Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Waldumbau Seelische Gesundheit Steuern in der Landwirtschaft

topplus Aus dem Heft

„Orientieren Sie sich an den Strommärkten!“

Lesezeit: 5 Minuten

Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer beim Fachverband Biogas, erklärt, warum sich die bedarfsgerechte Stromproduktion lohnt und was dabei zu beachten ist.


Das Wichtigste zum Thema Energie freitags, alle 4 Wochen per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Über 15 Jahre lang haben Biogasanlagenbetreiber Strom bei möglichst hoher BHKW-Auslastung rund um die Uhr ins Netz eingespeist. Jetzt ist Flexibilität gefragt. Warum sollten Betreiber ihre Anlage umrüsten?


Rauh: Wer seine Anlage erfolgreich betreiben will, muss effizient arbeiten. Selbstverständlich ist eine Umstellung des Betriebes für den Betreiber eine Herausforderung. Neben dem technischen Investitionsbedarf muss die gesamte Organisation erneuert werden.


Angesichts der andauernden Kostendiskussionen und der gleichzeitig fallenden Erzeugungskosten für Wind- und Solarstrom muss Biogas seine Stärken einbringen. Nur so kann die Branche der Öffentlichkeit und der Politik höhere Förderbeträge vermitteln. Wer als Betreiber Strom vermarkten möchte, muss sich an den Märkten orientieren.


Für wen kommt die Flexibilisierung infrage? Wovon ist das abhängig?


Rauh: Der Gesetzgeber schreibt beispielsweise die Flexibilisierung für Neuanlagen und Bestandsanlagen vor, wenn die Betreiber eine Anschlussförderung haben wollen. Viele Betreiber geben zudem an, dass sie nach der Flexibilisierung ruhiger schlafen können. Die Anlage wird aufgrund niedriger Börsenpreise häufig in der Nacht heruntergefahren, sodass es nachts keine Störungen geben kann. Und wenn es eine Störung gibt, existiert ein weiterer BHKW-Motor, um die Wärmeversorgung aufrechtzuerhalten.


Gibt es auch Anlagen, die auf eine Umrüstung verzichten sollten?


Rauh: Problematisch wird es dann, wenn die Restlaufzeit im ersten EEG zu kurz ist, da dann eine Refinanzierung der Investition über die Flexprämie nicht mehr gelingt. Aber auch, wenn der Betreiber sich die Neuorganisation nicht zutraut oder kein Betriebsnachfolger vorhanden ist, könnte das gegen eine Umrüstung sprechen.


Viele Anlagenbetreiber fürchten bei der Flexibilisierung hohe Investitionskosten. Inwiefern ist der Einstieg ein Risiko?


Rauh: Der Einstieg ist sicher mit hohen Investitionskosten verbunden, gerade wenn der Betreiber den Betrieb in großem Umfang auf eine flexible Fahrweise umstellt. Eine gut durchdachte Flexibilisierung ist aber gleichzeitig der Garant für Mehrerlöse bei der Stromvermarktung.


Wie lange dauert Ihrer Erfahrung nach eine Umrüstung?


Rauh: Vom Beginn der Planungsphase über die Klärung der Finanzierung bis hin zur Inbetriebnahme kann ein Jahr vergehen. Ein Bremsklotz ist häufig die Genehmigungsphase, bei der Nachforderungen seitens der Behörde zu zeitlichem Verzug von mehreren Monaten führen können.


Welche Hürden kann es geben und wie lassen sie sich umgehen?


Rauh: Das können Nachgenehmigungen oder lange Lieferzeiten der Komponenten sein. Die Lösung hierfür ist eine gute Vorplanung, bei der diese Aspekte mit berücksichtigt werden.Ein weiterer Knackpunkt ist häufig der eingeschränkte Netzanschluss und die Zuweisung eines alternativen Anschlusspunktes. Hier kann man mit dem Netzbetreiber über Sonderlösungen sprechen, die einen Anschluss am bestehenden Verknüpfungspunkt ermöglichen.


Die Sorge vieler Anlagenbetreiber ist, dass der Deckel für die Flexprämie im EEG bald erreicht sein könnte. Wie groß sehen Sie die Gefahr?


Rauh: Die Entwicklung der Flexprämie verläuft seit Anfang 2017 nahezu linear. Der Zubau liegt im Schnitt bei etwa 25 MW pro Monat. Beim jetzigen Trend wäre das der Herbst 2020. Es gibt auch Gesetzesvorschläge zum EEG, die sicherstellen würden, dass begonnene Projekte beendet werden können. Wir hoffen, dass dies in den nächsten Monaten verabschiedet wird und der Betreiber damit Investitionssicherheit bekommt.


Viele Akteure in der Branche fordern, den Flexdeckel abzuschaffen oder zumindest den Fördertopf zu vergrößern. Wie schätzen Sie die Chance dafür ein?


Rauh: Die Politik will die Regelungen zum Flexdeckel ändern. Vor diesem Hintergrund ist die kurzfristige Abschaffung des Flexdeckel oder auch eine Erhöhung wenig realistisch.


Welche Unterstützung kann der Fachverband Biogas leisten?


Rauh: Wir haben eine Arbeitshilfe zum Einstieg in die Flexibilisierung von Biogasanlagen erstellt und bieten dazu auch zahlreiche regionale Informationsveranstaltungen an. Auf unserer Jahrestagung „Biogas Convention“ im November in Hannover wird die Flexibilisierung als Thema ebenfalls prominent vertreten sein.


Zusätzlich versuchen wir, auf politischer Ebene die Rahmenbedingungen weiter zu verbessern. Ein erster Schritt wäre die Verabschiedung oben genannter Regelungen.


Die Flexibilisierung ist ein wichtiges Thema auf der kommenden Jahrestagung des Fachverbandes Biogas. Worüber sollten sich Anlagenbetreiber auf jeden Fall informieren?


Rauh: Die Biogas Convention 2018 startet am ersten Tag direkt mit dem Panel zu Zukunftskonzepten für Biogasanlagen. Die aktuell für die Branche bedeutendste Strategie ist hierbei die Flexibilisierung, um Zugang zur zweiten Förderperiode zu bekommen und den Ertrag der Anlage zu optimieren. Weitere Panels beschäftigen sich mit den Herausforderungen wie z.B. Düngung oder Emissionsschutz. Profis wählen am zweiten Tag noch die für sie individuell passenden Workshops aus, in dem es in die Tiefe geht. Die Techniken und Dienstleistungen für die Zukunft können Betreiber dann direkt auf der parallel stattfindenden Ausstellung „EnergyDecentral“ ergründen.


Kontakt:


hinrich.neumann@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Bestens informiert zur EuroTier 2024

Über 60 % sparen + Gewinnchance auf einen VW Amarok sichern!

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.