Die westliche Staatengemeinschaft – allen voran die Europäische Union – haben Russland wegen seines aggressiven Vorgehens gegen die Ukraine schon vor Jahren mit scharfen Sanktionen bei zahlreichen Rohstoffen und Produkten belegt. Diesel war davon bis Ende 2022 nicht betroffen – zu groß war unser Bedarf und zu gering die eigenen Produktionskapazitäten. Dennoch hatten die EU-Staaten Anfang 2023 ihre Käufe von russischem Diesel eingestellt. Dass Moskau jetzt selbst die eigenen Drittlandsexporte größtenteils einstellt, sollte uns also eigentlich nicht behelligen. Das könnte sich aber als Trugschluss herausstellen.
Russland will eigenen Markt versorgen
Die russische Regierung hat vor wenigen Tagen ein umfassendes Exportverbot für Benzin- und Dieselkraftstoff erlassen. Davon ausgenommen sind lediglich die Mitglieder der Eurasische Wirtschaftsunion, Armenien, Belarus, Kasachstan und Kirgisistan. Das Embargo soll zeitlich begrenzt sein, ein Ablaufdatum wurde jedoch nicht genannt.
Begründet wird der Ausfuhrstopp von Moskau vor allem mit Knappheiten im eigenen Land. Die hohen Kraftstoffpreise und zeitweise Versorgungsengpässe – beispielsweise in der Landwirtschaft – hätten daher die russische Regierung zu dem Schritt veranlasst. Mit dem Ausfuhrverbot werde man das Angebot am Inlandsmarkt „sättigen“ und die Situation stabilisieren, hieß es.
1 Million Barrel pro Tag fehlen am Weltmarkt
Für die EU ist das trotz ihrer Abkopplung vom russischen Handel ein Problem, da Russland in den vergangenen Monaten im Schnitt 1 Million Barrel Diesel auf den Weltmarkt verkauft hat. Die fehlen nun, umso schärfer dürfte der Wettbewerb um das andere Angebot werden. Allerdings sieht es hier auch eher düster aus. Beispielsweise ist der Kraftstoff in den USA ebenfalls knapp. So knapp, dass die Börsenpreise dort Mitte September auf rund 140 $/t stiegen – so hoch wie noch nie um diese Zeit.
Zuvor hatten Russland und Saudi-Arabien die Förderung von Rohöl, das für die Erzeugung von Diesel besonders geeignet ist, bereits gesenkt. Daran wollen die beiden Länder bis mindestens Ende des Jahres auch nichts ändern. Ob die Lücke über den internationalen Markt gedeckt werden kann, ist deshalb noch nicht ausgemacht.
CO2-Abgabe steigt weiter
Auch in Deutschland zeigt die Preiskurve beim Diesel aktuell kräftig nach oben, und das in einer Zeit, wo der Bedarf in der Landwirtschaft wegen der Herbstbestellung besonders hoch ausfällt.
Entspannung ist nicht wirklich in Sicht, zumal die Heizsaison beginnt und damit Heizölkäufe dem ohnehin schon knapp versorgten Dieselmarkt noch zusetzen werden. Zum Jahreswechsel kommt schon der nächste Preistreiber: Die CO2-Abgabe auf fossile Kraftstoffe steigt zum 1. Januar 2024 von bisher 30 €/ auf 40 €/t. Nach Berechnungen von Finanztip wird das Diesel ganz unabhängig vom aktuellen Marktpreis um weitere 3,2 Cent/l verteuern. •