△ Hinrich Neumann, top agrar
Optionen, die schnelle Erfolge beim Klimaschutz versprechen, heißen im EU-Jargon „Low hanging fruits“ (tiefhängende Früchte). Sie sind einfach zu ernten. Aus deutscher Sicht gehören zu diesen Früchten die Stromerzeugung aus bestehenden Energieanlagen oder die Nutzung von Biokraftstoffen. Allerdings drohen sie zu vertrocknen: Mangels Perspektive werden Anlagen stillgelegt und sind dann für den Klimaschutz unwiederbringlich verloren.
Die bisherige Regierung hat stattdessen Lösungen für die Energiewende in die Ferne oder auf das Ausland verschoben. Beispiel Elektromobilität: Der Ausbau der zusätzlichen Erzeugungskapazitäten für grünen Strom oder der Ladeinfrastruktur dauert noch Jahre. Oder Wasserstoff: Deutschland will große Mengen aus dem Ausland importieren, ohne zu wissen, ob diese überhaupt verfügbar sind.
Die neue Regierung muss daher 2022 wichtige Weichen stellen, wie z.B.:
- Biogasanlagen brauchen bessere Rahmenbedingungen. Schon flexibilisierte Anlagen müssen nachträglich weiter umgerüstet werden können.
- Die Landwirtschaft verbraucht jährlich rund 2 Mrd. l Diesel. Biokraftstoffe wie Rapsöl müssen daher dauerhaft steuerbefreit bleiben, zumindest aber gegenüber fossilem Diesel finanziell deutlich bessergestellt werden.
- Die Nutzung von Windstrom zur Wasserstoffproduktion muss einfacher möglich sein, um die volkswirtschaftlich unsinnige Abschaltung aufgrund von Netzengpässen zu vermeiden.
Die neue Regierung muss dafür sorgen, dass uns die „tiefhängenden Früchte“ nicht verloren gehen. Wie das gehen kann, zeigen wir in dieser Ausgabe des Energiemagazins.