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topplus Für Boden und Bestand

Mit Kalk bessere Bestände im Grünland

Zum Düngen gehört auch, Wiesen und Weiden regelmäßig zu kalken. Das tut nicht nur dem Boden gut, sondern auch dem Bestand – insbesondere, wenn man Leguminosen langfristig etablieren will.

Lesezeit: 10 Minuten

Unser Autor: Max Schmidt, Kalk- und ­Bodenspezialist

Jahrzehntelang hat man im Grünland auf gräserreiche Bestände mit einer hohen Düngung durch Gülle und damit durch Stickstoff (N) gesetzt. Allerdings ist die Nutzungselastizität sehr gering: Passt die Witterung nicht, sodass die Flächen nicht befahrbar sind, ist die Qualität im Grünland schnell dahin. Das zeigt sich auch dieses Jahr: Durch den nassen Winter konnten viele Landwirte erst spät Düngen. Das warme Frühjahr hat jedoch das Gräserwachstum stark angeregt.

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Schlimmstenfalls verdrängen Gemeine Rispe, Sauergräser oder breitblättrige Unkräuter wertvolle Futtergräser. Notwendig sind dann eine ständige Nachsaat bzw. eine Grün­land­er­neuerung.

Viele Flächen unterversorgt

Scheinbar haben viele Betriebe auf ihrem Grünland in den letzten Jahrzehnten nur noch Gülle und N-haltige Dünger ausgebracht und die Kalkung vernachlässigt. So lassen sich zumindest die Ergebnisse des Thünen-Institut lesen, das von 2012 bis 2018 im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) eine Bodenzustandserhebung durchgeführt hat. Dazu untersuchten die Forscher in einem Raster von 8 x 8 km  über 3.000 landwirtschaftlich genutzte Flächen. Die pH-Wert-Messungen ergaben, dass 57 % der Grünlandböden in der Kalkversorgungsstufe A und B (sehr niedrig und niedrig) liegen.

Auf solchen Flächen mit Kalk unterversorgten Flächen ist es unmöglich, Leguminosen auf Dauer zu etablieren und ein gutes Futter für Milchkühe zu erzeugen. Wertvoll ist gutes Grünland nicht nur für den Betrieb, sondern auch für das Klima: Die Humusmessungen des Thünen-Instituts ergaben außerdem, dass im Bodenhumus des Grünlandes doppelt so viel Kohlenstoff­dioxid (CO2) gespeichert ist als auf Ackerland – und auch mehr als im Waldboden. Diese Leistung des Grünlandes sollte man in Zeiten des Klimawandels mehr wertschätzen.

Kalk: Wertvoll für Boden und Pflanze

Kalkdünger regulieren nicht nur den pH-Wert, sondern versorgen Böden und Pflanzen auch mit den wichtigen zweiwertigen Kationen Kalzium (Ca2+) und Magnesium (Mg2+). Das Ca2+ kann am besten die Kolloide flocken und Ton/Humuskomplexe sowie Aggregate bilden. Es verkittet den Regenwurmkot zu stabilen Krümeln und unterstützt damit das Bodenleben. Krümelige Böden infiltrieren und speichern mehr Wasser; sie  sind zudem widerstandsfähiger gegen Verdichtungen. Bei einem optimalen pH-Wert und einer achtsamen Bewirtschaftung können je Hektar 2.000 bis 3.000 kg Regenwürmer jährlich mehr als 100 t lebendverbaute, druckstabile und elastische Krümel produzieren und dabei Humus aufbauen.

Wie wertvoll Kalk ist, zeigt sich auf dem 1933 angelegten ältesten Grünlandversuch in Steinach (Bayern): Vor der einseitigen Stickstoffdüngung war die Grünlandnutzung durch eine aus­gewogene harmonische Düngung mit Wirtschaftsdüngern, Thomasmehl, Kalium (K) und wenig N geprägt. Thomasmehl war eine gemahlene, kalkreiche und phosphathaltige Schlacke aus der Stahlproduktion und brachte 3 kg Kalk je kg Phosphat (P2O5) mit.

Diese Strategie funktioniert langfristig und auch heute noch. In dem Versuch bringt die P/K-Variante – ohne Stickstoff, mit 300 kg/ha Kalk (CaO) und 30 % Leguminosen – konstant Erträge über 90 dt Trockenmasse (TM). Die Höchsterträge bringt die Variante „Jauche plus Thomasmehl“ mit über 100 dt/ha TM. Zudem sind die Pflanzenbestände auf den Thomasmehlvarianten seit Jahrzehnten stabil. In den einseitig mit N und K gedüngten Varianten zeigen sich die Bestände hingegen extrem entartet und die Böden degradiert.

Mehr und mehr Betriebe bedienen sich dieser Erfahrungen und verbessern ihre Grünlandböden durchs Kalken. Dieser bessere Zustand und ein geringeres N-Düngeniveau ist auch wichtig, um Leguminosen auf Dauer zu etablieren. Mit kleebetonten Rationen vom Grünland lassen sich Grundfutterleistungen von 5.000 l und mehr erzielen.

Wie viel Kalk ist notwendig?

Der Kalkbedarf hängt von der Versorgungsstufe des Bodens ab. Auf jedem Betrieb liegt eine aktuelle Bodenuntersuchung vor, die nicht älter als sechs Jahre ist. Wer erfolgreich Weiß- und Rotklee  nachsäen will, sollte bei allen Flächen in den Versorgungsstufen A, B und C zuerst kalken. Für die Versorgungsstufen A und B auf mittleren bis schweren Böden liegen die Bedarfsmengen bei 5 bis 10 t/ha kohlensaurem Kalk.

Für die Versorgungsstufe C sollten Sie die Kalkgabe nicht zu knapp wählen, wenn die Nachsaat erfolgreich sein soll und schon mehrere Jahre nicht mehr gekalkt wurde. Mit 2 bis 3 t/ha (200 bis 300 g/m2) liegen Sie immer richtig.

Für magnesiumbedürftige Böden stehen überall kohlensaure Magnesiumkalke mit bis zu 35 % Magnesium zur Verfügung. Regional sind Mischungen von Kalk mit Phosphat, Schwefel und Holzasche beim landwirtschaftlichen Fachhandel im Angebot. Sämtliche Kalke für das Grünland werden angefeuchtet lose mit dem Kipper-Lkw frei Hof oder Feldrand geliefert.

Sobald die Flächen befahrbar sind, lassen sich diese Kalke mit Feuchtkalkstreuern das ganze Jahr über ausbringen. Auch über die Gülle lässt sich Kalk aufs Grünland bringen, wie Sie unter „Drinnen und Draußen“ lesen.

Kalk im Stall ­sinnvoll nutzen

Die Kalkanwendung im Stall ist seit 2000 als Verfahren aus der Praxis für die Praxis zum Selbstläufer geworden. Mittlerweile werden jährlich 200.000 t Kalkprodukte in Deutschlands Kuhställen eingestreut: als Kalk-Strohmatratze und Calzeobett, in Form von DLG-geprüften Hygieneeinstreukalken, oder als einfaches Kalksteinmehl. Betriebe, die Kalk in größeren Mengen verwenden, z. B. in der Kalkstrohma­tratze und dabei jeden m3 Gülle mit 10 bis 20 kg Kalk anreichern, berichten nicht nur von einem besseren Stallklima und einer angenehm riechenden, homogenen sämigen Gülle, sondern auch noch von einer besseren Nährstoffwirkung und gesünderem Futter. Da es sich bei Rindergülle um eine kalziumarme aber stickstoff- und kalireiche Salzlösung handelt, ist jede Tonne Kalk, die Sie im Stall anwenden, für Gülle, Boden, Pflanzen und Kühe ein Gewinn.

Düngestrategie bei leguminosenreichen Beständen

Die Vorteile von leguminosenreichen Beständen ist, dass

  • die Leguminosen durch ihre Symbiose mit Knöllchenbakterien Luftstickstoff in eine pflanzenverfügbare Form überführen,

  • leguminosenreiche Pflanzenbestände mehr Protein und höhere Energie-, Mineral- und Wirkstoffgehalte enthalten und

  • dass die Nutzungselastizität erhöht wird. Denn artenreiche Bestände aus Gräsern, Kräutern und Leguminosen muss man nicht so punktgenau ernten wie grasreiche- oder reine Grasbestände. Zudem behalten sie über einen längeren Zeitraum eine gute Verdaulichkeit.

Ein weiterer Vorteil: Durch einen ausreichend strukturwirksamen Faseranteil der Leguminosen produzieren Kühe beim Wiederkauen basischen Speichel. Dieser beugt mit hohen Gehalten von basischen Kationen einer Pansenazidose vor, hält den Pansen-pH bei 6,3 bis 6,8, die Kühe bleiben gesund und fruchtbar.

Reich an Leguminosen ist ein Grünland mit einem Anteil von 20 bis 50 % Weiß- und Rotklee. Solche Flächen ähneln Acker-Kleegras. Auf trockenen Kalkstandorte kann auch Luzerne mit oder statt Klee im Bestand stehen. Die größte Stellschraube zu leguminosenreichen Grünlandbeständen ist der pH-Wert der Böden. Leguminosen und wertvolle Gräser wie Weidelgräser und die trockenheitsresiliente Wiesenrispe gedeihen und etablieren sich bei schwach sauren bis neutralen Werten zwischen pH 6 und 7 am besten. Mit Kalkdüngern können Sie den Wert entsprechend beeinflussen, ebenfalls profitieren diätetisch wertvolle Futterkräuter.

Beachten Sie: Die von der VDLUFA em­pfohlenen pH-Werte für Grünland liegen je nach Bodenart zwischen pH 4,7 und 6,1. Für Leguminosen sind sie zu niedrig angesetzt. Die niedrigeren Werte gelten immer für die leichten, sandigen Böden, die höheren für die Lehm- und Tonböden. Für die einzelnen Bodenarten gelten die Versorgungsstufen von A (sehr niedrig) bis D (sehr hoch).

Bei der Düngung schon ans Füttern denken

Da sich die Leguminosen ihren Stickstoff aus der Luft holen, wirkt zu viel N im Boden negativ. Auch bei einem sehr hohem Ertragsniveau der Fläche reichen deshalb die in der Düngeverordnung erlaubten 170 kg N/ha über die Gülle aus. Bei entsprechender P/K-Ausgleichsdüngung geht es auch mit weniger Gülle. Falls Sie die Obergrenze der Düngeverordnung ausschöpfen können/müssen, führen Sie außerdem noch ausreichende Mengen K (ca. 240 kg/ha) und P2O5 (ca. 60 kg/ha) zu. Da Phosphat für Leguminosen sehr wichtig ist, empfiehlt sich in der Bodenversorgungsstufe A und B eine Ausgleichsdüngung. Die Abfuhr beträgt bei einem Ertrag von 100 dt/ha TM 70 bis 80 kg P2O5.

Exkurs Weidehygiene

In einem Versuch am Lehr- und Forschungszentrum in Raumberg-Gumpenstein (Österreich) zur Weidehygiene wurde die Wirkung von Branntkalk auf die Larven von Magen-, Darm- und Lungenwürmern getestet. Mit einer Aufwandmenge von 750 kg/ha ließ sich der Besatz um 90 % reduzieren. Mischkalk und zertifizierte Holzaschen in einer Aufwandmenge von 2 t/ha sind ebenfalls für solche Maßnahmen geeignet. Branntkalk eignet sich zudem, um Keime auf Treibewegen und Tränkeplätzen zu reduzieren.

Die Kaligehalte im Aufwuchs sind nach Futteranalysen bei regelmäßiger Rückführung des Entzuges über die Gülle auch in der Versorgungsstufe A ausreichend. Die derzeit geltende Düngeempfehlung führt unweigerlich zu einem Luxuskonsum von Kali. Wenn Sie die Futteranalysen auf die Mineralstoffe Ca, Mg, P, K, Na sowie die Anionen SO4-, und Cl- untersuchen lassen, haben Sie sowohl einen kompletten Überblick über die Nährstoffversorgung der Pflanzen als auch die Mineralstoffversorgung ihrer Kühe einschließlich des DCAB-Wertes im Futter.

Exkurs DCAB-Wert: Der DCAB-Wert ist das Verhältnis der Kationen K+ und Na+ zu den Anionen Cl- und SO4- und gibt Aufschluss darüber, ob eine Gefahr für den Krankheitskomplex Gebärparese/Milchfieber besteht und die Kuh in der Laktation gesund und fruchtbar bleibt. Während der Laktation sind Werte von 200 bis 400 und für Trockensteher Werte von 0 bis 100 anzustreben.

Den Wert errechnen Sie wie folgt:

DCAB (meq/kg TM) =

(g Na x 42,5 + g K x 25,6) -

(g Cl x 28,2 + g S x 62,3)

Um ungünstig hohen DCAB-Werten vorzubeugen, sollte der K-Gehalt in der Ration nicht über 15 g/kg TM liegen. Für das Pflanzenwachstum auf Grünland wären 15 bis 20 g K/kg TM im Aufwuchs ausreichend. In Bayern liegen die K-Gehalte von Grassilagen 1. Schnitt seit Jahren bei über 30 g und von Silomais bei über 10 g/kg TS. So ist es auf vielen Betrieben unmöglich, den empfohlenen Richtwert in der Ration einzuhalten. Vorbeugen können Sie durch eine Düngung mit Kalzium und Schwefel (S).

Mit Gips, Kalzium und ­Schwefel düngen

Dafür eignet sich Gips (Kalziumsulfat, CaSO4), der im Gegensatz zu den basisch wirkenden Kalkdüngern als wasserlösliches Neutralsalz den pH-Wert nicht beeinflusst. Wer Kalzium und Schwefel als CaSO4 gibt, erhöht die Kalziumkonzentration im Boden, mindert so den Luxuskonsum von Kali und verbessert zusammen mit einem höheren S-Gehalt den DCAB-Wert. Der S-Gehalt im Futter kann sich dabei fast verdoppeln. Jedes kg S bringt 1,3 g wasserlösliches Kalzium mit. Auf Moorböden hat Gips den Vorteil, dass er den pH-Wert nicht erhöht, die Kalziumversorgung aber gewährleistet.

Schwefel ist auch aus einem anderen Grund wichtig: Die Pflanze braucht den Nährstoff, um N effektiv zu verwerten und um Enzyme, Vitamine und Geschmacksstoffe zu bilden. Zudem ist Schwefel ein wichtiger Baustein der Proteine und S-haltigen essenziellen Aminosäuren. Allerdings ist Schwefel aus dem sauren Regen vor 50 Jahren nun zum Mangelfaktor geworden. Statt über 50 kg je ha und Jahr kommen über die Atmosphäre nur noch 5 bis 10 kg je Jahr. Es ist notwendig, mineralisch zu ergänzen – gerade auf leguminosenreichen Grünlandbeständen. Denn diese können dem Boden bis zu 40 kg S entziehen und die Pflanzen mit mehr als 3,5 g S/kg TM anreichern. Dazu braucht der Bestand jährlich  mehr als 50 kg S.

Weil die Gülle nur rund 20 kg S zurückliefert, sind unter Berücksichtigung der Auswaschungsverluste jährlich mindestens 40 kg/ha Schwefel mineralisch erforderlich. Wenn Sie sich beim Grünland auf eine rein organische Düngung beschränken, bietet sich als Schwefeldünger der Gips an. Gips ist im Wasser mit 2 g/l ausreichend löslich und im Vergleich zu anderen sulfathaltigen Düngern weniger auswaschungsgefährdet. Lose und im Big Bag werden Granulate mit Gehaltswerten von 4,5 bis 20 % S, Natur- und REA-Gips mit ca. 15 % S oder Feuchtkalke mit meist 2 % S angeboten.

Vor allem der hohe Methioningehalt der Leguminosen ist für die Milchkuh wichtig und wertvoll. Letztlich ist neben Schwefel Kalzium beim Humusaufbau im Boden unentbehrlich.

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