Das Wüstenstrom-Projekt Desertec ist Geschichte. Bereits in den vergangenen Jahren hatte sich ein Scheitern abgezeichnet. Am Montag haben die letzten 17 Gesellschafter in Rom nun beschlossen, dass Projekt endgültig zu beenden. Lediglich eine kleine Beratungs-Gesellschaft soll erhalten bleiben, die künftig Staaten im Nahen Osten beim Ausbau der Erneuerbaren-Energien beraten wird. Offensichtlich konnten sich die Gesellschafter, darunter der Energieversorger RWE und der Rückversicherer MunichRE, nicht auf eine Zukunfts-Strategie für das ins Wanken geratene Vorhaben einigen, berichtet die Süddeutsche Zeitung.
In den vergangenen Jahren waren immer mehr deutsche Unternehmen aus dem Konsortium ausgestiegen. Erst Siemens, Bosch und unter anderem M+W Zander – dann E.ON, Bilfinger sowie die HSH Nordbank. Mit riesigen Solarkraftwerken wollten sie anfänglich in den Wüsten Nordafrikas Strom für das europäische Festland erzeugen. Dafür wurden die Firmen und Verbände noch vor ein paar Jahren von der Politik gefeiert. Doch die anfängliche Euphorie um das Megaprojekt verflog schnell. Zum Schluss blieb von der einstigen Idee nicht viel übrig. Anstatt Strom für Europa zu erzeugen, wollte man mit riesige Solarparks die Bevölkerung vor Ort mit Energie versorgen und lediglich als Projektentwickler in Erscheinung treten.
Streit und Arabischer Frühling
Und dann zerstritten sich die Initiatoren und seit dem „Arabischen Frühling“ ist die politische Lage in Afrika zudem instabiler geworden. Umweltschützer und auch einige Mitglieder der Desertec-Stiftung warfen vor ein paar Jahren Vertretern der Wirtschaft vor, dass Projekt einseitig zu ihren Gunsten ausnutzen zu wollen. Ein großer Energieversorger hätte zum Beispiel versucht, ein Kohlekraftwerk in Chile zu bauen und gleichzeitig bei der Bundesregierung Subventionen für das Wüstenstromprojekt abzustauben. Das passe nicht zu der Prinzipien der Stiftung, die auf lokale Wertschöpfung und maximaler Umweltverträglichkeit fußen. Man habe zudem den Eindruck, die Wirtschaft nutze das Projekt nur, um sich ein grünes Image zulegen zu können. Die Industrie hingegen sah die Sachlage anders. Man sei von Anfang an dem Misstrauen der Umweltschützer ausgesetzt gewesen. "Dass wir da mitmachen, hat nicht in deren Weltbild gepasst", zitierte beispielsweise Spiegel Online ein Mitglied des Konsortiums.
Hinzu kommt: Das Konsortium war sich offensichtlich nicht mehr einig darin, was genau Ziel des Projektes ist. Bilfinger selbst sei ausgestiegen, weil sich das Vorhaben von einer Industrie-Initiative, die konkrete Projekte umsetzen will, zu einer verbandsähnlichen Interessenvertretung entwickelt hat“, zitierte das Handelsblatt bereits einen Sprecher vor ein paar Jahren. Diethard Rolink