Wie viele andere Milchviehhalter stand auch Konrad Zanklmaier vor der Frage: Laufstall bauen oder die Milchviehhaltung aufgeben? Der Anbindestall für 24 Milchkühe bot für die nächste Generation keine Perspektive. Die Investition in einen neuen Stall erschien dem Landwirt aber finanziell und arbeitswirtschaftlich zu riskant.
Businessplan gab Ausschlag
Zanklmaiers Frau Anita arbeitete damals als Altenpflegerin und absolvierte eine Ausbildung zur Einrichtungsleiterin. Als 2017 die Pflegekasse erstmals auch die Tagespflege vergütete, kam ihr die Idee, auf dem Hof eine Tagesstätte für Senioren einzurichten und diese selbst zu betreiben.
„Mein Mann war davon zunächst nicht begeistert, aber er war bereit, die Idee zu prüfen“, blickt Anita Zankl-maier zurück. Ihr Schwager Alois, ein Maurermeister, fertigte einen Plan für den Umbau des Stalles an. Ein Berater der Hans-Lindner-Stiftung, die sich auch um Existenzgründer kümmert, erstellte einen Businessplan.
Detaillierte Kalkulation: Umbau rechnet sich
Die detaillierte Berechnung kam zum Ergebnis, dass sich die Investition rechnen würde. „Diese Kalkulation gab am Ende den Ausschlag, dass wir den Umbau angingen, der unseren Betrieb komplett verändern sollte“, sagt Konrad Zanklmaier. Was das Ehepaar noch bestärkte: Tochter Ramona ist Fachkraft für Sozialarbeit und konnte sich vorstellen, die Betreuungsleitung der Tagesstätte zu übernehmen. Und Sohn Lorenz entschied sich, eine Ausbildung zum Altenpfleger zu absolvieren.
Anbindestall entkernt
Zanklmaiers entkernten den Anbindestall mit gemauerten Wänden und massiver Decke komplett. Sie säuberten Decke und Wände mit einer Dreckfräse, entfernten den Boden und bauten eine Fußbodenheizung ein. Die Decke hängten sie auf eine Höhe von 2,70 m ab und zogen Wände für die Ruheräume, die Küche und die sanitären Anlagen ein. Die Öffnungen der Fenster und Türen wurden verändert und ein Wintergarten und Eingangsbereich angebaut.
In der bisherigen Tenne brachten Zanklmaiers die Heizung, den Lagerraum und die Garagen unter. Die Bauleitung lag in den Händen von Konrads Bruder Alois, der bereits den Eingabeplan erstellt hatte.
Zudem hat das Ehepaar neben der Tagesstätte einen Sinnes- und Demenzgarten mit Hochbeeten, Brunnen und Ruhebänken angelegt.
Ein Jahr Bauphase
Der Umbau zog sich etwa ein Jahr hin. Die Umbaukosten summierten sich inklusive der Eigenleistungen auf einen mittleren sechsstelligen Betrag. Nach und nach haben Zanklmaiers noch in einen Fuhrpark mit vier Fahrzeugen investiert, um die Gäste zu Hause abzuholen und wieder nach Hause zu bringen. Für die Inneneinrichtung bekam das Ehepaar eine Förderung über die Richtlinie Pflege (WoLeRaF) vom Freistaat Bayern. „Um an die Zuschüsse zu kommen, sollte man die Anträge frühzeitig stellen“, rät Anita Zanklmaier.
Voll belegt und Warteliste
Im Februar 2019 startete die Familie die Tagesstätte, die zunächst für weniger als 20 Gäste geplant war. Innerhalb von zwei Jahren war die Einrichtung bereits ausgebucht. 2022 erhöhten Zanklmaiers die Gästezahl auf 25. „Wir sind voll belegt und haben eine Warteliste von Interessenten“, freut sich Anita Zanklmaier, die die Einrichtung mit derzeit 17 Mitarbeitern leitet. Neben den beiden Kindern ist auch Konrad Zanklmaier in der Einrichtung als Fahrer und Hausmeister beschäftigt.
Umbau hat sich gelohnt
Das Ehepaar ist froh, den Schritt gewagt zu haben. „Der Umbau hat sich in jeder Hinsicht gelohnt“, sind beide sehr zufrieden. Wirtschaftlich läuft die Einrichtung so gut, dass Zanklmaiers ihre Kosten decken können. Das Ziel ist nun, dass Tochter und Sohn die Tagesstätte übernehmen und weiterführen. „Es freut mich, dass der Hof weitergeht, wenn auch in etwas anderer Form“, so Konrad Zanklmaier abschließend.-do-
Urteil der Jury
Durch den Umbau des Stalls zur Seniorentagesstätte bedient Familie Zanklmaier die große Nachfrage nach Betreuungsplätzen von alten Menschen auf dem Land und hat 18 neue Arbeitsplätze geschaffen. Die neue Nutzung passt zur beruflichen Qualifikation der Familienmitglieder. Der Hof kann so in anderer Form weitergeführt werden.