Besonders im Pflanzenschutz kommen moderne Hilfsmittel zum Einsatz: Die traditionelle Gelbschale zur Ermittlung von Schadinsekten im Rapsanbau bekommt zunehmend digitale Konkurrenz. Digitale Gelbschalen, ausgestattet mit Kamera, Solarpanel und einer Software mit Künstlicher Intelligenz (KI), erleichtern die Überwachung und Bekämpfung von Schädlingen erheblich.
„Die digitale Gelbschale eignet sich besonders für weit entfernte Flächen. Statt langer Anfahrtswege kann ich die Schalen per App direkt auf meinem Handy kontrollieren und dabei nicht nur erkennen, ob der Zuflug der Schadinsekten stattgefunden hat, sondern auch welche Käfer in der Gelbschale sind“, erklärt Sebastian Elsner, Nebenerwerbslandwirt und Berater für Pflanzenschutz bei der Landwirtschaftskammer Northeim, gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.
Früh über notwendige Pflanzenschutzmaßnahmen entscheiden
Fünf digitale Gelbschalen, die verteilt in Südniedersachsen sowohl auf seinen als auch auf Rapsfeldern seiner Beratungslandwirte stehen, hat der 42-Jährige in seinem Dienstgebiet Göttingen fest im Blick und kann frühzeitig über notwendige Pflanzenschutzmittelmaßnahmen entscheiden.
Ob Rapsstängelrüssler, Rapsglanzkäfer, gefleckter Kohltriebrüssler oder Rapserdfloh: Angelockt von der gelben Farbe, fliegen die drei erstgenannten Schädlinge direkt die digitale Gelbschale an. Nur der Rapserdfloh springt eher zufällig und unvermittelt in das Gefäß.
„Zwei Mal täglich fotografiert die Kamera den Inhalt der Gelbschale. Die Bilder werden per Mobilfunk übermittelt und von der KI ausgewertet“, erläutert Elsner. Die KI erkennt, markiert und zählt die Schädlinge. Das System zeigt dem Landwirt, welche Käfer in welcher Anzahl vorhanden sind und per Farbindikator – von Grün über Gelb bis Rot –, ob die Schadschwelle erreicht wurde.
KI kann zwischen Insekten, Dreck oder Dünger unterscheiden
Die dafür notwendige Energie bezieht die moderne Schädlingsüberwachung über ein Solarpanel, und ein spezielles Wasserreservoir schützt vor Austrocknung. Vorteilhaft sei laut Elsner der vom Hersteller bereitgestellte Tiererkennungsalgorithmus.
„Die KI kann zwischen Insekten, Dreck oder Düngemitteln unterscheiden und erweitert kontinuierlich ihre Erkennungsfähigkeit“, zeigt sich der Fachberater zufrieden. Selbst bei schlechtem Wetter bleibt das System funktionsfähig. Zudem liefert die digitale Gelbschale wertvolle Daten an das Informationssystem für integrierten Pflanzenschutz (ISIP), was zur besseren Schädlingsüberwachung beiträgt.
Auch Christoph Stichnothe aus Salzhemmendorf im Weserbergland setzt seit letztem Jahr auf digitale Gelbschalen. „Die Installation war einfach, die Bilder sind scharf und das Reinigen sowie das Zurücksetzen funktionieren problemlos“, berichtet der 49-jährige Landwirt, der seine beiden Gelbschalen an exponentiellen Schädlingsstandorten einsetzt und dafür Mobilfunk- und Lizenzgebühren zahlt.
Achtung: Schadschwelle überschritten
Die Entscheidung für die moderne Technik hat sich für ihn ausgezahlt: „Am Montag zeigte mir die App, dass die Schadschwelle überschritten wurde – also konnte ich rechtzeitig reagieren. Bei den alten Gelbschalen hat man manchmal die Kontrolle vergessen und war einen Tag zu spät.“
Für Stichnothe, der auf 500 ha Ackerbau betreibt kombiniert mit Legehennenhaltung, Enten, Gänsen und Schafen sowie Direktvermarktung, überwiegen die Vorteile der digitalen Gelbschale: weniger Fahrten zu entfernten Feldern, eine präzisere Überwachung und eine schnellere Entscheidungsfindung.
Dennoch bleibt er realistisch: „Letztendlich können beide Gelbschalen dasselbe. Man muss zwar einmal mehr pro Woche Wasser nachfüllen, spart aber tägliche Fahrten. Jeder Landwirt muss für sich entscheiden, ob sich die Investition lohnt.“
Stichnothe als auch Elsner sind überzeugt, dass moderne Technologien in der Landwirtschaft – wie die Einführung digitaler Gelbschalen – nicht nur Umwelt und Ressourcen schonen, sondern für viele Landwirte eine deutliche Erleichterung im Alltag bewirken können – ein Trend, der sich wohl weiter durchsetzen wird.