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Regierungswechsel Aussaat im Frühling Maul- und Klauenseuche

topplus Branche fordert mehr Tempo

Dieselersatz: Wie die Landtechnik CO2 reduziert und wo die Politik gefordert ist

Alternative Kraftstoffe sollten möglichst bald für Landwirte und Lohnunternehmer zur attraktiven Option werden, forderten Teilnehmer einer Diskussionsrunde während der Grünen Woche.

Lesezeit: 6 Minuten

Die Landtechnikindustrie setzt auf klimafreundliche Dieselkraftstoff-Alternativen, um Abgasemissionen in der Landwirtschaft nachhaltig zu minimieren. „Jetzt kommt es darauf an, Tempo zu machen, damit alternative Kraftstoffe für Landwirte und Lohnunternehmer sehr bald zu einer attraktiven Option werden. Unerlässlich ist ein Ansatz, der keine Technologie ausschließt“, sagt Christoph Gröblinghoff, Vorstandsmitglied der Sparte Landtechnik im Verband des Deutschen Maschinen- und Anlagenbaus (VDMA Landtechnik) und Chef des Landmaschinenherstellers Fendt, in einer Dialogrunde mit Bundespolitikern auf der Grünen Woche in Berlin.

„Verbrennungsmotor bleibt unentbehrlich“

Dabei gelte es, Anreize zu schaffen, die biogene und synthetische Kraftstoffe im ackerbaulichen Maschineneinsatz attraktiv machen. „Für leistungsstarke Traktoren und Erntemaschinen bleibt der Verbrennungsmotor nämlich auch in Zukunft unentbehrlich“, erläutert Gröblinghoff.

Sofort-Lösung für Neu- und Bestandsmaschinen Nachhaltige, flüssige Kraftstoffe seien die beste Alternative, um CO2-Emissionen effektiv und schnell zu reduzieren. „An einem intelligenten Energiemix, der alle verfügbaren, nachhaltigen Kraftstoffoptionen berücksichtigt, geht kein Weg vorbei. Neu- und Bestandsmaschinen profitieren von dieser Sofort-Lösung gleichermaßen“, betont Peter Weiß, Bereichsleiter für Selbstfahrtechnik der Maschinenfabrik Bernard Krone.

Dies sei auch deshalb nötig, weil bestehende Landmaschinen- und Traktorenflotten oft mehr als 20 Jahre im Einsatz sind. Ein weiterer wichtiger Vorteil alternativer Kraftstoffe sei, dass sie mit der vorhandenen Infrastruktur auf Höfen und im ländlichen Raum vollständig kompatibel sind.

Bis zu 90 Prozent weniger Emissionen

Als vielversprechende und am Markt verfügbare Option gelten hydrierte Pflanzenöle aus Reststoffen – HVO genannt. Mit ihnen könnten schon heute bis zu 90 Prozent der CO2-Emissionen im Vergleich zu fossilen Treibstoffen eingespart werden, direkt und ohne Umwege. Zahlreiche Hersteller haben den Kraftstoff bereits Praxistests unterzogen und entsprechende Freigaben erteilt.

Daneben gilt Biodiesel, auch aus heimischer Produktion, als vielversprechende Ergänzung des klimafreundlichen Kraftstoffportfolios von morgen. Nicht vergessen werden dürfen außerdem synthetische Kraftstoffe aus grünem Strom, sogenannte E-Fuels, die in Zukunft ebenfalls einen positiven Klimabeitrag leisten können.

Fakt ist und bleibt: Leistungsstarke Landtechnik braucht flüssige und gasförmige Energieträger in Verbindung mit dem Verbrennungsmotor. „In dieser Hinsicht steht die Landwirtschaft als Anwendungssektor in einer Linie mit der Luft- und Schifffahrt-Branche“, sagt Peter Weiß.

Anpassung beim Agrardiesel

Im politischen Berlin trifft diese Position auf fruchtbaren Boden. „Wenn wir effektiv vorankommen und Produktivität mit Klimaschutz verbinden wollen, müssen wir Technologieoffenheit fördern und die Rahmenbedingungen so gestalten, dass der Hochlauf von HVO zügig gelingt – ohne weitere Restriktionen,“ sagt Carina Konrad, stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion.

Spürbare Marktanreize für klimafreundliche Dieselalternativen müssten sich am Modell der Agrardieselvergütung orientieren, und zwar für den unverzüglichen Einsatz aller marktfähigen biogenen und synthetischen Kraftstoffe, so die Position des Branchenverbandes VDMA. In der Folge wären CO2-Einsparungen einfach und transparent dokumentierbar.

Auch die CSU-Landesgruppe unterstützt das Vorhaben, alternative Kraftstoffe für den Einsatz in Landmaschinen zu fördern nach Kräften. „Die Industrie hat bereits beeindruckend vorgelegt, was Technologien und Konzepte angeht. Jetzt geht es um eine möglichst rasche und zielführende Umsetzung. Mein Ansatz besteht darin, langfristig die gesamte Verbrennerflotte, auch im Verkehrssektor, abzudecken“, resümiert Artur Auernhammer, agrarpolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe.

Einig sind sich die Diskussionsteilnehmer, dass die Kraftstoffwende nur dann erfolgreich sein wird, wenn ein positives Investitionsklima mit verlässlichen Rahmenbedingungen für die Herstellung und Einfuhr klimafreundlicher Kraftstoffe geschaffen wird.

Batterieelektrische Lösungen nur in Hofnähe

Batterieelektrische Antriebe eignen sich dagegen in erster Linie für den hofnahen Einsatz und für Sonderkulturen, während leistungsstarke Traktoren für schwere Feldarbeiten sowie Erntemaschinen für Feldfrüchte, Grünfutter und Heu anforderungsbedingt nicht elektrifiziert werden können. „Die Leistungsgrenze für elektrisch betriebene Landtechnik liegt bei 100 Kilowatt. Daher lassen sich nur kleinere Traktoren, Hoflader oder Geräte elektrifizieren“, resümiert Gröblinghoff.

Forderungen beim Biokraftstoffkongress

Die Vorstandsvorsitzende des Bundesverband Bioenergie (BBE), Marlene Mortler, eröffnete am Montag zweitägigen Kongress „Kraftstoffe der Zukunft“. Am 20. und 21. Januar diskutieren mehr als 70 Redner auf dem 22. Fachkongress über Maßnahmen zur Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehr.

In der ersten von insgesamt fünfzehn Sessions wurden die Klimaschutzziele im Verkehr diskutiert und das Potential nachhaltiger Kraftstoffe und Antriebstechnologien beleuchtet. Mortler erläuterte die künftigen Herausforderungen für erneuerbare Kraftstoffe in einem zunehmend komplexeren Regelungs- und Marktumfeld: „Damit die Klimaschutzlücke geschlossen werden kann und alle erneuerbaren Optionen ihr Potenzial entfalten können, muss die Treibhausgasminderungs-Quote auf mindestens 37 Prozent im Jahr 2030 deutlich angehoben und für die langfristige Planungssicherheit zudem bis 2040 fortgeschrieben werden. Aktuell verschenkt Deutschland mit der künstlich niedrig angesetzten Obergrenze zur Anrechnung nachhaltiger Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse erhebliches Klimaschutzpotenzial, weshalb diese Obergrenze im Zuge der RED III-Umsetzung auf das europarechtlich zulässige Maß von 5,3 Prozent angehoben werden sollte.“

Mehr Technologieoffenheit

Niels Anspach, Vizepräsident Wertschöpfungskette Biokraftstoffe der BP Europa SE, erläuterte, wie Biokraftstoffe den Übergang zu Netto-Null in verschiedenen Branchen beschleunigen können: „Die kosteneffizientesten Lösungen, wie HEFA, sollten Vorrang haben, während neue Rohstoffe und neue Technologien wie Fischer Tropsch oder Methanol to Jet entwickelt und verbreitet werden sollten. Anstatt die Optionen einzuschränken, brauchen wir alle Wege, die in ihrem eigenen Tempo entwickelt und eingesetzt werden, und zwar nach einem ganzheitlichen Ansatz, der keine der nachhaltigen Optionen einschränkt.“

Prof. Dr.-Ing. Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer von en2x – Wirtschaftsverband Fuels und Energie e.V., stellte in seinem Vortrag die regulatorischen Hemmnisse für Investitionen in innovative Technologien für grüne Moleküle heraus: „Die Molekülwende ist elementar für das Gelingen der Energiewende. Denn ohne CO2-neutrale Kraft-, Brenn- und chemische Grundstoffe für die Industrie werden wir eine starke Wirtschaft nicht mit Klimaschutz in Einklang bringen können. Damit die Transformation endlich an Fahrt aufnimmt, muss die nächste Bundesregierung dringend die regulatorischen Weichen so stellen, dass Investitionen in grüne Technologien möglichst attraktiv werden. Dabei sollte keine Alternative von vornherein durch Verbote ausgeschlossen werden. Wir brauchen weniger Bürokratie und einen Wettbewerb um die besten Lösungen für mehr Klimaschutz.“

Weitere Infos

  • Das VDMA-Positionspapier „Weg von fossilen Treibstoffen Landtechnik als Enabler klimafreundlicher Antriebe im Agribusiness“ ist hier abrufbar.

  • Ein Erklärfilm des Branchenverbandes erläutert die Position zum Thema Alternative Antriebe.

  • Auf Wunsch des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft hat das KTBL 2024 die Arbeitsgruppe "Roadmap Antriebssysteme für die Landwirtschaft" einberufen. Die Mitglieder haben besonders wichtige und erfolgsversprechende Maßnahmen zusammengestellt, mit denen mehr landwirtschaftliche Maschinen auf erneuerbare Antriebsenergien umgestellt werden können. Das Ergebnis wurde in einem Maßnahmenkatalog veröffentlicht.

  • Die KTBL-Arbeitsgruppe "Antriebssysteme für landwirtschaftliche Maschinen" hat eine kostenfreie Broschüre über Alternativen zum Diesel herausgegeben.

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