Für viele Biogasanlagenbetreiber, deren Anlagen nach 20 Jahren keine Förderung mehr erhalten, könnte ein Wechsel zur Biomethanerzeugung interessant werden. Das zeigen mehrere Vorträge bei der Biogas Convention des Fachverbandes Biogas in der Session am Montag.
Im Folgenden fassen wir die wichtigsten Aussagen der Referenten zusammen.
Viele Hoffnungen auf dem Kraftstoffmarkt
Dr. Helmut Kern vom Dienstleister Arcanum stellte den Biomethan insgesamt vor:
- Die geplante Südquote im EEG 2021 für BHKW könnte den Biomethanabsatz steigen lassen.
- Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) hat Biomethan zwar gegenüber Erdgas bessergestellt. Dennoch sieht Kern nur geringe Absatzmöglichkeiten für Biomethan als Brennstoff. Denn es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, um im Neubau die Pflicht zum Einsatz von erneuerbaren Energien beim Heizen zu erfüllen.
- Gute Chancen sieht er beim Absatz als Kraftstoff.
- Der Wechsel von Mais auf höhere Gülleanteile ist dabei besonders lukrativ. Die höheren Kosten für die Güllevergärung könnte in höherer Preis für die THG-Minderungsquote teilweise gegenfinanzieren. Denn beim Einsatz von Gülle fällt die Treibhausminderung (THG-Minderung) höher aus, womit auch mehr Geld beim Quotenverkauf zu verdienen ist.
- Beim Kraftstoff sieht Kern vor allem bei der Produktion und dem Verkauf von Bio-LNG (Flüssiggas, Liquified Natural Gas) Chancen. Zwar ist die CNG-Produktion günstiger, weil weniger Prozessschritte als beim LNG nötig sind. Dafür muss CNG aber ins Gasnetz eingespeist werden. Auch ist der Absatz schwieriger, weil CNG in Pkw verwendet wird, Bio-LNG dagegen lässt sich direkt einsetzen und ist für Lkw, Schiffe usw. interessant.
Wirtschaftlichkeit im Vergleich
Alfons Himmelstoß von der AEV Energy GmbH hat vorgerechnet, dass bei einer 500 kW-Anlage beim Umstieg auf einen hohen Gülleanteil der Neubau einer Anlage zur Vorortverstromung mit EEG-Vergütung (16,24 ct/kWh) wirtschaftlicher ist als die Biomethanproduktion. Ab einem Biomethanpreis von 9 ct/kWh (Brennwert) kippt das und die Gaserzeugung wird wirtschaftlicher.
Neue Dienstleistung zur LNG-Produktion
Das Unternehmen CM Fluids hat eine neue Dienstleistung entwickelt: Es schließt Partnerschaften mit Biogasanlagenbetreibern ab. Dabei baut und betreibt CM Fluids auf dem Standort der Biogsaanlage eine Verflüssigung, um Bio-LNG herzustellen. Hierzu kauft der Dienstleister dem Anlagenbetreiber das Rohgas ab. „Wir wollen dem Betreiber einen Preis von 6 bis 7 ct/kWh für das Rohgas zahlen, aber das ist noch nicht fix“, trug Referentin Lena Friedmann vor. Das LNG will CM Fluids dann Kommunen als Kraftstoff für Busse verkaufen.
Biomethan als Partner für Wasserstoff
Dr.-Ing. Ramona Schröer vom Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik und Benedikt Rilling von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) Nürtingen-Geislingen stellen im abschließenden Vortrag die Möglichkeiten vor, die der Wasserstoffmarkt bietet. Dabei könnte Biogas mit Wasserstoff aus der Elektrolyse zu Biomethan synthetisiert werden. „Die Chancen auf Einnahmen gibt es im Strom- und Gasmarkt“, sagte Rilling. Im Strommarkt könnte z.B. der Elektrolyseur im Regelenergiemarkt für negative Regelenergie eingesetzt werden und abgeschaltet werden. Im Gasmarkt dagegen könnte die bedarfsgerechte Biomethaneinspeisung eine Unterdeckung ausgleichen.
Allerdings berichtete Rilling noch von einigen Hürden:
- Nur mit Überschussstrom arbeiten Elektrolyseure nicht wirtschaftlich.
- Die Zahlungsbereitschaft von Privatkunden oder Mineralölindustrie ist noch gering, die Erlösmöglichkeiten auf dem Regelenergiemarkt aktuell sehr gering.
- Es gibt noch keine rechtliche Einordnung von synthetischem Methan.
Trotzdem ist er überzeugt, dass die Biogas-Wasserstoff-Kombination neue Geschäftsmodelle und Erlösquellen in Zukunft eröffnen wird.