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Nützlinge im Integrierten Pflanzenschutz - Kleine Helfer, große Wirkung

Nützlinge dezimieren Schadinsekten und bestäuben Blüten. Dazu benötigen sie aber ausreichend Lebensraum und Nahrung. Mit gezielten Maßnahmen kann man ihr Vorkommen im Feld fördern.

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Autoren: Simon Blümel und Prof. Dr. Verena Haberlah-Korr, Fachhochschule Südwestfalen (Soest)

Nützlinge spielen im Ackerbau eine entscheidende und oft wenig beachtete Rolle. Schätzungen gehen davon aus, dass Nützlinge durch Bestäuben und das Regulieren von Schädlingen weltweit einen monetären Wert von rund 246 Mrd. € erbringen. Nützliche Arten zu schützen und zu fördern bringt also nicht nur ökologische Vorteile, sondern kann erheblich zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft beitragen.

Den meisten Lesern kommen beim Begriff Nützling wahrscheinlich Marienkäfer und Honigbiene in den Sinn. Neben diesen Vertretern gibt es aber  viele weitere Arten, die mindestens genauso wichtig sind. Im Folgenden stellen wir einige von ihnen vor.

Schnell gelesen

Nützlinge sind für den Ackerbau essenziell, da sie Blattläuse und andere Schad­insekten vertilgen und Blüten bestäuben.

Blühstreifen und Saumstrukturen bieten Nützlingen wichtige Rückzugsorte, ­Nahrung und Platz für ihre Gelege.

Insektizide können auch Nützlinge ­schädigen – selbst die selektiven. ­Behandeln Sie deshalb nur bei Schadschwellenüberschreitung und achten Sie auf die Mittelwahl.

Nützliche Arten erkennen

Einer der wichtigsten, auffälligsten Nützlinge ist die Schwebfliege. Menschen und Fressfeinde zugleich lassen sich oft von ihrer Tarnung als Wespe oder Biene täuschen. Man kann sie leicht an ihrem Flugverhalten, dem Schweben in der Luft, erkennen. Eine Bedrohung sind Schwebfliegen nicht –  ganz im Gegenteil: Sie helfen dem Menschen gleich doppelt, da jede ihrer Larven in ihrem 14-tägigen Leben hunderte von Blattläusen vertilgt. Zudem bestäuben die erwachsenen Schwebfliegen Kulturpflanzen. Ihre tropfenförmigen Puppen lassen sich leicht auf Blattoberflächen erkennen.

Schlupfwespen (Parasitoide Wespen) sind vielen Praktikern ebenfalls als nützliche Helfer bekannt. Sie sind ex­trem artenreich, gepaart mit hoher Wirtsspezialisierung. Das hat zur Folge, dass nahezu jeder relevante Schädling von mindestens einer Art parasitiert wird. So befallen über 80 Schlupfwespenarten Rapsschädlinge wie Kohltriebrüssler, Rapsglanzkäfer, Erdfloh und Rapsstängelrüssler – mit Parasitierungsraten von 20 bis 80 %. Die stecknadelkopfgroße Art Aphidius colemani nutzt hingegen Blattläuse wie die Grüne Pfirsichblattlaus als Wirt.

Unabhägig vom Wirt gehen Schlupfwespen dabei folgendermaßen vor: Die weibliche Wespe sticht ihren Legebohrer in den Körper des Wirts und legt dort ein Ei ab. Nach dem Schlüpfen frisst die Larve z. B. die noch lebende Blattlaus von innen auf und verpuppt sich dann in der toten Hülle. Wenn sie ausgewachsen ist, beißt die Wespe schließlich ein rundes Loch in die Blattlaushülle, um in die Freiheit zu gelangen. Zurück im Feld bleiben die typischen schwarzen bis goldfarbenen Blattlausmumien.

Ein weiterer wichtiger Nützling ist die Florfliege, die mit circa 15 – 30 mm deutlich größer ist. Mit ihren bronzefarbenen Augen, dem länglichen giftgrünen Körper und ihren netzartigen, zum Dach gefalteten Flügeln kann man sie im Feld leicht erkennen. Ähnlich wie die Larven der Schwebfliege ernähren sich auch Florfliegenlarven von Blattläusen und Kleinstinsekten.

Die vorgestellten Arten halten sich meist in der oberen Krautschicht auf. Aber auch in den tieferen Schichten und am Boden leben nützliche Arten wie Laufkäfer, Kurzflügler und Spinnen. Sie sind in nahezu allen Kulturen in großer Zahl zu finden und fressen dank ihres breiten Beutespektrums die verschiedensten Schädlinge. Einige Laufkäferarten fressen z. B. Samen und helfen so, Unkräuter wie Acker-Kratzdistel und Weißen Gänsefuß zu kontrollieren.

Nützlinge fördern

Alle Nützlinge sind zum Überleben  auf ungestörte Rückzugsorte und geeignete Nahrung angewiesen – in jedem Lebensstadium. Mit folgenden Maßnahmen können Sie sie unterstützen:

Saumstrukturen erhalten: Insekten und Spinnentiere benötigen ungestörte Habitate, um sich fortzupflanzen und zu überwintern. Das können Saumstrukturen wie Hecken oder Feldränder sein, aber auch unbewirtschaftete Flächen. Vor allem nach der Ernte sind solche Rückzugsorte besonders wichtig.

Insekten profitieren hierbei z. B. von der dauerhaften Bodenruhe, einer kälteisolierenden Streuschicht und abgestorbenen hohlen Pflanzenstängeln zum Eier ablegen. Außerdem finden sie hier Nahrung wie blühende Wildkräuter, Pflanzensamen oder tierische Beute. Gerade in intensiv genutzten Ackerlandschaften sind zusammenhängende Korridore wertvoll. Sie ermöglichen den Nützlingen, sich fortzubewegen und stellen einen genetischen Austausch zwischen den Populationen sicher.

Blühstreifen anlegen: Unter den biodiversitätsfördernden Maßnahmen sind Blühstreifen in der Praxis besonders beliebt. Ähnlich wie natürliche Saumstrukturen eignen sich auch mehrjährige Blühstreifen gut als Rückzugsort für Nützlinge. Ausgesäte Blühpflanzen fördern besonders jene Insekten, die sich von Nektar und Pollen ernähren. Während sich die Larvenstadien der meisten Nützlinge räuberisch ernähren, sind ausgewachsene Stadien von Schwebfliegen, Florfliegen und Schlupfwespen auf Blüten angewiesen, die ihnen zucker- und proteinreiche Nahrung bieten.

Das bestätigt auch eine Übersichtsstudie aus 2020. Sie zeigt, dass an Blühstreifen grenzende Äcker eine um durchschnittlich 16 % höhere natürliche Regulierung von Schädlingen aufweisen. Jüngste Erkenntnisse aus dem aktuellen Forschungsprojekt NuBiBlü der FH Südwestfalen belegen aber auch, dass Blühmischungen sehr unterschiedlich attraktiv sein können. Besonders ansprechend für die meisten Nützlinge waren mehrjährige, artenreiche Mischungen mit einem hohen Anteil an Doldenblütlern wie Fenchel, Wilde Möhre oder Dill und Korbblütlern wie Färber-Hundskamille, Margerite und Schafgarbe. Wenig attraktiv waren hingegen artenarme einjährige Mischungen.

Integrierter Pflanzenschutz: Insektizide mit breitem Wirkungsspektrum wirken nicht nur gegen Schadinsekten, sondern auch gegen ihre natürlichen Feinde. Eine prophylaktische Insektizidbehandlung, die Nützlinge nachhaltig schädigt, kann Schadinsekten sogar indirekt begünstigen, da die Gefahr eines Sekundärausbruchs steigt. Deshalb sollte man Insektizide erst anwenden, wenn die jeweilige Schadschwelle überschritten ist.

Mit schonenderen Insektiziden kann man die schädliche Wirkung auf Nützlinge weiter reduzieren. Sie sollen möglichst selektiv nur auf die Schadorganismen wirken. Dennoch bieten selektive Produkte wie Teppeki (Flonicamid), Pirimor (Pirimicarb) und Mavrik Vita (tau-Fluvalinat) nicht allen Nützlingen vollständigen Schutz. Das Blattlaus­mittel Mavrik Vita ist z. B. nicht schädlich für Bienen, Kurz- und Laufkäfer, jedoch für Marienkäfer, Schlupfwespen und Spinnen.

Wie sich die Wirkstoffe und Produkte auf verschiedene Nützlingsarten auswirken, hat das Julius Kühn-Institut in einer Datenbank zusammengefasst. Mehr Infos dazu finden Sie unter: ­ https://nuetzlingsinfo.julius-kuehn.de/.

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