenanforderungen. Weltweit haben die Behörden spezifische Leitlinien aufgestellt, um die Risikobewertung an die Besonderheiten dieser Produkte anzupassen. Insgesamt haben sich die Anforderungen und Kosten dadurch reduziert.

Werden biologische Mittel künftig ein fester Bestandteil der Kulturführung?

Tresch: Wir sind der festen Überzeugung, dass es sowohl für den konventionellen als auch für den biologischen Pflanzenschutz Platz gibt. Die Kombi aus beidem ist der Weg der Zukunft.

Bei Obst und Gemüse sind biologische Pflanzenschutzpraktiken neben konventionellen Produkten bereits ein fester Bestandteil der Kulturführung. Und in puncto Saatgutbehandlung schützen schon z. B. verschiedene Bacillus-Stämme Soja vor schädlichen Nematoden. In Zukunft werden biologische Mittel noch deutlich breiter eingesetzt werden – da bin ich mir sicher.

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