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Auch die Gasfackel braucht eine Wartung!

Lesezeit: 5 Minuten

In Bauteilen wie der Gasfackel oder dem Gasdruckgebläse schlummern große Risiken: Ausfälle können viel Geld kosten. Wir haben einer Spezialfirma bei der Fehlersuche über die Schulter geschaut.


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Andreas Meise ist noch nicht einmal zehn Minuten auf der Anlage, da hat er bereits drei Fehler gefunden: „Hier fehlt ein Potenzialausgleich an der Gasfackel. Im Schaltschrank sind lose Kabel. Und dieser Kugelhahn hier ist nicht ATEX-zertifiziert.“ Prüfungen wie diese gehören zum täglichen Geschäft von Meise, der zusammen mit Marco Klußmann die Firma MK Gastechnik gegründet hat.


Die Firma aus Lemgo (Nordrhein-Westfalen) hat sich auf die Wartung der Gasstrecke spezialisiert. Dazu gehören neben der Gasfackel auch Bauteile wie das Gasdruckgebläse, Gasdruckregler und Aktivkohlefilter einschließlich Rohrleitungen, Flansche, Kugelhähne und Klappen. „Was wir oft feststellen: In den ersten zwei bis vier Jahren in der Gewährleistungszeit warten die Hersteller ihre Anlagen selbst. Danach gerät vieles in Vergessenheit“, erklärt Klußmann.


Wartung ist vorgeschrieben


Das kann nicht nur rechtliche Folgen haben: Laut Betriebssicherheitsverordnung oder einschlägigen Vorschriften wie dem Merkblatt DWA-M 305 der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) oder der Technischen Regel Anlagensicherheit (TRAS) 120 sind Biogasanlagenbetreiber verpflichtet, für einen ordnungsgemäßen Betrieb dieser Komponenten zu sorgen. Mängel, die bei den vorgeschriebenen, wiederkehrenden Prüfungen auffallen, können zu ungeplanten Ausfällen führen, wenn Behörden die Anlage stilllegen. Aber auch Ausfälle der meist kleinen Bauteile können zum Stillstand führen. „Bis dann neue Bauteile bestellt und eingebaut sind, vergehen oft mehrere Tage mit großen finanziellen Einbußen.


Dazu kommen schleichende Verluste z.B. durch Gaslecks. Diese gibt es nicht etwa nur am Gasspeicher. „Wir stellen immer wieder undichte Leitungen durch schlecht gepflegte Dichtungen, falsche Kugelhähne oder Fehler bei der Installation fest“, berichtet der Experte.


Suche nach Gaslecks


Lecks erkennt das Duo durch „Abseifen“ der Bauteile. Dabei werden gasführende Teile wie Flansche oder Kugelhähne mit einer Art Seifenlauge eingeschmiert. Gibt es ein Gasleck, erkennt man dieses an kleinen Bläschen. Eine Alternative dazu ist ein Gasspürgerät.


Bei unterirdisch verlegten Leitungen machen sie eine Druckprobe mit Stickstoff. Hierbei pumpt das Wartungsteam Stickstoff bis zu einem gewissen Druck in die Leitungen. An einer Druckanzeige prüfen sie dann, ob der Druck bestehen bleibt oder abfällt. In diesem Fall ist von einer Leckage in der Leitung auszugehen. „Das muss eigentlich alle vier Jahre gemacht werden, aber die wenigsten wissen das“, stellt Klußmann fest.


Typische Fehler, die sie bei ihrer Arbeit auf Biogasanlagen immer wieder feststellen:


  • Teile der Gasfackel wie Magnetventile und Dichtungen sind undicht, sodass Biogas entweicht.
  • Zündkerzen sind verschmutzt, sodass sie nicht mehr zünden, wenn die Gas-fackel anspringen soll.
  • Die Sicherung gegen Flammenrückschlag (Deflagration) in der Gasfackel lässt sich für die Wartung nicht ausbauen. „Wenn man das einmal jährlich macht, ist sie 20 Jahre und länger einsatzbereit. Muss sie dagegen ausgetauscht werden, kann das den Betreiber schnell 2500 bis 3000 € kosten“, sagt der Geschäftsführer.
  • Auch gibt es Ablagerungen in der Sicherung, die entfernt werden müssen. Diese können z.B. durch Schwefel im Biogas oder durch Vogeldreck und anderes entstehen, das von oben in die Fackel fällt.
  • Lochfraß im Metall kann bei der Gasfackel oder anderen Bauteilen zu längeren Ausfällen führen, wenn die Teile gewechselt werden müssen. Klußmann: „Wenn man dagegen Flugrost regelmäßig entfernt, kann das nicht passieren.“
  • Schlecht gewartete oder zu spät gewechselte Keilriemen im Biogasgebläse führen zum Ausfall. Weil das BHKW dann kein ausreichend verdichtetes Gas mehr erhält, verursacht dieser kleine Fehler schnell einen Stillstand der BHKW.
  • In Gasleitungen ohne Kondensatschächten bilden sich Wassersäcke durch Kondenswasser. Das behindert die Durchleitung des Biogases. „Hier hilft nur, nachträglich Entwässerungssysteme einzubauen“, erklärt der Dienstleister.


Fehlerquelle Aktivkohle


Auch der Aktivkohlefilter ist fehleranfällig. So kann es passieren, dass der Betreiber nach einem Wechsel der Kohle das Gas zu früh zum BHKW leitet. „Frische Aktivkohle reagiert mit bestimmten Komponenten im Biogas, sodass anfangs der Methangehalt sehr hoch sein kann. Das kann im BHKW zu Schäden führen“, erklärt Meise.


Darum sollte nach dem Wechsel die Gasfackel ca. 15 bis 20 Minuten lang das Gas verbrennen, bevor es wieder zum BHKW geleitet wird.


Ein anderer Fehler ist, dass die Sauerstoffzuführung in den Aktivkohlefilter nicht ausreichend ist. Ohne Luftzufuhr funktioniert die Entschwefelung nicht. „Wir haben schon Filter gesehen, bei denen die Luft über einen offenen Kugelhahn zuströmen soll. Das reicht aber meistens nicht aus. Aber viel gravierender ist, dass über die Öffnung Biogas entweichen kann, wenn der Filter außer Betrieb ist“, schildert Klußmann ein Beispiel. Oder der Kohlefilter wird nicht ausreichend beheizt bzw. die Heizung ist ausgefallen: Auch dann funktioniert die Entschwefelung nicht ausreichend. „Egal, ob Gasfackel, Gebläse oder Aktivkohle: Viele Störungen entstehen dadurch, dass die Bauteile nicht regelmäßig gewartet werden“, lautet sein Fazit.


hinrich.heumann@topagrar.com

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