Die Forderung, Qualitätsweizen nicht mehr nach dem Rohproteingehalt zu definieren, ist mindestens so alt, wie die Ausweisung der Roten Gebiete und dem damit verbundenen Ruf nach weniger Nitrat in den Gewässern.
Denn weder aus Sicht der Backfähigkeit noch aus pflanzenbaulicher und umweltrelevanter Sicht ist die überzogene Qualitätsdüngung im Weizen sinnvoll. Jedoch liefen alle Bemühungen bisher ins Leere. „Ohne Schnellbestimmung geeigneter Parameter, keine Abrechnung von Qualitätsweizen“, so lautet das Argument an der Gosse.
Doch während man von den Landwirten erwartet, die Düngeintensität immer weiter zu reduzieren, tat sich seitens des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) nichts, um in puncto Qualitätsweizen Entlastung zu schaffen. Von Ernährungssicherheit redeten zu dieser Zeit sowieso nur wenige.
Das ist nun anders! Plötzlich spielen die im Zuge der Ukrainekrise stark gestiegenen Stickstoff- und Getreidepreise eine Rolle. Um die Situation zu entschärfen, sucht man nun nach Lösungen, Weizen mit niedrigen Rohproteingehalten aber hoher Backqualität in die Mühlen zu bringen – geschmückt mit dem Krönchen, einen Beitrag zum Klima- und Gewässerschutz zu leisten.
Dazu fand Ende September ein Branchengespräch des BMEL mit Vertretern des Getreidehandels, der Mühlen, des Bäckereigewerbes, der Pflanzenzüchtung sowie der Landwirtschaft statt, um „ein gutes und ausdifferenziertes Konzept zur Bewertung der Backweizenqualität zu erarbeiten“. Es heißt, die Forschungseinrichtungen des BMELs seien aktiv und führten Gespräche mit potenziellen Herstellern für neue Tests.
Wie schade, dass es erst einer so großen Krise bedarf, damit das BMEL tätig wird. Mehr Gewässerschutz und Brotgetreide für die Welt hätten auch vorher nicht geschadet.