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Strohverbrennung: Politik verhindert Durchbruch

Die Verbrennung von Stroh hat großes Potenzial in Deutschland. Doch immer schärfere Emissionsgrenzwerte verhindern den Durchbruch, zeigte eine aktuelle Tagung in Jena.

Lesezeit: 4 Minuten

Rund 40 Mio. t Stroh fallen jedes Jahr auf Deutschlands Äckern an. „Davon könnten sich ohne Konflikte mit der Tierhaltung und der Humusbilanz jährlich rund 10 Mio. t verheizen lassen“, berichtete Dr. Armin Vetter, stellvertretender Präsident der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) am Donnerstag (5.11.2015) auf dem Mitteldeutschen Bioenergietag in Jena, den die TLL gemeinsam mit der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) organisiert hat.


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Die TLL hat zum Strohpotenzial eine umfangreiche Untersuchung auf Landkreisebene für ganz Deutschland erstellt. „Wir  hatten wir gehofft, dass Stroh als Brennstoff bei den zahlreichen, vorhandenen Fernwärmenetzen eine sinnvolle Alternative sein könnte wie in Dänemark“, führte Vetter weiter aus. Dänemark ist bei Strohverbrennung europaweit führend. Ein Pluspunkt für Stroh ist, dass es als Reststoff nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion steht. Außerdem verursacht es keine Kosten für die Volkswirtschaft, da sich Anlagen ohne Förderung und Zuschüssen rechnen können.


Doch Deutschland bleibt dabei weit hinter seinen Möglichkeiten: Derzeit sind nach Vetters Angaben erst rund 100 Strohverbrennungsanlagenbundesweit in Betrieb. Einen Grund dafür sieht Vetter in der fehlenden Zuverlässigkeit der Bioenergiepolitik. „Hier hat die Bundesregierung bei den Land-  und Forstwirten erheblich Vertrauen verspielt – vor allem bei der Stromerzeugung aus Biomasse“, kritisiert er. Das wirke sich auch auf den Wärmemarkt aus.


Ein weiterer Grund für den langsamen Ausbau der Strohverbrennung sind nach Vetters Ansicht aber auch die ständig steigenden Anforderungen bei den Emissionen. „Man kann neue Entwicklungen durch überhöhte Anforderungen bei Emissionsgrenzwerten auch abwürgen“, findet er deutliche Worte in Richtung Berlin und Brüssel.


Nicht nur die 2. Stufe der 1. Bundes-Immissionsschutzverordnung (1. BImSchV) für Strohheizkessel bis 100 kW zählen dazu, sondern auch die drohende Verschärfung der Grenzwerte der TA Luft (4. BImSchV), unter die Anlagen zwischen 100 und 1000 kW fallen. Und am Horizont winkt zudem noch die EU-Ökodesignrichtliniefür Anlagen bis 500 kW, die noch einmal strengere Grenzwerte vorsehen könnte. „Um den Markt in Gang zu bringen, brauchen wir ein zeitlich begrenztes Markteinführungsprogramm für Strohheizungen“, fordert der Bioenergieexperte. Dann könnte die Strohnutzung zum Erreichen der Klimaziele und zu einer höheren Wertschöpfung im ländlichen Raum beitragen. Landwirte können damit auch Energiekosten senken und langfristig stabilisieren.


Im Unterschied zum Holz besitzt Stroh ungünstigere Verbrennungseigenschaften wie höhere Aschegehalte oder einen niedrigeren Ascheschmelzpunkt, der bereits bei 800 bis 900 Grad liegt, während Holzasche erst ab ca. 1200 Grad schmilzt. „Die Ursache liegt an Inhaltsstoffen wie Kalium“, erläutert Dr. Andrej Stanev von der FNR. Weitere Bestandteile wie Chlor sorgen dagegen dafür, dass Salzsäure (HCl) entsteht, wenn es beim Abgas zur Kondenswasserbildung kommt. Das trägt zur Korrosion bei. 


Mit moderner Anlagentechnik lassen sich diese Probleme händeln. „Heutige Anlagen arbeiten mit automatischer Brennstoffzufuhr, Zündung und Entaschung, der Betreiber muss kaum noch Hand anlegen“, berichtet Stanev. Zudem sorgen Abluftfilter (elektrostatische Modelle oder Gewebefilter) dafür, den Feinstaub zu reduzieren.


Einen weiteren Einfluss auf die Verbrennungseigenschaft haben aber Anbau, Ernte und Lagerung des Strohs. Daher gehört zu einer erfolgreichen Strohverbrennung schon die Planung der Getreidedüngung, aber auch die Wahl der richtigen Getreideart. „Auch die Feldliegezeit ist ein wichtiger Qualitätsparameter“, ergänzt Vetter. Denn „röstet“ das Stroh nach Tau oder Regen in der Sonne, sinkt beispielsweise der Chlorgehalt. Die Inhaltsstoffe bestimmen aber auch die spätere Verwertung der Asche als Düngemittel


Als Demonstrationsobjekt wird am Standort Jena der TLL derzeit ein neues Strohheizwerk gebaut. Dort kommt ein neuartiger Drehrohrkessel zum Einsatz, bei dem die Verbrennung in einem über 3 m langen Rohr stattfindet. Das soll die Emissionen erheblich reduzieren. Vetter: „Wir werden trotz aller politischer Unwägbarkeiten auf dem Weg weiter gehen und sind  fest davon überzeugt, dass die energetische Verwertung von Stroh eine Zukunft hat.“

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