Mit dem traditionellen ersten Spatenstich hat das Spezialchemieunternehmen Clariant am 12. September 2018 offiziell den Bau einer Grossanlagezur Produktion von Zellulose-Ethanol aus Agrarreststoffen im rumänischen Podari bei Craiova begonnen. Dabei kommt erstmals die im Unternehmen entwickelte Sunliquid-Technologie im industriellen Massstab zum Einsatz. Nach mehr als zehn Jahren Forschungs- und Entwicklungsarbeit investiert Clariant über 100 Millionen Euro die Anlage.
Ethanol aus Zellulose-Zucker
Zellulose-Ethanol ist laut Clariant ein fortschrittlicher, nachhaltiger und nahezu klimaneutraler Biokraftstoff, der aus Pflanzenreststoffen hergestellt wird, etwa aus Weizen- und Maisstroh, das von Landwirten angeliefert wird. Das Stroh wird in Zellulose-Zucker umgewandelt. Die anschliessende Fermentation des Zellulose-Zuckers ergibt schliesslich Zellulose-Ethanol. Dank der Verwendung von Pflanzenreststoffen könne mit Zellulose-Ethanol die aktuelle Produktion von Biokraftstoffen auf neue Rohstoffe erweitert und gleichzeitig die Leistung und das Umweltprofil verbessert werden. Zellulose-Zucker könnten ausserdem als Baustein für die künftige Produktion von biobasierten Chemikalien verwendet werden.
250.000 t Stroh benötigt
Bei voller Kapazitätsauslastung wird die neue Anlage pro Jahr ca. 250 000 Tonnen Weizen- und anderes Getreidestroh, das von lokalen Landwirten bezogen wird, zu 50 000 Tonnen Zellulose-Ethanol verarbeiten. Im Prozess entstehende Nebenprodukte werden zur Erzeugung erneuerbarer Energie verwendet. Ziel ist die Unabhängigkeit der Anlage von fossilen Energiequellen. Daher sei das entstehende Zellulose-Ethanol ein praktisch treibhausgasneutraler, fortschrittlicher Bikraftstoff. Die Entscheidung für den rumänischen Standort fiel sowohl aufgrund der gesicherten regionalen Versorgungslage mit dem Ausgangsmaterial Stroh als auch wegen der dort vorhandenen logistischen und industriellen Infrastruktur.
Unternehmen sieht Vorteile für die Region
Für die Region um Craiova bietet der Bau der Anlage laut Clariant eine Reihe von Vorteilen:
- Bauern können den bisher kaum zu nutzenden Agrarreststoff Stroh erstmals industriell vermarkten.
- Zum Bau werden mehrere Hundert Arbeitskräfte aus Betrieben beschäftigt, die soweit wie möglich aus der näheren Umgebung kommen sollen.
- Nach Fertigstellung werden rund 300 dauerhafte Arbeitsplätze in Gewerbebetrieben im Umland geschaffen, die für die Unterstützung des Standortes und für Transport und Lagerung des Strohs sorgen.
- In der Anlage selbst werden 100 bis 120 Mitarbeiter beschäftigt sein. Clariant plant die Stellen mit Arbeitnehmern aus der Region zu besetzen, die dafür in den Laboren in Planegg bei München und der Pilotanlage in Straubing in Bayern ausgebildet werden sollen.