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Biogasanlagen vor Aufgabewelle

Biomasse-Ausschreibung erneut massiv überzeichnet

Dramatische Entwicklung bei den Biogashöfen: Die neue Biomasse-Ausschreibung war wieder stark überzeichnet. Knapp zwei von drei Anlagen haben keinen Zuschlag erhalten und wissen nicht weiter.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat die Ergebnisse der jüngsten Biomasse-Ausschreibung sowie der Biomethanausschreibung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2023) veröffentlicht. Die Biomasseausschreibung war wie von der Branche wiederholt prognostiziert erneut dreifach überzeichnet: Auf das ausgeschriebene Biomasse-Volumen von 240 Megawatt (MW) installierter Leistung wurden Gebote im Umfang von 742 MW eingereicht. Im Biomethansegment gingen wie auch schon in den vergangenen Ausschreibungsrunden keine Gebote ein. 

Sandra Rostek, Leiterin des Hauptstadtbüro Bioenergie, ist von den Ergebnissen wenig überrascht: „Leider war es zu erwarten, dass die Biomasse-Ausschreibung erneut so deutlich überzeichnet ist. Der schleichende Ausstieg aus der Strom- und Wärmeerzeugung aus Biogas, der mit dem EEG 2023 eingeleitet wurde, trägt nun bedauerliche Früchte. Mehr und mehr Bestandsanlagen, deren EEG-Vergütung ausläuft, bekommen endgültig keinen Zuschlag für eine Anschlussvergütung und müssen nun stilllegen. So gefährden wir sehenden Auges den Erfolg der Energiewende!“

Die Bioenergiebranche habe nach den vergangenen Ausschreibungsrunden wiederholt darauf hingewiesen, dass aufgrund des niedrigen und zeitgleich abschmelzenden Ausschreibungsvolumens, den zu geringen finanziellen Anreizen für eine flexiblere Fahrweise der Anlagen sowie zu der geringen Gebotshöchstwerten zahlreiche Anlagen im Bieterrennen um einen Zuschlag leer ausgehen würden, so Rostek weiter. In den frühen 2000er Jahren seien hunderte Anlagen errichtet worden, die nun das Ende ihres 20-jährigen Vergütungszeitraums erreichen und sich um eine Anschlussperspektive bemühen müssen. 

Enttäuschung auch in Schleswig-Holstein und Niedersachsen

Enttäuscht zeigt sich auch der Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (LEE SH). Von den 263 Zuschlägen seien lediglich acht in das nördliche Bundesland gegangen. Eine Umfrage des Fachverbandes Biogas (siehe unten) bestätige negative Auswirkungen für die kommunale Wärmeplanung. Viele Betreiber von Biogasanlagen wüssten nun nicht, wie es weitergehen soll. Daher machten sich auch viele Kommunen Sorgen um ihre Wärmeversorgung.

Der LEE SH fordert, dass die Bundesregierung dringend das Volumen der Ausschreibungen erhöhen muss, um vorhandenen Biogasanlagen und die daran angeschlossenen Wärmenetze insbesondere im ländlichen Raum zu erhalten.

Frust auch in Niedersachsen: LEE-Biogasexperte Joost Kuhlenkamp berichtet, dass dorthin lediglich 37 Zuschläge vergeben wurden. "Angesichts der Vielzahl an flexiblen und wärme-versorgenden Anlagen zeichnet sich eine düstere Zukunft ab: Ohne Änderungen an den Ausschreibungsbedingungen droht vielen bestehenden Anlagen in den kommenden Jahren die Ausgrenzung aus der Stromerzeugung – und damit auch aus der Wärmeversorgung. Dies könnte zur Stilllegung von Wärmenetzen führen,“ mahnt Kuhlenkamp.

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Umfrageergebnis des Fachverbandes Biogas

Von den knapp 3.200 Betreibermitgliedern im Fachverband Biogas haben 540 bei einer Umfrage mitgemacht – rund 17%.

Mehr als ein Drittel der Befragten hat demnach bereits (z.T. mehrfach) an einer Ausschreibung teilgenommen. Weniger als die Hälfte davon erhielten einen Zuschlag. Neun von zehn Anlagen beliefern Wärmekunden.

60 % der Befragten hatte bereits einmal an einer Ausschreibung teilgenommen, 31 % zweimal und 9 % sogar dreimal oder häufiger. Nur 42 % haben bislang einen Zuschlag erhalten.

56 % der Teilnehmer planen nochmals an einer Ausschreibung teilzunehmen. 16 % der Befragten wollen dagegen ihre Anlage stilllegen. Für mehr als ein Viertel der Biogasanlagen bedeutet das Ende der EEG-Vergütungszeit auch das Ende der Wärmenutzung. Nur 10 % könnten ihre Wärmeversorgung auch ohne EEG-Vergütung aufrechterhalten. 13 % der Betreiber planen einen Wechsel in die Biomethan-Aufbereitung.

Von den Biogasanlagen der Betreiber, die an der Befragung teilnahmen, haben 89 % eine Wärmenutzung. Abnehmer der Biogaswärme sind Haushalte, Schwimmbäder, Schulen und Kindergärten, Turnhallen, Altenheime oder Krankenhäuser und sonstige (Gärtnereien, Ställe, Trocknung etc.). Hochgerechnet auf die 9.900 Biogasanlagen in Deutschland (887 in Schleswig-Holstein) bedeutet dies, dass knapp 390.000 (35.000 in Schleswig-Holstein) Haushalte an Wärmenetze angeschlossen sind, über 1.000 (90) Schwimmbäder, knapp 2.500 (225) Schulen und Kindergärten, 1.640 (147) Turnhallen und über 1.000 (90) Altenheime oder Krankenhäuser sowie Gärtnereien, Ställe und andere.

„Wir können es uns nicht leisten, auf dieses Potenzial zu verzichten“, mahnt der Präsident des Fachverbandes Biogas, Horst Seide. Viele Orte in ganz Deutschland haben bei der vorgeschriebenen kommunalen Wärmeplanung auf Biogasanlagen gebaut. „Wenn die Biogaswärme, die bei der Erzeugung von Strom in Blockheizkraftwerken eh anfällt, nicht mehr zur Verfügung steht, wird es an vielen Stellen schwer werden mit der Umsetzung der Wärmewende“, sagt Seide.

 

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