Eine stärkere politische Berücksichtigung des Beitrags herkömmlicher Biokraftstoffe zum Klimaschutz wünscht sich der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). Im Interview mit AGRA-EUROPE stellte VDB-Geschäftsführer Elmar Baumann fest, dass das Klimapaket der Bundesregierung in dieser Hinsicht keine Impulse bringe.
Er moniert insbesondere fehlende preisliche Anreize im Brennstoffemissionshandelsgesetz, sieht aber auch auf europäischer Ebene in puncto Klimaschutz durch regenerative Kraftstoffe noch Luft nach oben. Hier besteht nach Baumanns Einschätzung wegen einer „kraftlosen Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II)“ sogar die Gefahr, dass diese bei einer nationalen Eins-zu-eins-Umsetzung zu einer Halbierung der Biokraftstoffmenge aus landwirtschaftlicher Biomasse führen würde.
Zudem drohe wegen der Deckelung der Treibhausgas-(THG)-Quote mittelfristig eine „Kannibalisierung“ der Biokraftstoffe der ersten Generation durch fortschrittliche Biokraftstoffe und Elektromobilität, warnt der VDB-Geschäftsführer. Auch reiche die EU-Richtlinie bei weitem nicht aus, um das 2030er Ziel des deutschen Klimaschutzplans für den Verkehrssektor zu erreichen.
Baumann bekräftigte daher seine Forderung nach einer Anhebung der THG-Minderungsquote und begrüßte in diesem Zusammenhang Überlegungen der EU-Kommission, die Minderungsvorgaben von Artikel 7a der Kraftstoffqualitäts-Richtlinie über 2020 hinaus weiterzuentwickeln.
Keine Konkurrenz
Baumann sieht im Verkehrssektor keine Konkurrenz zwischen Elektroantrieben und Biokraftstoffen. Nach seinem Verständnis müssen Elektromobilität, fortschrittliche Biokraftstoffe und strombasierte Kraftstoffe vielmehr zur Erreichung der Klimaschutzziele die marktgängigen Biokraftstoffe ergänzen. Das Weiterführen der Biokraftstoffe aus landwirtschaftlicher Biomasse auf dem heutigen Niveau sei dabei die notwendige Voraussetzung, um das Klimaziel überhaupt ernsthaft in Angriff zu nehmen, betonte der Verbandsgeschäftsführer.
Die aktuelle Marktsituation für regenerative Kraftstoffe bewertet Baumann durchaus positiv. Er erwartet für das Jahr 2020 ein deutliches Absatzplus. Damit die höhere THG-Quote erfüllt werden kann, wird es ihm zufolge sogar erforderlich sein, neben den üblichen Kraftstoffen B7, E5 und E10 weitere Biokraftstoffmengen in den Markt zu bringen.