Auf den Mangel an ökologischem Saatgut hat in Italien jetzt der Landwirtschaftsverband Cia hingewiesen. Von insgesamt 203.000 ha würden nur 11.000 ha und damit gerade einmal 5 % der im Land zur Saatgutherstellung benutzten Flächen für Ökosamen verwendet, monierte der Verband, der die kleineren Landwirtschaftsbetriebe vertritt. Dies habe zur Folge, dass Ökosaatgut sehr knapp und sehr teuer sei.
Cia fordert daher das Landwirtschaftsministerium auf, „endlich“ den nationalen Forschungsplan für neues Ökosaatgut umzusetzen. Dieser liege zwar seit einem Jahr vor, doch bürokratische Hürden blockierten seine Anwendung.
Gleichzeitig kündigte der Verband an, über seine Ökolandwirtschaftssparte ANABIO das „Projekt Öko-Samen“ ins Leben zu rufen. Angestrebt werde der Aufbau eines Netzwerkes, um das Angebot zu erhöhen und die Qualität des Saatguts zu verbessern. Ein erster Schritt dazu sei schon vollzogen. Zu den ersten fünf Projektteilnehmern gehören laut Cia neben ihm selbst Genossenschaften und das nationale Saatgutkonsortium. Aufgabe von ANABIO werde es sein, die Nachfragen der Teilnehmer zu sammeln und Vorbestellungen anzufertigen.
Die Saatguthersteller könnten sich an diesen Mengen orientieren, was zu stärkeren Größenvorteilen und niedrigeren Kosten führen müsste. Sollte das Projekt Fuß fassen, könnte es auch auf breiter Skala angewendet werden, so Cia. Dies würde den Züchtern ermöglichen, stärker in die Forschung und Entwicklung von neuen Sorten, die sich für den Ökolandbau eigneten, zu investieren.
Der ANABIO-Vorsitzende Federico Marchini wies darauf hin, dass sich die Europäische Union mit dem Green Deal zum Ziel gesetzt habe, bis 2030 den Flächenanteil des Ökolandbaus auf 25 % zu steigern. Dabei stellte die Verfügbarkeit von Ökosaatgut eine der größten Herausforderung dar. Deshalb müsse sich jetzt der Erfolg des Ökolandanbaus, der sich in Italien auf mehr als 2 Mio. ha erstrecke und es auf einen Produktionswert von 3 Mrd. € bringe, auch bei der Erzeugung von Ökosaatgut wiederholen, betonte Marchini. Hierbei könne auch die 2019 eingerichtete Ökosaatgutbank mit mittlerweile 878 Sorten einen wichtigen Beitrag leisten.