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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

topplus Der große Vergleich

Getreidepreise und Lagerkosten: Lohnt sich das Einlagern von Getreide?

Getreide direkt nach der Ernte verkaufen oder zunächst einlagern und auf steigende Preise spekulieren? Unser Vergleich mit historischen Daten zeigt, welche Strategie bislang erfolgreicher war.

Lesezeit: 8 Minuten

Schnell gelesen

  • Lagern hat sich in den vergangenen ­Jahren ausgezahlt. Allerdings ist das ­Risiko eines rasanten Preisverfalls nicht zu unterschätzen.

  • Die Lagerkosten können schnell 20 €/t und mehr betragen. Hinzu kommt die ­finanzielle Belastung durch erst spätere Einnahmen.

  • Entscheidend ist der richtige Verkaufszeitpunkt. Um den zu finden, muss man den Markt ständig beobachten.

Zwei Lager – zwei Meinungen: Die einen verkaufen ihr Getreide aus der Ernte heraus. Die anderen ­lagern es ein und versuchen ihre Ernte zu einem späteren Zeitpunkt möglichst hochpreisig zu verkaufen. Die Vor- und Nachteile der beiden Methoden:

  • Sofortiger Verkauf nach der Ernte: Wer sein Getreide direkt nach der Ernte verkauft, profitiert von sofortiger Liquidität und umgeht die Lagerkosten. Diese Methode bietet Planungs­sicherheit, da man sich nicht mit stark schwankenden Preisen auseinandersetzen muss. Allerdings hat man bei steigenden Preisen das Nachsehen.

  • Einlagern beim Handel: Landwirte, die ihr Getreide einlagern, hoffen auf steigende Preise und damit auf höhere Gewinne. Diese Methode birgt jedoch Risiken. Schließlich können Preise auch fallen, wodurch Verluste entstehen. Und nicht zu unterschätzen: Sie müssen Lagerkosten einkalkulieren – und die steigen von Monat zu Monat und können schnell 20 €/t und mehr im Laufe der Zeit betragen. Weitere Vor- und Nachteile finden Sie in der Übersicht 1.

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So haben wir gerechnet

Die Genossenschaften und der private Handel bieten unterschiedlichste Kostenmodelle an. Einige erheben hohe Einstandsgebühren von bis zu 10 €/t und verlangen anschließend relativ niedrige Monatsgebühren (z. B. 1 €/t). Bei anderen ist es umgekehrt: Die Einstandsgebühren betragen wenige Euro, dafür schlagen Monatsgebühren mit mehr als 2 bis 3 €/t zu Buche.

Wir haben für unsere Berechnungen 7 €/t Einstandsgebühr und 1,50 €/t für den laufenden Monat angesetzt, was in etwa den Durchschnittskosten der vergangenen Jahre entspricht.

Die Lagerkosten haben wir mit Daten für Brotweizen aus den Jahren 2017 bis 2023 verglichen. Die Werte stammen aus älteren top agrar-Ausgaben. Alle Preise verstehen sich ohne Mehrwertsteuer und sind „frei Erfasser“.

In unseren Beispielen ist der Startschuss für die Lagerung Ende Juli/Anfang August, je nach Beginn der Ernte. Der zu dem Zeitpunkt gültige Preis war unsere Basis. In den Grafiken haben wir lediglich die absoluten Veränderungen zur Basis aufgenommen. Beispiel: Am 15. Juli boten die Erfasser für Brot­weizen 200 €/t (Basis). Eine Woche später waren es 210 €/t. In der Übersicht ist daher „nur“ der Preisaufschlag von 10 €/t zu sehen. Zudem haben wir von dem jeweils aktuellen Kurs 1 % für den Schwund abgezogen.

In den Grafiken finden Sie die Preisverläufe für verschiedene Regionen: Nord, Süd, West und Ost und jeweils nach Über- und Unterschussregion unterschieden. In einer zweiten Kurve sind die Lagerkosten enthalten. Diese starten bei 7 €/t und legen je Monat um 1,50 €/t zu. Immer dann, wenn die Preislinie für den Brotweizen die der Lagerkosten übersteigt, hat sich das Einlagern somit ausgezahlt.

Beachten Sie:

  • Die Kosten für die Einlagerung sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Weil in unserem Vergleich Preisverläufe aus Jahren vor dem Krieg in der Ukraine enthalten sind, haben wir eher moderate Kosten gewählt, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.

  • Die meisten Händler setzten zudem pauschal 1 % Schwund an. Beispiel: Sie lagern 1.000 t ein, abgerechnet werden aber nur 990 t. Das haben wir ebenfalls berücksichtigt.

  • Wer einlagert, verzichtet auf Liquidität. Dafür fallen Zinsen an. Beispiel: Bei 4.000 t, einem Weizenpreis von 200 €/t und 4 % Zinsen müssen Sie 32.000 €/Jahr einkalkulieren (66 Cent je Monat und Tonne). Diese Opportunitätskosten sind in der Kalkulation nicht enthalten. 

  • Wer seine Ware nicht an den Händler verkauft, muss zudem eine Auslagerungsgebühr einkalkulieren. Nicht selten verlangen Landhändler hierfür bis zu 10 €/t – sicherlich auch um einen Anreiz zu setzen, das Getreide an das eigene Unternehmen zu verkaufen. Diese Kosten haben wir außen vor gelassen.

Ergebnis

In den meisten Jahren hat sich das Einlagern ausgezahlt – vorausgesetzt, Sie haben den richtigen Verkaufszeitpunkt getroffen. Lediglich in der Saison 2017/2018 war Einlagern durchweg keine gute Idee: Zu keinem Zeitpunkt stiegen die Kurse so an, dass sie die Lagerkosten wieder reinholten. Die Ergebnisse zu den einzelnen Saisons finden Sie weiter unten.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Preise folgen keinem festen Muster und lassen sich selten für eine Saison vorhersagen. Wer die Preisspitzen mitnehmen will, braucht Geduld, muss den Markt beobachten und sollte eine Portion Risikobereitschaft mitbringen.

Beispiel: In der Saison 2022/2023 lohnte sich das Einlagern, aber nur für denjenigen, der im Oktober verkauft hat. Wer auf steigende Kurse spekulierte und erst im Mai seine Ware auslagerte, verlor bis zu 80 €/t und musste auch noch Lagerkosten von rund 22 €/t zahlen. Bei einem Ertrag von 9 t/ha waren das immerhin 918 €/ha weniger Umsatz als bei einem Verkauf aus der Ernte heraus.

Genauso gibt es den umgekehrten Fall: 2021/2022 war durch den Krieg in der Ukraine geprägt. Im Frühjahr 2022 schnellten die Preise um bis zu 200 €/t auf zeitweise 380 €/t hinauf. Mode­rater, aber auch von Kurssprüngen nach oben geprägt war 2020/2021: Die Kurse stiegen um 38 €/t im Mai (im Vergleich zur Vorsaison, abzüglich der bis dahin aufgelaufenen Lagerkosten).

Lagern hat sich mit Blick in den Rückspiegel zwar ausgezahlt. Und dennoch braucht es eine Portion Mut und vor ­allem Liquidität, um sich dafür zu entscheiden. Wer sein Risiko minimieren will, der kann auch Folgendes noch in Erwägung ziehen:

  • Vorkontrakte: Mit Vorkontrakten können Sie sich Monate vorher einen attraktiven Preis sichern. Dadurch bekommen Sie Sicherheit, umgehen Preistiefs und können Ihre finanzielle Situation besser planen. Kein Vorteil ohne ­einen Nachteil: Steigen die Preise nach Vertragsabschluss, profitieren Sie davon nicht. Ernten Sie weniger als Sie im Vorfeld verkauft haben, bekommen Sie Probleme mit Ihrem Händler.

  • Direktvermarktung: Verkaufen Sie direkt an Mühlen oder andere Verarbeiter, können Sie Handelsstufen überspringen, was sich im Preis wider­spiegelt. Diese Chance haben aber nur wenige Landwirte, weil größere Mengen geliefert werden müssen und die Logistik selbst organisiert werden muss.

  • Börse: Sie können sich Preise auch an der Börse absichern. Mehr dazu hier: Weizen, Raps und Mais: Absicherung an Terminbörsen – darauf sollten Landwirte achten

  • Überlagern: Wer Platz hat und nur niedrige Lagerkosten einkalkulieren muss, der kann Preistiefs auch mit einem Überlagern durchstehen. Eine Garantie auf steigende Preise gibt es aber auch damit nicht, stattdessen ist eines sicher: Die Lagerkosten nehmen unweigerlich von Monat zu Monat zu.

Die Ergebnisse im Detail

2017/2018: Bereits in der laufenden Ernte ging es für die Preise nach unten. Das weltweite Angebot fiel größer aus als gedacht. Das Startniveau erreichten die Preise erst wieder im Mai – allerdings hatten sich die Lagerkosten bis dahin auf 24 €/t summiert. Lagern wurde zum Verlustgeschäft.

2018/2019: In dieser Saison knackten die Kurse schnell die 200 €-Marke. Das lag vor allem an der Dürre im Sommer. Manch einem vertrocknete das Getreide am Halm. Das Angebot war knapp. Bereits in der Ernte stiegen die Preise deutlich an und flachten dann wieder ab. Das Problem war hausgemacht: Einige Händler hatten auf weiter steigende Kurse spekuliert und für Vorkontrakte deutlich mehr geboten als dann tatsächlich zu realisieren war. Die Verluste versuchten sie mit Abschlägen im laufenden Geschäft zu kompensieren. Bis in den Februar 2019 lohnte sich Lagern trotzdem. Erst danach wurde es zum Verlustgeschäft, weil sich eine reichlich neue Ernte ankündigte.

2019/2020: Erst kam der Abschwung, weil die Märkte gut versorgt waren, dann ging es wieder bergauf und im Februar 2020 wieder runter, weil der Export stockte. Und wegen der Coronakrise und Hamsterkäufen ging es dann erneut bergauf. Für die meisten Landwirte hat sich das Lagern trotzdem nicht ausgezahlt. Lediglich im Norden und Westen konnten für kurze Zeit im Frühjahr 2020 Gewinne eingefahren werden.

2020/2021: Diese Saison war von einer kleinen Ernte und steigenden Preisen gekennzeichnet. Ab März legten die Kurse den Rückwärtsgang ein, weil sich eine üppige Ernte andeutete. Bis dahin konnte mit Lagerware hingegen ein Gewinn erzielt werden.

2021/2022: Die Ernte fiel nicht so üppig aus wie gedacht. Schuld war nicht wie so oft eine Dürre, stattdessen machte Dauerregen die Hoffnungen zunichte. Bis in den Winter hinein gab es daher Kursaufschläge. Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine schossen die Kurse dann in die Höhe. Wer sein Getreide eingelagert hatte, dürfte  enorme Gewinne eingefahren haben. 

2022/2023: Bis in den November hinein gab es ein Auf und Ab. Wer im Oktober sein Getreide verkauft hat, konnte Gewinne einstreichen. Danach rauschten die Preise förmlich ab. Lagern wurde von Monat zu Monat zu einem immer größeren Verlustgeschäft. 

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