In Sulzberg/Au im Allgäu ist gestern ein neues Wasserkraftwerk eingeweiht worden. Die Anlage der Illerkraftwerk Au GmbH mit 450 Kilowatt (kW) Leistung ist bereits seit Ende des Jahres 2015 am Stromnetz. Die Gesellschaft ist eine gemeinsame Tochter der Allgäuer Überlandwerk GmbH (AÜW) und die Bayer. Landeskraftwerke GmbH (LaKW).
Mit dem Kraftwerk verfolgten die Betreiber zwei Ziele: eine bestehende Staustufe mit niedriger Fallhöhe wirtschaftlich für die Stromerzeugung zu nutzen und gleichzeitig eines der fischverträglichsten Wasserkraftwerke zu bauen. Nach gut einem Jahr Bauzeit und 8,7 Mio. Euro Investitionssumme ist das erste Kraftwerk in Deutschland mit „Very Low Head“-Turbine (VLH) entstanden. Es wird über ein wassergefülltes Schlauchwehr betrieben und ist laut Betreiberfirma eine Weltneuheit. Bei der Turbine handelt es sich um ein schräg in der Strömung stehendes Turbinenrad, das sich mit etwa 15 bis 20 Umdrehungen pro Minute sehr langsam dreht. Die Eigenschaften der Turbine sollen eine Wanderung von Fischen durch die Turbine ermöglichen. Für Wartungszwecke kann sie aus dem Gewässer gehoben werden.
Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf bezeichnete die Anlage als „Vorzeigeprojekt“. Die Anlage würde zeigen, dass Fischschutz und Wasserkraft kein Widerspruch sein müssten.
Der Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie der TU München führt am Standort ein Monitoringprogramm durch, um die ökologischen Auswirkungen der Anlage im Vergleich mit dem Vorher-Zustand und mit herkömmlichen Wasserkraftanlagen zu vergleichen. Erste Ergebnisse sollen im Herbst 2017 vorliegen. Tests in Frankreich mit der VLH-Turbine häten bei Forellen, Karpfen und Schleien eine Überlebensrate von fast 100 Prozent ergeben. Würden sich diese Tests auch in Sulzberg/Au bestätigen, bedeute das einen „kräftigen Schub“ für die ökologische Verträglichkeit der innovativen Wasserkrafttechnik und für deren Marktreife, betont die Illerkraftwerk Au GmbH in einer Pressemitteilung.