Heizen mit Strom ist eigentlich zu teuer. Aber nur eigentlich! Anders stellt sich die Lage nämlich dar, wenn dazu überschüssige Strommengen aus Wind- oder Solarstromanlagen genutzt werden. Dass das funktionieren kann, beweisen die Stadtwerke Flensburg bereits seit rund einem Jahr.
Dort erhitzt ein rund zwei Millionen Euro teurer Elektrodenheizkessel kaltes Wasser auf eine Temperatur von knapp unter 100°C. Das heiße Wasser wird danach in einem großen Wärmespeicher „gelagert“ und letztendlich zur Flensburger Fernwärme- und Warmwasserversorgung eingesetzt. Betriebswirtschaftlich rechnet sich der Elektrodenheizkessel immer dann, wenn die Stadtwerke Strom günstig an der Strombörse einkaufen können. Das ist der Fall, wenn in Deutschland deutlich mehr Strom produziert als benötigt wird. Bei diesem Überangebot muss das Stromnetz entlastet werden, um eine Überlastung des Stromnetzes zu vermeiden. Neben dem planmäßigen Einsatz an der Strombörse soll der Elektrodenheizkessel auch das Stromübertragungsnetz entlasten, indem er Strom aus kurzfristigen Lastschwankungen abnimmt.
Je größer das Überangebot an Strom ist, desto günstiger sind die Preise. Das kann so weit gehen, dass Strom zu negativen Preisen angeboten wird, d.h. die Stadtwerke erhalten Geld dafür, dass sie Strom vom Markt nehmen. Um die Weihnachtszeit 2012 zum Beispiel lag der Strompreis aufgrund eines großen Überangebotes bei bis zu minus 200 Euro pro Megawattstunde (MWh). Für die Stadtwerke rechnet sich der Elektrodenheizkessel bereits ab einem Strompreis von unter 10 Euro pro MWh. Im Normalfall liegt der Börsenpreis für Strom bei rund 50 Euro pro MWh.
Für Jochen Conrad von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) in München ergänzen sich Elektrokessel und Windräder bestens, schreibt Spiegel Online dazu. Nicht nur aus Gründen der Versorgungssicherheit: "Wenn die erneuerbaren Energien wie geplant stark ausgebaut werden, wird es künftig immer wieder zu großen Überschüssen an Windstrom kommen", erklärt der Experte. Die neue Technik kommt auch den Windmüllern entgegen: Denn wenn der zusätzliche Strom verbraucht werden kann, müssen die Anlagen nicht abgeschaltet werden.
Ähnliche Konzepte verfolgt auch der Energiekonzerne RWE. Anstatt eines riesigen Kessels wie in Flensburg sollen hier alte Nachtspeicherheizung gezielt dann aufgeladen werden, wenn im Netz zu viel Strom fließt.