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topplus Ertragslücke mit Folgen

Agrarökonom Ströbel hält Ökolandbau für ökonomische und ökologische Sackgasse

Der Wissenschaftler kritisiert den hohen Ressourcenverbrauch des Ökolandbaus und plädiert dafür, besser die bestehende konventionelle Landwirtschaft nachhaltig zu intensivieren.

Lesezeit: 4 Minuten

Einigen Parteien gilt der Ökolandbau als die Lösung aller Probleme in der Landwirtschaft. Das kann man so sehen. Allerdings muss sich Bio dann auch an konventioneller Wirtschaftsweise messen lassen, wenn es um Ertrag, Flächeneffizienz und Ressourcenschonung geht. Der emeritierte Agrarökonom Prof. Herbert Ströbel ist allerdings skeptisch, ob der Ökolandbau hier und bei anderen wichtigen Fragen mithalten kann.

Der ehemalige Dozent für Angewandte Landwirtschaftliche Betriebslehre an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf gilt seit langem als Kritiker des ökologischen Landbaus. In einem im MDPI-Journal online veröffentlichten Beitrag bzw. in der deutschsprachigen Kurzfassung der Analyse hat er nachgelegt und kommt zu einem klaren Urteil: Ja, der Ökolandbau stößt pro Hektar weniger Treibhausgase aus und fördert mehr Biodiversität als die konventionelle Landwirtschaft. Mehr Öko führt ihm zufolge jedoch nicht automatisch zu mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft.

Knackpunkt Minderertrag

Das macht Ströbel nicht zuletzt an den durchschnittlichen Bio-Erträgen fest, die nach zahlreichen Untersuchungen bei gerade 50 % der konventionellen liegen. Damit einher geht zwangsläufig ein etwa doppelt so hoher Flächenbedarf, wenn man auf die gleichen Mengen kommen will. Zudem rechnet er nicht mit wesentlichen Ertragssteigerungen in der Zukunft.

Der hohe Flächenbedarf für den Ökolandbau gehe aber zu Lasten natürlicher oder naturnaher Landnutzung wie Wälder, Naturschutzgebiete oder Kurzumtriebsplantagen, die sehr hohe Mengen an Treibhausgasen binden und eine deutlich höhere Artenvielfalt aufweisen. Dieser entgangene Nutzen durch mehr Flächenbedarf müsse dem Ökolandbau zugerechnet und als Opportunitätskosten in die Bewertung einbezogen werden, fordert der Agrarökonom.

Hier hört es laut Ströbel aber nicht auf. Er weist darauf hin, dass der höhere Flächenbedarf automatisch auch zu einem steigenden Ausstoß von Treibhausgasemissionen führt, da bei gleicher Produktionsmenge auch naturnahe C-Senken oder ebenfalls viel Kohlenstoff speichernde Kurzumtriebsplantagen (KUP) kultiviert werden müssten. In seiner Beispielrechnung führt der Ersatz von einem Hektar konventioneller und einem weiteren Hektar KUP durch zwei Hektar Ökolandbau zusätzliche Emissionen von knapp 8 t CO2-Equivalent verursachen. Angesichts des 30 %-Ausbauziels kämen so riesige zusätzliche Emissionen auf die Landwirtschaft zu.

Fleischverzicht hilft Öko nicht

Ein Argument von Öko-Befürwortern ist, dass niedrigere Öko-Erträge durch sinkenden Fleischkonsum ausgeglichen werden können und müssen. So würde schließlich weniger Fläche für die Erzeugung von Futtermitteln benötigt. Ströbel zufolge geht diese Rechnung allerdings nicht auf.

Die Halbierung von 50 % der tierischen Nahrungsmittel würde eine Reduzierung des primären Kalorienbedarfs um etwa 30 % verursachen. Decke man diese Lücke durch Ökolandbau, steige der Flächenverbrauch auf 140 % und die THG-Emissionen seien um ein Fünftel höher als ohne Fleischverzicht und mit konventioneller Landwirtschaft. Fleischverzicht bringe also nur mit herkömmlicher Landwirtschaft einen Nutzen für den Klimaschutz.

Auch bei den Erzeugungskosten hat der Ökolandbau in Ströbels Analyse das Nachsehen. Die liegen ihm zufolge bei 50 Euro pro Getreideeinheit (GE), während der konventionelle Anbau auf etwa 30 €/GE kommt. Umweltkosten schlagen wegen bilanziell höherer THG-Emissionen und den Folgen für die Artenvielfalt durch mehr Flächeninanspruchnahme mit zusätzlichen Umweltkosten von 30 €/ha bei Bio zu Buche. Nicht vergessen werden dürfen die höheren Subventionen, die laut dem Agrarwissenschaftler in der ökologischen Getreideproduktion bis zu fünf Mal höher ausfallen als beim konventionellen Pendant.

Öko kein Zukunftsmodell

Ströbels Fazit: „Die umfassende Bewertung zeigt, dass der ökologische Landbau erhebliche negative Auswirkungen auf Klima, Umwelt, Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelkosten hat und nur geringe und dazu weitgehend umstrittene Vorteile in Bezug auf Lebensmittelqualität, Geschmack und Pestizidrückstände bietet. In einer Welt, in der die landwirtschaftliche Bodennutzung begrenzt werden sollte, die Nachfrage nach Lebensmitteln nicht nur hoch ist, sondern weiter steigt, und in der die Kaufkraft eines großen Teils der Bevölkerung für Lebensmittel begrenzt ist, eignet sich der ökologische Landbau daher nicht als Modell für die Zukunft.“

Nachhaltige intensive konventionelle Landwirtschaft

Was empfiehlt der Agrarökonom stattdessen? Er ist der Überzeugung, dass eine technologieoffene Weiterentwicklung einer nachhaltigen intensiven konventionellen Landwirtschaft in Verbindung mit einer moderaten Reduktion des Fleischkonsums der geeignetste Ansatz ist, um die zentralen Ziele einer wirklich verantwortungsvollen Landwirtschaft zu erreichen. Die erkenne die positiven Impulse des ökologischen Landbaus an, beinhalte aber ausdrücklich den Einsatz und die Weiterentwicklung aller verfügbaren Technologien. Der Wissenschaftler schließt dabei ausdrücklich die Nutzung von synthetischem Dünger und chemischen Pflanzenschutzmitteln ein.

Auf diese Weise könnten landwirtschaftliche Flächennutzung, Treibhausgasemissionen, Verlust an biologischer Vielfalt und die Umweltwirkungen minimiert und gleichzeitig die Weltbevölkerung kostengünstig und sozialverträglich mit gesunden und erschwinglichen Lebensmitteln versorgt werden, so Ströbel.

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