Eine wachsende Zahl von Biogasanlagen wird in den kommenden Jahren schrittweise aus der bisherigen Förderung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) fallen. In zwei Forschungsvorhaben haben Wissenschaftler in den zurückliegenden zwei Jahren untersucht, welche Anschlussperspektiven Bestandsanlagen vor diesem Hintergrund haben. Auf der Abschlusstagung beider Vorhaben am 19. Februar 2020 zogen die Projektpartner ein erstes Fazit.
Ziel der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finanzierten Forschungsvorhaben “Bioenergie – Potenziale, Langfristperspektiven und Strategien für Anlagen zur Stromerzeugung nach 2020“ (BE20plus) und „Next Generation Biogasanlagen“ (NxtGenBGA) war, Anschlussperspektiven für Bioenergieanlagen zu erarbeiten, wenn diese nach 20 Jahren aus der bisherigen EEG-Förderung ausscheiden.
Technische Konzepte für Betreiber
Im Fokus stand für die beteiligten Wissenschaftler insbesondere das Bemühen, technische Konzepte, Kosten und Erlöse, Treibhausgasemissionen und andere Umwelt- und Nachhaltigkeitseffekte für heutige und zukünftig mögliche Anlagenkonfigurationen zu untersuchen und diese mit verschiedenen Geschäftsfeldern zu verbinden.
Auf dem in Berlin stattgefundenen Abschlussworkshop am 19. Februar kamen beide Vorhaben übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass die zukünftigen ökonomischen Rahmenbedingungen darüber entscheiden, inwiefern eine Anlage überleben kann. Zu den Rahmenbedingungen gehören:
- der Einsatzstoffpreis für Brennstoffe und Substrate,
- der CO2-Preis und die allgemeine Preisentwicklung,
- die Erlösmöglichkeiten für die unterschiedlichen Leistungen von Bioenergieanlagen auf den unterschiedlichen Märkten.
Biogasanlagen im Strommarkt gefragt
Systemisch werden Bioenergieanlagen im Strom- und Wärmesektor mit zunehmendem Ausbau erneuerbarer volatiler Energieträger wieder wichtiger, da die Anlagen eine bereits verfügbare Flexibilitätsoption darstellen, die bei wachsenden Anteilen von fluktuierendem Wind- und Solarstromanteilen für die Versorgungssicherheit erforderlich sind – vor allem vor dem Hintergrund des Kohle- und Atomausstiegs. „Vor allem flexible Biogasanlagen erfüllen zukünftig zunehmende Funktionen zur Aussteuerung von Unregelmäßigkeiten bei der regenerativen Energieerzeugung. Die bedarfsgerechte Strombereitstellung steht hier ganz vorne. So schneiden z.B. auch saisonale Flexibilitätskonzepte in unseren Untersuchungen recht günstig ab“, resümiert Dr. Ludger Eltrop vom IER der Universität Stuttgart und Projektleiter von „NxtGenBGA“.
Martin Dotzauer vom Deutschen Biomasse-Forschungszentrum (DBFZ) ergänzt: „Im Widerspruch zum systemischen Mehrwert der Bioenergie bei hohen Anteilen erneuerbarer Energien ist ein Weiterbetrieb für den Großteil der Anlagen derzeit schwierig.“ Insbesondere die Anlagen, die weitergehende Anforderungen an die Umweltwirkung oder Effizienz nicht so einfach erfüllen können, könnten unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen wahrscheinlich nicht ohne das EEG überleben. Das sei umso kritischer, da die Anlagen nach dem Atom- und Kohleausstieg insbesondere ab Mitte der 2030er Jahre gebraucht würden, wenn die Energiewende auf die Zielgerade einbiege, so Dotzauer.
Die Ergebnisse der Abschlussveranstaltung werden bis zum endgültigen Abschluss des Projektes zum 30. Juni 2020 in Handlungsempfehlungen für die Politik übersetzt.