Die Landwirtschaft allein kann den Aufbau einer Mehrgefahrenversicherung zur Reduzierung witterungsbedingter Ertragsrisiken nach Einschätzung des Deutschen Bauernverbandes (DBV) wirtschaftlich nicht stemmen. Das hat DBV-Präsident Joachim Rukwied klargestellt und Bund und Länder aufgefordert, eine Anschubfinanzierung für eine solche Versicherung auf den Weg zu bringen.
Den Finanzbedarf dafür bezifferte Rukwied auf 400 bis 500 Mio € jährlich, gestreckt über einen Zeitraum von drei Jahren.
Ziel müsse es sein, eine breite Mehrheit der Landwirte für eine Teilnahme an Mehrgefahrenversicherungen zu gewinnen, um staatliche Ad hoc-Hilfen so grundsätzlich entbehrlich zu machen, erklärte der DBV-Präsident. Zur Finanzierung regte er eine inhaltliche und finanzielle Erweiterung der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) an. Über zusätzliche GAK-Mittel sollten mindestens 50 % der Versicherungsprämie bei den Gefahren Spätfrost, Trockenheit und Sturm als Zuschuss gewährt werden, forderte Rukwied.
"Das Jahr 2020 war vielerorts das dritte, durch Wetterextreme geprägte Jahr, was einige Betriebe in ihrer Existenz gefährdet. Wir brauchen deshalb dringend eine Stärkung der einzelbetrieblichen Risikovorsorge", so DBV-Präsident Joachim Rukwied. https://t.co/bQZA48TtWg
— Deutscher Bauernverband e. V. (@Bauern_Verband) August 19, 2020
DBV-Vizepräsident Wolfgang Vogel kann es sich indes nicht vorstellen, dass die Etablierung einer Mehrgefahrenversicherung in Deutschland am Ende am Geld scheitert. „Die Politik muss sich bei der Abwehr von Klimarisiken klar zur heimischen Landwirtschaft bekennen“, betonte Vogel am Dienstag in Berlin.
Er macht sich angesichts der anhaltenden Trockenheit große Sorgen um die Futterversorgung der Tiere. Der Mais als wichtigstes Winterfutter stehe in vielen Gegenden so schlecht, dass die Bestände schon jetzt weggehäckselt werden müssten, berichtete Vogel. Zwar seien die Tierhalter bei der Versorgung der Herden untereinander grundsätzlich solidarisch; jedoch treffe dieses Jahr der Futterbedarf auf ein knappes Angebot, was zwangsläufig die Preise für Futter nach oben treibe.
"Wir sehen uns als Landwirte immer stärker dem #Klimawandel ausgesetzt. Daher ist es wichtig, dass wir in der Zukunft Sicherungssysteme haben", so DBV-Präsident Rukwied. Mehr dazu ➡️ https://t.co/mP5OKa0iJN #Erntebilanz pic.twitter.com/ayYbMmIGp5
— Deutscher Bauernverband e. V. (@Bauern_Verband) August 18, 2020