Körnerhirse (Sorghum bicolor) stammt ursprünglich aus Afrika. Als C4-Pflanze kommt die Kultur besonders gut mit heißen Temperaturen zurecht und kann sich mit ihrem tief reichenden Wurzelsystem Wasser und Nährstoffe gut aus tieferen Bodenschichten erschließen.
Mit der Rispenhirse, die bis ins 20. Jahrhundert z. B. in Brandenburg angebaut wurde, ist Körnerhirse trotz des ähnlichen Namens botanisch nur entfernt verwandt. Kreuzungen von Körnerhirse mit dem schilfähnlichen Sudangras stehen häufiger als Biogassubstrat im Anbau.
Sortenwahl
Während Biomassetypen bis zu 4 m hoch wachsen können, werden Sorten zur Körnernutzung bis zu 1,5 m groß und gelten als standfester. In Deutschland sind nur wenige Sorten zugelassen. Für den Anbau hierzulande eignen sich vor allem frühreife Sorten.
Darüber hinaus gibt es rotkörnige und weißkörnige Typen. Letztere sollen weniger von Vogelfraß betroffen sein.
Standort und Fruchtfolge
Tiefgründige und lehmige Böden sind optimal für Körnerhirse. Kalte und nasse Standorte verträgt die Kultur nicht. In der Fruchtfolge ist sie selbstverträglich und unkompliziert, vor allem weil sie keine Wirtspflanze für den Maiswurzelbohrer ist, und auch Maiszünsler richten keine Schäden an.
Daher eignet sie sich zum Auflockern enger Maisfruchtfolgen. Allerdings sollte Körnerhirse nicht in enger Fruchtfolge mit Zuckerrüben angebaut werden, um Rhizoctoniabefall nicht zu befördern.
Aussaat
Die Aussaat empfiehlt sich ab Mai, da Sorghum mindestens 12 °C Bodentemperatur zum Keimen benötigt und zudem frostempfindlich ist. Die Aussaat kann in Reihensaat oder Einzelkornsaat erfolgen, mit Reihenweiten zwischen 15 und 75 cm.
Das Saatbett sollte sehr feinkrümelig und gut rückverfestigt sein. Die empfohlene Ablagetiefe liegt bei 2 bis 5 cm.
Pflanzenschutz
Bekämpfungswürdige Krankheiten oder Schädlinge gibt es in Deutschland zurzeit noch nicht. Bei feuchter Witterung kann Rhizoctonia zu Lager führen. Auch Vögel und Drahtwürmer können Schäden bei den Keimlingen anrichten.
Sorghum entwickelt sich in der Jugend langsam, daher ist es wichtig, die Fläche frei von konkurrierenden Unkräutern zu halten. Ab dem 3-Blattstadium kann man zugelassene Herbizide wie Stomp Aqua oder Gardo Gold einsetzen. Die Bekämpfung von Unkrauthirse kann sich teils schwierig gestalten. Sorghum lässt sich gut in der Reihe hacken.
Düngung
Sorghum benötigt pro Hektar etwa 240 kg Stickstoff, 100 kg Phosphat, 250 kg Kalium und 80 kg Magnesium. Körnerhirse gilt als guter Verwerter von Wirtschaftsdüngern.
Ernte
Die Pflanze lässt sich mit üblicher Technik häckseln oder dreschen, je nach Nutzung. Die Körnerernte fällt in die letzten Septemberwochen bzw. in den Oktober, wenn sich die oberen Rispen öffnen. Sie erfolgt mit einem hoch eingestellten Getreideschneidwerk, der nur die Rispen erfasst.
Die Kornerträge erreichten bei Anbauversuchen in Rheinland-Pfalz rund 60 bis 80 dt/ha (bei 75 % TS im Korn). In trockenen Regionen sollen die Erträge grundsätzlich stabiler sein als die von Körnermais.
Nutzung und Vermarktung
Einen richtigen Markt für Körnerhirse gibt es in Deutschland aktuell noch nicht. Der Futterwert lässt sich mit dem von Körnermais vergleichen. Der Rohproteingehalt der Körner ist etwas höher, die Verdaulichkeit dafür etwas geringer.
In den Versuchen des Projekts Lupi-Hirse-Huhn zeigte sich, dass Sorghum den Mais in Geflügelrationen vollständig ersetzen kann. Zudem eignet sich Sorghum als glutenfreie, nährstoffreiche Getreide-Alternative in der menschlichen Ernährung.
Hinweis: Bei Stress reichern die Pflanzen ihre Blätter mit Blausäure an. Soll z. B. Sorghum-Silage mehr als 10 % einer Futterration ausmachen, empfiehlt es sich, die Blausäuregehalte zu analysieren.
Quelle: LfL, DMK, EIP Lupi-Hirse-Huhn