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Sonnenstrom lohnt sich immer noch

Lesezeit: 7 Minuten

Die Solarvergütung ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Und wer seinen Solarstrom selber verbraucht, muss jetzt auch noch die sogenannte Sonnensteuer zahlen. Eine Investition rechnet sich trotzdem.


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Viel ändert sich nicht, aber das ­wenige stellt die Branche auf den Kopf. So lassen sich die Auswirkungen der Novelle des Erneuerbare- Energien-Gesetzes auf die Solar­branche zusammenfassen. Zwar hat die Regierung die Vergütung für den Sonnenstrom nur leicht gesenkt. Dafür erhebt sie aber künftig auf selbstverbrauchten Ökostrom die EEG-Umlage – in der Branche auch Sonnensteuer genannt.


Die Umlage ist in Deutschland Bestandteil des Strompreises und über ihr werden die Kosten der Energiewende auf die Verbraucher verteilt. Derzeit beträgt die Abgabe 6,24 Cent je Kilowattstunde. Ob sie in den kommenden Jahren sinkt oder steigt, kann derzeit noch niemand vorhersagen.


Bislang waren Eigenstromerzeuger von der Umlage befreit. Doch der Anteil der Selbstversorger wächst und damit schrumpft die Zahl derer, die Strom zukaufen und sich an den Kosten der Energiewende beteiligen. Deshalb sollen Anlagenbetreiber, die nach dem 1. August dieses Jahres ein Kraftwerk in Betrieb nehmen, für den in Haus und Hof verbrauchten Sonnenstrom zumindest einen Teil der Umlage zahlen.


In diesem und dem nächsten Jahr ­verlangt die Regierung 30 % von der Umlage, in 2016 werden 35 % fällig und ab 2017 sind es 40 %. Ausnahme: Wer den Strom aus einer Anlage mit weniger als 10 Kilowatt installierter Leistung verbraucht, muss dafür auch nach wie vor keine Sonnensteuer zahlen. Altanlagen sind ebenfalls befreit, sofern deren Betreiber bereits vor dem 01.08.2014 ihren Sonnenstrom selbst verbraucht haben.


Die neue Regel trifft die Solarstrombranche hart, weil die Zahl der Selbstversorger hier besonders hoch ist. Das allerdings weniger aus einem ökologischen Gedanken heraus, als aus Eigennutz. Denn die Produktionskosten für Solarstrom sind in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Sie schwanken in der Regel zwischen 10 und 15 Cent je Kilowattstunde. Die bange Frage, die die Branche derzeit daher umtreibt: Sind die Anlagen trotz der Umlage noch rentabel?


Der Solarberater der Landwirtschafts­kammer in Nordrhein-Westfalen, Elmar Brügger, ist der Frage für einen schweinehaltenden und einen milchviehhaltenden Betrieb nachgegangen.


Schweinehalter im Vorteil.

Karl Meier (Beispiel frei erfunden) hält 300 Zuchtsauen inkl. Ferkelaufzucht. Auf seinen Ställen hat er noch ausreichend Platz für eine Solarstromanlage. Theoretisch könnte er sogar bis zu 110 Kilowatt Leistung installieren, für die er etwa 900 m2 Platz benötigt. Er hat unter heutigen Gesichtspunkten gute Voraussetzungen für den Selbstverbrauch. Die Dachflächen der Ställe sind nach Osten und Westen ausgerichtet und es fällt tagsüber kein Schatten auf die Platten.


Zwar würde Meier auf den Südseiten einen höheren Gesamtertrag erwirtschaften. Allerdings sind die Erträge morgens auf den Ostdächern und abends auf denen im Westen höher als auf denen im Süden. Er kann somit früher und länger den Sonnenstrom für den Betrieb nutzen.


Meier lebt in Norddeutschland, die Sonne hat dort nicht so viel Kraft wie im Süden. Von Nachbarn, die bereits Solaranlagen auf Ost-West-Dächern betreiben, weiß er, dass diese im Schnitt 840 Kilowattstunden pro Kilowatt Anlagenleistung erzielen. Zum Vergleich: Wenn er in Bayern oder Baden-Württemberg wohnen würde, könnte er – je nach Dach- und Anlagenkonzeptionen – mit 950 Kilowattstunden pro Kilowatt Anlagenleistung und mehr rechnen.


Zusammen mit einem Berater kalkuliert er daher die Rentabilität einer Investition für drei verschieden große Anlagen durch (Übersicht). Das Ergebnis ist in allen Fällen positiv. Der Gewinn steigt sogar mit der Größe; die 110-Kilowattanlage fährt nach 20 Jahren den größten Ertrag ein. Allerdings rentiert sich der Invest in die kleinen Kraftwerke deutlich besser. Die 10-Kilowatt-Anlage geht mit einer durchschnittlichen Verzinsung des eingesetzten Kapitals von 6,40 % in diesem Punkt als klarer Sieger hervor.


Eigenverbrauch zahlt sich aus.

Das gute Abschneiden der Minianlage hat vor allem einen entscheidenden Grund: Zwar erzeugt das kleine Kraftwerk weniger Strom als die größeren. Meier kann diesen aber überwiegend selber nutzen, was sich für ihn auszahlt. Denn mit dem Sonnenstrom ersetzt er teuren Steckdosenstrom, für den er derzeit 20,50 Cent je Kilowattstunde zahlt. Der selbstverbrauchte Sonnenstrom hat somit einen deutlich höheren Wert als der, den er für aktuell 12,62 Cent je Kilowattstunde ins öffentliche Stromnetz einspeist (Stand Oktober 2014). Das Ergebnis fällt somit umso schlechter aus, je kleiner die Eigenverbrauchsquote und desto höher der Stromanteil, den er ins Netz schickt.


Wie sehr der Selbstverbrauch das Ergebnis beeinflusst, zeigt auch folgendes Beispiel: Wenn Meier seinen Sonnenstrom aus der 10-Kilowatt-Anlage zu rund 100 % ins Netz einspeist, wird aus dem Plus vor dem Endergebnis ein tief-rotes Minus (ca. -9 000 €).


Hinzu kommt, dass Kraftwerke mit weniger als zehn Kilowatt Leistung von der EEG-Umlage befreit sind. Das ist bei den größeren Anlagen nicht der Fall. So macht die Umlage für das 40-Kilowattkraftwerk derzeit 7 % am Ertrag aus. Meier entscheidet sich trotzdem für eine 40-Kilowatt-Anlage. Sowohl der Überschuss nach 20 Jahren mit rund 34 000 Euro als auch der Zins der Investition mit 5,8 % sind aus seiner Sicht akzeptabel.


Milchviehhalter im Nachteil.

Noch deutlicher werden die Zusammenhänge bei Meiers Nachbarn, Maximilian Steinmann (Name frei erfunden). Dieser melkt 80 Milchkühe. Auch er möchte in eine Solarstromanlage investieren. Platz hätte er theoretisch für eine 80 Kilowatt-Anlage. Auch er verfügt über Ost-Westdächer, auf die kein Schatten fällt. Die Einstrahlung liegt ebenfalls bei 840 Kilowattstunden pro Kilowatt. Für seinen Strom zahlt er, wie Meier, 20,50 Cent je Kilowattstunde.


Trotz ähnlicher Bedingungen fallen in seinem Fall die Gewinne niedriger aus als bei seinem Nachbarn. Schuld daran ist vor allem der geringe Eigenverbrauchsanteil. Denn die konventionelle Milchproduktion ist nicht so stromintensiv wie die Schweinehaltung. Zudem verbrauchen Milchviehhalter vor allem in den frühen Morgen- und späten Nachmittagsstunden viel Strom – also dann, wenn nur wenig oder gar keine Sonne scheint.


Steinmann investiert daher in eine 10-Kilowatt-Anlage, da sich die Investition in diesem Fall am besten rentiert (4,9 %). Sowohl die 40-Kilowatt-Anlage als auch die mit 80 Kilowatt schneiden mit Renditen von weniger als 4 % schlechter ab. Die Investition steht in einem relativ schlechten Verhältnis zum Ertrag.


Stromverbrauch analysieren.

An den beiden Beispielen wird deutlich: Nur wer einen hohen Anteil des Sonnenstromes selber verbrauchen kann, für den lohnt sich künftig noch die Solarstromproduktion.


Brügger empfiehlt daher folgende Strategie: Setzen Sie auf eine möglichst hohe Eigenverbrauchs-Quote. Das heißt, die Anlagengröße müssen Sie konsequent am Strombedarf des Betriebes ausrichten.


Am besten installieren Sie in jedem Stall einen Verbrauchsmesser (Ferrarie-Zähler oder Datenlogger). Der kostet im Handel rund 50 bis 150 Euro und liefert einen guten Überblick darüber, wo, wann und wie viel Strom verbraucht wird. Natürlich auch nur dann, wenn Sie diese Daten konsequent dokumentieren.


Danach sollten diese Informationen mit einem Experten ausgewertet werden, um zu wissen, wie hoch etwa der Eigenanteil ausfallen könnte. Neben der Eigenverbrauchsquote spielen folgende Faktoren eine große Rolle:


  • Je höher der Preis für den Strom vom Energieversorger, desto lukrativer ist der Selbstverbrauch. Allerdings: Versuchen Sie zunächst, in einen günstigeren Stromtarif zu wechseln. Erst dann sollten Sie über den Kauf einer Solaranlage nachdenken.
  • Je höher die unterstellte Preissteigerung für den zugekauften Strom, desto stärker steigt die Rendite. Allerdings wird Ihnen niemand vorhersagen können, um wie viel Strom künftig teurer wird. In den letzten Jahren lag die Preissteigerung im Bereich der Inflationsrate von rund 2 % pro Jahr.
  • Der Preis für die Anlage spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Allerdings sollten Sie bei den Verhandlungen mit Ihrem Verkäufer darauf achten, dass es sich um Komplettangebote handelt. Das heißt, alle Kosten müssen enthalten sein! Holen Sie sich mindestens drei Angebote ein um sich einen guten Überblick verschaffen zu können.
  • Auch der steuerliche Aspekt spielt eine Rolle. Unter Umständen fallen die Renditen für pauschalierende Betriebe höher aus. Das sollten Sie mit Ihrem Steuerberater abklären. D. Rolink

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