Der Ölpreis hat in den vergangenen 1,5 Jahren den stärksten Preisverfall seit dem zweiten Weltkrieg erlebt: Von 112 Dollar je Barrel (159 Liter) im Juni 2014 auf unter 30 Dollar im Januar 2016. Für den Einbruch gibt es viele Gründe: Der Stopp des Exportverbots für Öl aus den USA oder der Wille der OPEC-Staaten, mit günstigem Öl lästige Schieferöl- oder Offshore-Konkurrenten aus dem Markt zu drängen. Und seit Januar pumpt auch der Iran wieder 1 Mio. Barrel zusätzlich auf den Markt.
Der niedrige Ölpreis ist ein Schock für die Energiewende. Verbraucher kehren alternativen Kraftstoffen oder Elektrofahrzeugen den Rücken, verzichten auf den Anschluss an Wärmenetze, verschieben den Umstieg auf eine regenerative Heizung oder kaufen sogar eine günstige Öl- oder Gasheizung.
Damit kommt Deutschland der Unabhängigkeit von unsicheren Ölexportländern wie Russland kein Stück näher. Auch bleiben die CO2-Emissionen – dem Klimagipfel in Paris zum Trotz – hoch.
Dabei ist ein niedriger Ölpreis keinesfalls in Stein gemeißelt. Je mehr billiges Öl auf den Markt drängt, desto schneller kommen wir dem Ende des Erdölzeitalters näher. Es wächst ja kein neues Öl nach. Schon eine kleine Veränderung der Weltwirtschaft oder eine neue Politik der OPEC könnte das Blatt schnell wenden lassen, wie uns die Vergangenheit lehren sollte. Daher dürfen wir mit der Entwicklung zu mehr Unabhängigkeit nicht innehalten, um auf den nächsten Preisschock nach oben vorbereitet zu sein.
Auch muss die Bundesregierung wieder für ein gutes Investitionsklima zum Kauf von Holzheizungen, Biomethan-Fahrzeugen oder Elektroautos sorgen. Das wäre jetzt wichtig, denn noch ein Jahr mit Tiefstpreisen für Öl halten viele Firmen aus der erneuerbaren Energien-Branche nicht aus. Wenn die Welt wieder über Preise von 120 Dollar pro Barrel stöhnt, wären Verbraucher und die heimische Wirtschaft froh über günstige Alternativen. Dafür müssen wir jetzt den Grundstein legen.