„Es sind sehr viele Dinge, die den Menschen in der Branche das Leben schwer machen“, fasst der Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Biogas, Dr. Claudius da Costa Gomez, die aktuelle Stimmung in der Branche zusammen. Konkret sieht er folgende Herausforderungen:
- Durch die ab 2026 geplante Treibhausgas-Bilanzierung in der Nachhaltigkeitsverordnung drohe ein nachträglicher Eingriff in den Bestand.
- Praxisferne Regelungen in der 44. BImSchV (Bundesimmissionsschutzverordnung) machen den Betrieb einer Biogasanlage aus Sicht der Branche nahezu unmöglich.
- Unattraktive Anschlussvergütungen führten zur Stilllegung reibungslos funktionierender Anlagen.
Vor allem aber fehle der Branche das klare Bekenntnis zu Biogas und eine vernünftige Biomasse-Strategie. „Die Anlagenbetreiber müssen jetzt in die Zukunft investieren. Da reden wir oft über siebenstellige Beträge. Das macht man nicht ohne die Gewissheit, dass die Anlage auch in fünf Jahren noch laufen darf“, erklärt da Costa Gomez. Vor dem Hintergrund, dass der Bedarf an speicherbarer, verlässlicher und preiswerter Energie groß ist, sei dies „völlig unverständlich“.
Fachverband setzt auf Flexibilität
Hoffnung hingegen mache ihm die Flexibilität – nicht nur der Anlagen, sondern vor allem der Akteure, die in der Vergangenheit immer wieder bewiesen hätten, dass sie mit neuen Herausforderungen umgehen können.
Dies spiegelt sich einer Mitteilung des Fachverbands zufolge auch im Programm der im Dezember stattfindenden Biogas Convention wider. Thematisiert wird unter anderem: die Aufbereitung von Biogas zu Biomethan für den Kraftstoff-Bereich sowie das Clustern von Biogasanlagen, um die Kosten der Aufbereitung für den einzelnen Betreiber zu reduzieren; außerdem geht es um neue Techniken bei der Abfallvergärung und -aufbereitung und die Suche nach alternativen Substraten vor dem Hintergrund des stetig sinkenden Maisdeckels.
Deutsches Biogas-Know-how gefragt
Dem laut Fachverband noch immer großen internationalen Interesse an deutschem Biogas Know-how wird die Tagung in drei englischsprachigen Panels gerecht. „Biogas Made in Germany ist nach wie vor gefragt“, betont da Costa Gomez. „Denn anders als Windräder und Solaranlagen lässt sich eine Biogasanlagen nicht allein mit technischem Wissen betreiben – es steckt viel Biologie drin, die man begreifen muss. Hier haben deutsche Firmen weiterhin die Nase vorn.“
Um dieses Wissen zu erhalten und auszubauen fordert der Hauptgeschäftsführer von der Bundesregierung ein klares Bekenntnis zur Biogasnutzung sowie Sicherheit und Verlässlichkeit für die Betreiber – und vor allem eine zukunftsgerichtete Biomasse-Strategie.