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Strategie vorgelegt

Brandenburg will Pflanzenschutzmitteleinsatz bis 2030 halbieren

Das Landwirtschaftsministerium in Brandenburg strebt eine Halbierung des Einsatzes chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel bis 2030 an. Allerdings fehlen ausreichend wirksame Alternativen.

Lesezeit: 3 Minuten

Das grün geführte Landwirtschaftsministerium in Brandenburg hat jetzt das Ziel ausgegeben, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis zum Jahr 2030 „nach Möglichkeit“ zu halbieren. Dieses findet sich in der „Strategie zur Reduktion der Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel (PSM) in Brandenburg“, die in einer Fachveranstaltung vorgestellt wurde.

Dadurch sollten die Artenvielfalt geschützt und negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, die Natur und Gewässer begrenzt werden, begründete das Agrarressort die Zielsetzung am Donnerstag in einer Presseinformation.

An EU-Green Deal-Vorgaben orientiert

In der Strategie seien Instrumente beschrieben, um landwirtschaftliche Betriebe beim Ergreifen von Maßnahmen zu unterstützen, erklärte Staatssekretärin Anja Boudon. Hier setze das Ministerium auf Zusammenarbeit, innovative Ansätze, eine anwendungsorientierte Forschung sowie Beratung. Mit der Zielsetzung orientiert sich Brandenburg laut Boudon auch an den Vorgaben des europäischen Green Deals und setzt ein Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag um.

Das Landwirtschaftsministerium stellte ergänzend fest, dass in vielen landwirtschaftlichen und gärtnerischen Kulturen bisher nicht ausreichend wirksame alternative Verfahren zur Verfügung stünden. Der Ausbau dieser Alternativen sei eine wichtige Voraussetzung dafür, den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel weiter zu reduzieren und trotzdem qualitativ und quantitativ gut zu produzieren.

Mehr Ökofläche gewünscht

Als eine Maßnahme zur Senkung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes wird in der Strategie die Erhöhung des Anteils ökologisch bewirtschafteter Flächen genannt, der in dem Bundesland zuletzt bei 15% lag. Die Anlage von landwirtschaftlich genutzten Gewässerrandstreifen, das Verbot der Anwendung chemischer Mittel in Gebieten mit Bedeutung für den Naturschutz sowie der freiwillige Verzicht in Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Gebieten seien weitere Stellschrauben für die Reduzierungen, heißt es in dem Papier.

Verwiesen wird ferner auf die Möglichkeit, den Einsatz alternativer Pflanzenschutzmaßnahmen gezielt zu fördern oder Maßnahmen zur Biodiversität zu unterstützen. Darüber hinaus setzt das Ministerium auf den Ausbau des Integrierten Pflanzenschutzes durch Digitalisierung und innovative Techniken. Die Beratung zum Pflanzenschutz soll stärker als bisher alle Erkenntnisse zu vorbeugenden Maßnahmen, biologischen Mitteln sowie alternativen Verfahren berücksichtigen.

Schlechte Begründung: SUR-Vorschlag gescheitert

Derweil warnte der Landesbauernverband Brandenburg (LBV) vor pauschalen Vorgaben zur Reduzierung der Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel. Eine Halbierung der Einsatzmengen bis 2030 entbehre jeglicher fachlichen Grundlage. Sie stehe den Kernzielen einer Landwirtschaft entgegen, die Versorgungssicherheit gewährleisten, Qualität erzeugen als auch den Einsatz von Ressourcen effektiv gestalten wolle.

Der LBV-Ackerbauausschuss kritisierte zudem, dass das Ministerium zur Rechtfertigung seines Reduktionsziels auf den gescheiterten Vorschlag der EU zur Halbierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes bis 2030 im Rahmen der Sustainable Use Regulation (SUR) verweise. Dieser sei im November 2023 im EU-Parlament abgelehnt worden, und auch die EU-Kommission verfolge dieses Ziel vorerst nicht weiter.

Für den LBV ist damit keine Abkehr der Landwirte von den Zielen des Umweltschutzes verbunden, sondern nach Jahren einer Auflagenflut werde endlich die fachliche Kompetenz des Berufsstandes und dessen Verantwortungsbewusstsein für die natürlichen Ressourcen anerkannt.

„Pflanzenbau ist kein statisches Verfahren, sondern biotischen Faktoren unterlegen“, unterstrich der Vorsitzende des LBV-Ackerbauausschusses, Thomas Goebel. Jedes Jahr habe seine klimatischen und pflanzenbaulichen Besonderheiten. Der Landwirt müsse seine Strategie flexibel an Schädlingsdruck und Ungräser anpassen können, betonte Goebel. Ein starres Reduktionssystem sei gerade am Standort Brandenburg fehl am Platz.

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