Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Waldumbau Seelische Gesundheit Steuern in der Landwirtschaft

topplus Nachgerechnet

Eigenes Getreidelager: Lohnt sich die Investition für Landwirte?

Das eigene Getreidelager hat im Vergleich zum Einlagern im Handel Vorteile. Doch was kostet eine Investition? Und lohnt sich das Eigenlager im Vergleich zum Fremdlagern im Handel?

Lesezeit: 8 Minuten

Schnell gelesen

  • Ein eigenes Getreidelager bietet Flexibilität bei der Vermarktung, kostet aber schnell mehrere Hunderttausend Euro.

  • Die Fixkosten liegen – je nach Bauart – zwischen 15 und 28 €/t.

  • Bei kurzen Lagerzeiten hat das Fremdlager die Nase vorn – vorausgesetzt, es fallen keine Auslagerungsgebühren an.

  • Bei längeren Lagerzeiten ist das Eigenlager lukrativer, da die variablen Kosten im Vergleich zum Fremdlager weniger stark steigen.

Unser Experte: Otto Findling, Landesbetrieb Landwirtschaft ­Hessen, Fritzlar

Wenn Sie Getreide nicht direkt aus der Ernte heraus vermarkten, sondern beim Landhandel „zwischenparken“ und später verkaufen, können Sie von steigenden Preisen profitieren. Das zeigt unsere Analyse in der Ausgabe (9/24, Seite 48 bis 51). Die entscheidenden Faktoren: Ihre Risikobereitschaft und die Höhe der Lagerkosten. Letztere haben es in sich: Der private Handel und die Genossenschaften verlangen bei mehreren Monaten Lagerzeit 20 €/t und mehr. Verkaufen Sie Ihre Ware anschließend nicht an Ihren Händler, sondern an Dritte, zahlen Sie obendrein noch eine pauschale Auslagerungsgebühr von bis zu 10 €/t.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die Wege werden länger

Was die Situation verschärft: Kleinere Händler verschwinden zunehmend von der Landkarte; der Weg zum nächsten Getreidelager wird dadurch länger. Das ist nicht nur teurer, sondern kann auch teure Standzeiten des Dreschers nach sich ziehen.

Ohnehin wachsen die logistischen Herausforderungen. Mittlerweile ernten Drescher zwischen 25 und 70 t Getreide pro Stunde. Angesichts solcher Mengen wird jeder zusätzlicher Meter auf der Straße zu einem teuren Vergnügen. Abhilfe könnte ein eigenes Getreidelager auf dem eigenen Hof schaffen.

Was das kostet und wie rentabel das eigene Getreidesilo bzw. die eigene Getreidehalle im Vergleich zum Fremdlager ist, hat Otto Findling vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen in Fritzlar berechnet.

Dazu hat der Agraringenieur die Kosten für vier Silos (S1 – S4) und zwei Hallen (H1 und H2) aus echten Angeboten zusammengetragen (Übersicht 1 unten). Eine Halle (H2) ist dabei so konstruiert, dass dort auch feuchtes Futtergetreide eingelagert werden könnte. Hier die Details:

  • S1: 2 Silos mit je 400 t mit Belüftungs-/Entnahmekonus und Sumpf

  • S2: 2 Silos mit je 800 t mit mobiler Fegeschnecke und Sumpf, Kühlgebläse

  • S3: 2 Silos mit je 1.000 t mit fest installierten Fegeschnecken und Sumpf, Kühlgebläse

  • S4: 3 Silos mit je 800 t mit mobiler Fegeschnecke, Sumpf und Kühlgebläse

  • H1: Halle nur mit mobilem Belüftungssystem, Ein- und Auslagern mit Teleskoplader

  • H2: Halle, Einlagerung mit Säuren, mobile Schnecke, Vorreiniger, Entnahme mit dem Frontlader

In den Berechnungen liegen die Investitionskosten zwischen 269.000 € und 450.000 € bzw. zwischen 188 €/t und 336 €/t (Übersicht 1). Die Investition hat Findling auf 20 Jahre abgeschrieben (5 %/Jahr). Für die Zinsen fallen 4 % an. 1 % bzw. 0,5 % der Investitionssumme werden für Unterhaltung und Versicherung fällig. Unterm Strich ergeben sich daraus jährliche Festkosten von 15,36 €/t (S4) bis 27,54 €/t (S1).

Die ausführlichen Berechnungen finden Sie hier: Die Berechnungen im Detail.

Niedrige variable Kosten

Hinzu kommen die variablen Kosten: Arbeit, Strom, Schwund durch Veratmung usw. Diese betragen nach einem Monat zwischen 2,74 €/t (S4) und 15,64 €/t (H2). Die hohen Kosten gehen auf den Einsatz der teuren Propionsäure zurück. Rechnet man die festen und variablen Kosten zusammen, beträgt das Ergebnis nach einem Monat Lagerzeit im günstigsten Fall 18,09 €/t (S4) und im ungünstigsten 32,3 €/t (H2, Säure-Variante). Im Verlauf der Lagermonate steigen die Ausgaben bzw. variablen Kosten nur leicht an (Übersicht 2).

Für das Fremdlager haben wir folgende Kosten angesetzt:

  • eine Einstandsgebühr von 7 €/t

  • monatliche Kosten von 1,5 €/t und

  • wenn nicht an den Händler verkauft wird, beim dem das Getreide lagert, kommen Auslagerungsgebühren hinzu. In unserem Beispiel 9 €/t.

Verglichen mit den Kosten des Fremdlagerns fällt auf:

  • Der Händler rechnet nur so lange ab, wie Sie Ihr Getreide dort deponieren. Wenn Sie hingegen einmal ein Lager gebaut haben, fallen die Fixkosten dauerhaft an – unabhängig von der Lagerdauer. Können Sie das Lager nicht anderweitig nutzen, müssen Sie jeder Tonne Getreide zumindest die Festkosten anrechnen.

  • Wer sein Getreide beim Handel einlagert und auch an diesen verkauft, also keine Auslagerungsgebühr zahlen muss, fährt mit dieser Methode am besten (Übersicht 2). Das gilt vor allem bei kurzen Lagerzeiten.

  • Bei sehr langen Lagerzeiten hat das eigene Lager hingegen die Nase vorn. Das liegt an den im Vergleich zum Eigenlager höheren monatlichen Gebühren, die der Handel verlangt. Die variablen Kosten für das eigene Lager steigen hingegen weniger stark an. Beispiel: Bei einem kostengünstigen Eigenlager (S4) belaufen sich die Kosten pro Tonne bei einem Verkauf im Mai bei rund 20,5 €/t. Der Händler würde in unserem Beispiel hingegen 22 €/t verlangen.  

  • Wer nicht an seinem Händler vor Ort gebunden sein möchte, sondern auch an weiter entfernte Unternehmen oder Mühlen verkaufen will, ist mit dem Eigenlager in der Regel ebenfalls besser aufgehoben (Übersicht 3). Denn in diesem Fall müssen Sie im Handel eine Auslagerungsgebühr zahlen (bis zu 10 €/t).

Liquidität beachten

Was wir in unserem Vergleich außen vor gelassen haben: Wer einlagert, verzichtet auf Liquidität. Dafür fallen strenggenommen Zinsen an. Das Geld könnten Sie schließlich auch gewinnbringend investieren.

Wie hoch diese Opportunitätskosten ausfallen können, zeigt folgendes Beispiel: Der Weizenpreis beträgt 200 €/t. Je nach aktueller Marktlage kann dieser erheblich schwanken. Der Zinssatz für einen kurzfristigen Kredit liegt aktuell bei 6 %. Bei einer Lagerdauer von sieben Monaten sind das zwischen 5.600 € und 16.800 €/Jahr – nur für Zinsen. Pro Tonne sind das zwischen 26,53 € (S4) und 40,76 € (H2).

Wer sein Getreide einlagert, muss möglichweise nicht nur Zinsen für die fehlende Liquidität ansetzen. Der eine oder andere ist womöglich auch gezwungen einen Kredit aufnehmen. Für eine langfristige Finanzierung des Umlaufvermögens mit einer 12-jährigen Laufzeit verlangen die Banken rund 5 % Zinsen. Hinzu kommt die Tilgung. Die gesamten Kosten pro Tonne würden so auf bis zu rund 57 € klettern (H2). Daran wird auch deutlich: Gerade wenn die Liquidität gering ist, sollte man sich das Einlagern, ob im Handel oder im eigenen Lager, gut überlegen oder sich sehr sicher sein, dass die Preise steigen.

Welche Chancen und Risiken mit dem Lagern verbunden sind zeigen auch die Übersichten 4,5 und 6.

Darin haben wir die Lagerkosten für das günstige Lager (S4) und das teure (S1) mit dem Auf und Ab der Getreidepreise aus den vergangenen Jahren vergleichen (ohne Kredit für Liquidität). Die Werte stammen aus den AMI-Jahrbüchern und top agrar-Angaben. Alle Preise verstehen sich ohne Mehrwertsteuer und sind „frei Erfasser“.

In unseren Beispielen ist der Startschuss für die Lagerung Ende Juli/Anfang August, je nach Beginn der Ernte. Der zu dem Zeitpunkt gültige Preis war unsere Basis. In den Grafiken haben wir die absoluten Veränderungen zur Basis aufgenommen. Beispiel: Am 15. Juli boten die Erfasser für Brot­weizen 200 €/t (Basis). Eine Woche später waren es 210 €/t. In der Übersicht ist daher „nur“ der Preisaufschlag von 10 €/t zu sehen. Zudem haben wir von dem jeweils aktuellen Kurs 1 % für den Schwund abgezogen.

In den Grafiken finden Sie die Preisverläufe für verschiedene Regionen: Nord, Süd, West und Ost und jeweils nach Über- und Unterschussregion unterschieden.  Immer dann, wenn die Preislinie für den Brotweizen die der Lagerkosten übersteigt, hat sich das Einlagern ausgezahlt.

Ergebnis: Lagern lohnt sich, aber auch nur, wenn Sie den richtigen Verkaufszeitpunkt getroffen haben. Lediglich 2017/2018 war Lagern keine gute Idee. Und wer sein Lager günstig baut, hat ähnlich gute Chancen von Preisspitzen zu profitieren, wie Landwirte, die im Landhandel einlagern. Wer teuer baut, braucht hingegen Nerven: Nur in wenigen Jahren lagen die Kurse über den Kosten.

Der reine Blick auf die Kosten, lässt allerdings außen vor:

  • Wer ein eigenes Lager besitzt, der hat auch eine bessere Verhandlungsposition gegenüber dem Handel.

  • Mit einem eigenen Lager können Sie Überlagern und haben somit die Chance von ggf. steigenden Preise in der nächsten Saison zu profitieren.

  • Und mit einem Lager sind Sie flexibel; vor allem Flachlager können für andere Zwecke genutzt werden.

  • Wir haben die Lager auf 20 Jahre abgeschrieben. Manch ein Lager übersteht auch einen längeren Zeitraum. Wer die Kosten auf mehr Jahre verteilen kann, profitiert von niedrigeren Kosten pro Tonne.

  • Flachlager können auch sehr günstig gebaut werden, wenn die Gebäudehülle bereits existiert. Dann fallen die Kosten deutlich niedriger aus.

  • Hinzu kommen die bereits oben genannten logistischen Vorteile: Ein eigenes Lager in der Nähe der Betriebsflächen entlastet die Entladelogistik. Teure Standzeiten des Dreschers lassen sich so vermeiden.

top + Bestens informiert zur EuroTier 2024

Über 60 % sparen + Gewinnchance auf einen VW Amarok sichern!

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.