Im Juni ist es im Stromnetz zu mehreren kritischen Situationen gekommen, die fast zu einem großflächigen Stromausfall geführt hätten. Nach einer Analyse der Technischen Universität Dresden reichte an drei Tagen die vorgehaltene Regelenergie nicht aus, um die Frequenz von 50 Hertz im Stromnetz aufrechtzuerhalten. An vier Tagen mussten Stromversorger dagegen über Stunden Strom mit „negativen Preisen“, also gegen Aufpreis, exportieren. Als Grund sehen die Analysten, Prof. Siegfried Kobe und sein Ko-Autor Rolf Schuster, eine Überproduktion von Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen. „Im ersten Halbjahr 2019 gab es 162 Stunden mit negativem Strompreis an der Börse, im gesamten Vorjahr waren es dagegen nur 133“, erklärt Kobe. In allen Fällen sei das Netz bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit strapaziert gewesen. Zur Gefahrenabwehr seien Kosten in dreistelliger Millionenhöhe entstanden.
Die Wissenschaftler kritisieren, dass die Bundesregierung diese Fakten ignoriere. So gäbe es weder im zweiten Fortschrittsbericht der Regierung zur „Energie der Zukunft“ noch in der Stellungnahme der Expertenkommission dazu Lösungsvorschläge. Dabei könnten Ereignisse wie im Juni immer häufiger auftreten.
Der Bundesverband Erneuerbare Energien sieht die Ursache dagegen in dem neuen Mischpreisverfahren für Regelenergie sowie in der großen Hitze. Das könnte zu einem höheren Stromverbrauch durch Ventilatoren usw. sowie zum Ausfall von konventionellen Kraftwerken geführt haben, weil sich das zur Kühlung verwendete Wasser in den Flüssen zu stark erwärmt hat. Eine genaue Analyse der Vorfälle steht aber noch aus.