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„Heiße Luft statt Pioniergeist“

Die DIW-Ökonomin Prof. Claudia Kemfert kritisiert auf der Tarmstedter Ausstellung die EEG-Reform und forderte bessere Bedingungen für dezentrale Anlagen.

Lesezeit: 3 Minuten

„Die Energiewende liegt bei der jetzigen Regierung auf dem großen Stapel ‚Unerledigtes‘. Nach einem Formel 1-Start stottert der Motor jetzt vor sich hin“, kritisierte Prof. Dr. Claudia Kemfert am in ihrer Festansprache vor 800 Gästen bei der Eröffnung der 69. Tarmstedter Ausstellung am vergangenen Freitag (7. Juli 2017). Die Ökonomin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) aus Berlin nahm auch die Industrie in die Pflicht. Die Energiewende könnte viele Chancen bieten, sich Zukunftsmärkte zu erschließen. „Aber statt über Elektromobilität reden wir über Dieselgate“, sagte sie. Genauso würden viele Bürger und Mittelständler mit ihren Investitionen in erneuerbare Energien mehr Mut beweisen als die großen Energieversorger. Für die Industrie sei die Energiewende kein Grund zur Freude: „Das fossile Imperium schlägt zurück“, wandelte sie einen alten Filmtitel ab.


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Die „alte“ Energiewelt fände politische Handlanger. Damit meinte sie nicht nur den Klimaskeptiker Donald Trump, sondern auch die deutsche Regierung: „Die jetzige EEG-Novelle ist eine Vollbremsung. Damit  ist der Ausbau der erneuerbaren Energien im Stromsektor nahezu zum Erliegen gekommen.“ Denn ausgerechnet für die günstige Windenergie an Land gäbe es einen festen Ausbaudeckel, während die teure Windenergie auf See weiter ausgebaut wird. Und die neue Ausschreibung von neuen Erneuerbare-Energien-Projekten führe dazu, dass die Kosten sich erhöhen und die Akteursvielfalt gemindert werde: Kleine, aber wichtige Investoren wie Bürgerenergiegenossenschaften hätten nicht die Kapitaldecke für teure Ausschreibungen mit ungewissem Ausgang. „Statt einem Energiesystem, von dem man sich schon vor Jahren bewusst verabschiedet hat, endgültig Adieu zu sagen, wird aus falscher Rücksichtnahme ein effizientes Fördersystem kaputt reguliert und eine vielversprechende Energiewende ausgebremst.“


Genauso kritisierte sie, dass die Erneuerbaren in einer „Gespensterdebatte“ über angeblich zu hohe Kosten in Misskredit gebracht werden. Weitere Ängste würde die Politik mit dem Ausbau der Stromnetze schüren. Die Lösung für mehr Klimaschutz und eine bessere Integration der erneuerbaren Energien ins Strom läge im Abschalten der alten, ineffizienten Kohlekraftwerke, schlug die Wissenschaftlerin vor. Auch müsse die Vermarktung des Stroms über die Strombörse geändert werden, da erneuerbare Energien eine andere Finanzierungsstruktur hätten. „Nach anfangs hohen Investitionskosten haben sie – anders als Kohle- oder Atomkraftwerke – keine Brennstoffkosten.“ Sie schlägt daher neue Geschäftsmodelle vor, bei denen der Anlagenbetreiber auch für das Bereitstellen von Kapazitäten Geld bekommt und nicht nur wie bisher für die erzeugte Kilowattstunde. „Man zahlt ja auch Miete, unabhängig davon, wie lange man in der Wohnung lebt“, erläuterte sie. Für die künftige Energieversorgung mit vielen dezentralen Kraftwerken sei ein effektives Lastenmanagement nötig, das Erzeuger, Verteilnetze und Speicherlösungen klug koordiniere.


Kommunen seien ideale Partner für die Energiewende, viele profitierten heute schon davon.  Denn über direkte und indirekte Wertschöpfungsktten, Steuern, Arbeitsplätze und höheren Konsum brächten erneuerbare Energien positive Aspekte, nicht nur für die Volkswirtschaft, sondern auch vor Ort. Auf der Tarmstedter Ausstellung könne man sich das sehr gut anschauen: „Hier sieht man eindrucksvoll, wie Energiewende geht.“ Die Kommunen profitierten dabei unter anderem von neuen Arbeitsplätzen und Wertschöpfung der Unternehmen. Paradebeispiel sei der Landkreis Rotenburg/Wümme, der bereits seit 2013 mehr als 100 % des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien erzeuge, vorwiegend aus Wind und Biogas.

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