Thermische Verfahren zur Behandlung von Saatgut mit Dampf und Warmwasser haben ein großes Potential, die keimenden Nutzpflanzen vor Krankheiten zu schützen. Zu diesem Ergebnis sind Wissenschaftler der Schweizer Forschungseinrichtung Agroscope gekommen.
Im Fokus standen die Pflanzenkrankheiten Schneeschimmel, Stinkbrand und Flugbrand bei Getreidesaatgut. Im Labor sei analysiert worden, wie keimfähig und gesund die Samen nach der Behandlung seien. Dabei seien die Vorteile einer Dampfbehandlung gegenüber anderen Methoden deutlich geworden. Diese habe eine kurze Behandlungszeit, sei kostengünstig und wirke gegen Krankheiten, die sich außen auf dem Korn befänden, so die Forscher.
Nachteilig sei allerdings, dass der Dampf im Vergleich zum kostenintensiven Warmwasserbad nicht gegen Krankheiten helfe, die sich im Inneren des Samens befänden, wie zum Beispiel die Flugbranderreger.
Die Leiterin des Projekts „Alternative Behandlungen von Getreidesaatgut“ bei Agroscope, Karen Sullam, zeigte sich dennoch überzeugt, dass die Dampfbehandlung, kombiniert mit einer verbesserten Krankheitsdiagnostik, dazu beitragen werde, den Einsatz von chemisch-synthetischen Saatgutbeizungen zu verringern und gleichzeitig gesundes Getreide zu produzieren.
Um auch den Schutz gegen Krankheitserreger im Samenembryo zu verbessern, sei es wichtig, die Diagnosemöglichkeiten zu verbessern. Nach Ansicht der Wissenschaftler ist eine Umstellung von der herkömmlichen Saatgutbeizung zur Dampfbehandlung in der Praxis möglich. Jahre mit anspruchsvollen Witterungsbedingungen und hohem Krankheitsdruck könnten jedoch eine Herausforderung sein. Zudem müsse der Prozess der Saatgutzertifizierung angepasst werden, indem vorgängig durch einen Test in kleinem Maßstab die optimale Behandlungsbedingung für jeden Saatgutposten ermittelt werde.