Unsere Autoren: Stefan Thurner, Tamara Wiesel und Dr. Juliana Mačuhová, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Freising
Wildtiere zu schützen, ist aufwendig – unabhängig von den gewählten Maßnahmen. So entstehen letztlich höhere Kosten für das Mähen. Wer Grünland- und Feldfutterbauflächen mäht, sollte sich im Vorfeld eine passende Strategie zur Wildtierrettung überlegen.
Die richtige Maßnahme wählen
Wichtig ist die Kommunikation mit allen Beteiligten vor, bei und nach dem Mähen – auch mit dem Revierjäger und ehrenamtlichen Rehkitzrettern vor Ort. Ein Fokus sollte auf stark gefährdeten Flächen liegen. Diese finden sich z. B. in der Nähe von Waldrändern oder Feldgehölzen.
Innerhalb der ersten Hundert Meter von angrenzenden Wiesen fand eine Schweizer Studie mehr als drei Viertel der registrierten Rehkitze. Achten sollte man auch auf Flächen, die zuletzt in einem Gewanne gemäht werden. Auf diese flüchten sich meist die Wildtiere von den bereits gemähten Flächen.
Dass die Anwender von vergrämenden Maßnahmen die Gefährdungslage der Flächen sehr gut einschätzen können, belegen deutschlandweite Rückmeldungen von Landwirten, Rehkitzrettern und Jägern aus 2020. Sie setzten überwiegend Scheuchen, kombiniert mit Licht- und Tonsignal bzw. selbst gebaute Plastiksackscheuchen oder beides ein. Wichtig ist, diese nur am Tag vor dem Mähen aufzustellen (Gewöhnungseffekt).
Kitze aufzuspüren kostet Zeit
Den erhöhten Aufwand aller Maßnahmen gilt es einzukalkulieren. So lassen sich Drohnen mit Wärmebildkamera nur in den Morgenstunden einsetzen. Der Arbeitszeitbedarf lag nach eigenen Daten aus 2020 für ein gesamtes Team (zwei bis fünf Personen) im Mittel bei 0,36 Stunden je ha – mit einer Bandbreite von 0,05 bis 1,49 Stunden/ha. Piloten haben die Erfahrung gemacht, dass es mit neueren Geräten schneller geht. Wichtig ist, dass möglichst wenig Zeit zwischen dem Absuchen der Fläche und dem Mähen vergeht, damit z. B. herausgetriebene Tiere nicht in die Fläche zurücklaufen.
Mit Sensorbalken am Mähwerk zum Auffinden der Rehkitze kann man maximal 10 km/h fahren. Bei Alarm muss der Fahrer jedes Mal absteigen und kontrollieren – sowohl beim Rehkitzfund als auch bei Fehlalarmen durch z. B. Maulwurfshaufen. Kalkulieren Sie mit einem minimal höheren Arbeitszeitbedarf von 10 bis 15 %.
Wer ein Rehkitz findet, sollte es nur mit geruchlosen (Einweg-)Handschuhen und einem Büschel Gras aus der Fläche tragen und in z. B. einem Wäschekorb für maximal sechs Stunden im Schatten sichern. Suchen Sie auf 30 bis 50 m um den Fundort auch nach einem zweiten Kitz, denn drei Viertel der Rehe gebären Zwillinge. Auch wenn sich nicht alle Tiere auf der Fläche schützen lassen, hilft die erfolgreiche Wildtierrettung, Konflikte zu vermeiden – im Tierschutz und im Jagdrecht.
Ihre Erfahrungen beim Vergrämen und Aufspüren sind wichtig für das Projekt „Reduktion von Mähtod bei Wildtieren am Beispiel von Rehkitzen“. Onlineformular und Datenblatt finden Sie hier.