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topplus Umbau im Bestand

Umnutzung: So wird aus einem Hof ein Ort für Geschäftsreisende und Touristen

Getreidelager, Remise und Hähnchenstall auf dem Hof Wiehage in Fröndenberg zeigten ihr Umnutzungspotenzial erst auf den zweiten Blick. Gerade wandeln sie sich zu einem Ort für Teams und Touristen.

Lesezeit: 5 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Der Apfelbaum muss bleiben – auch wenn er Handwerkern oder dem neuen Betonfundament im Weg ist. Das schon etwas knorrige Exemplar im Winkel zwischen altem Hähnchenstall und dem hohen Getreidesilo hat Anne Wiehage in den vergangenen Monaten nach Kräften verteidigt. Denn: Er liefert nicht nur Klaräpfel und damit Zutaten für den ersten Apfelkuchen der Saison. Er soll künftig Atmosphäre verbreiten – für Menschen, die auf dem Hof ­urlauben oder arbeiten.

Alte Gebäude, große Pläne

Anne Wiehage und ihr Mann Peter Venne haben Großes vor. Remise, Getreidesilo und Hähnchenstall nutzen sie zu neun Ferienwohnungen, drei Seminarräumen und einer Gemeinschaftsküche um. 750 m2 Nutzfläche sollen es am Schluss sein. Die Planungen für das Projekt mit dem Namen „Das Silo“ starteten vor vier Jahren, seit anderthalb Jahren laufen die Bauarbeiten. „Bauen im Bestand ist ein Abenteuer“, sagt Anne Wiehage. Ihr Optimismus ist trotz steigender Kosten und immer wieder nötiger Umplanungen ungebrochen.

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Die drei betroffenen Wirtschaftsgebäude wurden allesamt in den 1970er-Jahren gebaut, nachdem es auf dem Hof gebrannt hatte. Dächer und zum Teil auch Wände verkleidete die Familie mit Wellplatten aus Faserzement. Damals war das der Stand der Technik, heute ist das wegen der Asbestbelastung ein Problem.

Als Anne Wiehages Eltern sich zur Ruhe setzten, verpachteten sie Ställe und Ackerland. Ihre einzige Tochter ist Sprachheilpädagogin und arbeitet für verschiedene Fachverlage. Vor 18 Jahren ist sie mit ihrer Familie aus Süddeutschland zurück an den Stadtrand von Fröndenberg gezogen, dorthin, wo die Familie seit 1486 ansässig ist. „Irgendwann habe ich gemerkt: ‚Was du da hast, ist ein Geschenk‘“, sagt Anne Wiehage.

Von den Eltern übernahm die junge Generation das große Wohnhaus – und schmiedete irgendwann Pläne für die Bauten aus den Siebzigern. Dort wurden die Wellplatten langsam undicht. Eine längerfristig angelegte landwirtschaftliche Nutzung schien in den Gebäuden ebenfalls nicht mehr möglich. Auch wenn die ältere der beiden Töchter Landwirtin gelernt hat.

Der Weg zum Konzept

Den Ausbau zu dauerhaft vermieteten Wohnungen sortierte die Familie als Möglichkeit direkt aus. Das würde die nötigen Investitionen nicht wieder hereinholen. Erst hatten Anne Wiehage und Peter Venne ein Hotel mit Überseecontainern im Sinn, wie sie es an der Ostsee gesehen hatten. Dann sagte ein befreundeter Architekt: „Ihr müsst das Holz erhalten und die Landwirtschaft sichtbar machen.“ Und schließlich dachte Peter Venne über seine beruflichen Erfahrungen nach. Als Interimsmanager übernimmt er bei Firmen in ganz Deutschland vorübergehend Führungsaufgaben. Dabei hat er zwei Erkenntnisse gesammelt. Erstens: Es gibt einen Markt für hochwertige Übernachtungsmöglichkeiten, die weniger anonym sind als ein ­Hotel. Zweitens: Auch Konferenzräume in inspirierender Atmosphäre sind gefragt. Und von dieser Art gibt es in der Umgebung bisher wenig. Daraus strickte das Paar sein Konzept mit den Zielgruppen Geschäftsreisende, Teams und Touristen. Ins Boot holten sie Architektin Heike Dertmann, die sie aus Jugendtagen kannten. Sie lebt seit Langem im Berlin und brennt für das Thema Umnutzung.

Endlich Baustelle

Nach langer Planung und der Genehmigung laufen jetzt die Arbeiten. Bauleiter ist ein Ingenieur aus der Region, mit dem sich Heike Dertmann jede Woche abstimmt. Vor dem Winter sollen die Dächer dicht und die Fassaden verkleidet sein. Dabei kommt Lärchenholz in einer Deckleisten-Schalung zum Einsatz. Ein Freund mit Hof in der Nachbarschaft hat das Holz vor zwei Jahren eingeschlagen. Von ihm stammen auch die Feldbrandsteine, aus denen die neue Fassade des alten Stalls gemauert ist.

Auch die Innenausstattung ist schon durchgeplant. Alles soll nordischen Charme mit viel Holz verströmen. Nachhaltigkeit ist den Bauherren wichtig. Deshalb setzen sie, wo möglich, auf Materialien aus der Natur. Holzweichfaserplatten dämmen Wände und Dächer, die Wohnungen im einstigen Getreidesilo bekommen einen Lehmputz.

Die Wohnungen, zwischen 25 und 80 m2 groß, werden allesamt mit einer Küchenzeile ausgestattet. Ein Apartment wird auch für Rollstuhlfahrer geeignet sein. Übernachtungen werden künftig ab etwa 110€ pro Wohneinheit kosten.

Fördermittel von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gab es für den Bau von Wohnungen mit hohem energetischen Standard in ­erhaltenswerter Bausubstanz. Diesen Status hat den Gebäuden die Kommune bescheinigt. Eine Förderung des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) hat die Installation einer Hackschnitzelheizung mit 101 kW Leistung ermöglicht, die den ganzen Hof versorgen soll. Für die Dächer ist eine Photovoltaik-Anlage mit 100 kWp geplant.

In der Gastgeberrolle

Im kommenden Frühjahr soll der Betrieb starten. Vor vielen Gästen auf dem Hof ist die Familie nicht bange. „Wir hatten hier immer ein offenes Haus“, sagt Anne Wiehage. „Ich hab’ Bock auch mal etwas anderes zu machen, mit mehr persönlichen Kontakten.“ Traurig ist sie, dass ihr Vater die Fertigstellung des Projekts nicht mehr erleben kann. Ihre Mutter unterstützt nach Kräften.

„Das Silo“ soll ein Domizil werden, in dem sich Gäste willkommen fühlen. Es soll mit Dingen punkten, die auf dem Land als selbstverständlich gelten: Aufwachen mit Blick auf die Pferdeweide und abends unter dem alten Apfelbaum ein Feierabendbier genießen.

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