Die hohen Temperaturen und die regional stark ausgeprägte Trockenheit in diesem Frühsommer könnten zu Ernteausfällen bis zu 60 Prozent führen. Bauernpräsident Joachim Rukwied fürchtet, dass Landwirte in einigen Regionen ihre komplette Ernte verlieren könnten. Er fordert finanzielle Unterstützung.
So heiß wie in diesem Jahr war der Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnung nicht. Das gefährdet die Ernte vieler Bauern. Der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), Joachim Rukwied, rechnet in diesem Jahr sogar mit Totalverlusten. "Im Norden und Osten vertrocknet die Ernte. Wir gehen deshalb in einigen Regionen von Ernteausfällen von 50 bis 60 Prozent bis hin zum Totalverlust aus. Das bedroht Existenzen", sagte Rukwied der "Bild am Sonntag". Die Lage vor der Ernte sei angespannt und alles andere als erfreulich. "Viele Ackerbaubetriebe machen sich große Sorgen“, ergänzte Rukwied gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa). Wo kein Regen fiel, werde es erhebliche Einbrüche bei den Unternehmensergebnissen geben.
Forderung nach der Risikoausgleichsrücklage kommt wieder
Für die aktuelle Situation seien daher Instrumente zur Liquiditätssicherung der Landwirte notwendig. "Zusätzlich brauchen wir die Möglichkeit für Landwirte, steuerfreie Rücklagen zum Risikoausgleich zu bilden", sagte Rukwied weiter. Diese könnten nachträglich besteuert werden, wenn sie nicht für einen Ernteausfall eingesetzt werden.
In Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen ist es wegen der Trockenheit erlaubt, ab 1. Juli die ökologischen Vorrangflächen zur Futtergewinnung zu nutzen. Die Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) bietet den Landwirten in Ostdeutschland an, ihre Pachtraten zu stunden. Damit will sie Betriebe, deren Ernte von großen Trockenheitsausfällen betroffen ist, unterstützen.
Regionen werden 2018 sehr unterschiedlich ernten
Wegen der anhaltenden Trockenheit laufen auf besonders trockenen Standorten im Osten bereits seit einigen Wochen Häcksler, die das Getreide von den Feldern noternten. Betroffen sind vor allem Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Roggen, Wintergerste und Hafer wandern dort als Ganzpflanzensilage in die Biogasanlagen. Auch für die Raps und Mais werden in besonders trockenen Regionen im Osten Ertragseinbußen von mindestens 30 Prozent erwartet.
Auch in Nordbayern und in Norddeutschland hat es im Mai bei hohen Temperaturen zu wenig geregnet. Im Westen, Südwesten und an den Alpen gab es dagegen bis in den Juni hinein das andere Extrem, nämlich zum Teil fiel zu viel Regen, heftige Gewitter, Sturm, Hagel und Überschwemmungen. Die Ernte 2018 wird daher deutschlandweit gesehen je nach Region sehr unterschiedlich ausfallen.