Ein Kommentar von Patrick Liste, Chefredakteur beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.
Holz ist keine erneuerbare Energie, zumindest nicht in Robert Habecks Heizungsplänen. Waldbesitzer sowie Landbevölkerung fühlen sich vom Vizekanzler brüskiert. Und haben den Eindruck, dass die Energie- und Wärmewende zwar auf dem Land stattfinden darf, die Menschen aber nicht profitieren sollen – sondern höhere Auflagen und Kosten bekommen.
Neues Gesetz auf dem Weg
Habeck (Grüne) und Bauministerin Klara Geywitz (SPD) haben das Gebäudeenergiegesetz überarbeitet. Für installierte Heizungen ändert sich nichts, Reparaturen sind erlaubt. Aber möglichst jede neu eingebaute Heizung soll ab 2024 zu mindestens 65 % mit erneuerbaren Energien laufen. Ausnahmen und längere Übergangsfristen sind in Einzelfällen möglich. Ab 2045 soll mit Öl- und Gasheizungen generell Schluss sein.
Der Vorstoß ist verständlich. Der Gebäudesektor verfehlt die Klimavorgaben. Wer heute eine Heizung einbaut, nutzt sie 20 Jahre. Daher ist das Ziel weitgehend Konsens. Allerdings wirkt der Wege im Gesetzentwurf unausgegoren. Zwar stehen Techniken zur Auswahl, für Fachleute läuft es in Bestandsgebäuden aber auf Wärmepumpen hinaus. Deren Einbau sei in älteren Häusern weder zu leisten noch zu bezahlen. Schornsteinfeger fürchten, als „Energie-Polizei“ Knöllchen verteilen zu müssen. Selbst der Koalitionspartner FDP fordert Änderungen. Fazit: Gebäudebesitzer sind verunsichert, welche Heizung möglich ist – zumal die Förderungen nebulös sind.
Wohin mit dem Holz?
Auch Verbände der Waldbesitzer schlagen Alarm: Die Ampel will die Auflagen für neue Holz- und Pelletheizungen in Bestandsgebäuden deutlich verschärfen. Im Neubau sollen sie nach Lesart der Verbände verboten sein. Das ist nach Meinung des Wirtschaftsministeriums nicht ganz korrekt – Holz- und Pelletheizungen sollen im Neubau erlaubt bleiben, aber nicht die 65%-Erneuerbare-Energien-Pflicht erfüllen. Die Botschaft ist: Holz ist keine erneuerbare Energie.
Damit verkennt der Klimaminister die Realitäten einer nachhaltigen Waldwirtschaft. Ohne Zweifel: Keinesfalls soll sämtlich geschlagenes Holz in den Ofen – das wäre wirtschaftlich und klimatisch absurd. Bei Nadelholz fallen aber Stücke an, die sich nicht höherwertig nutzen lassen. Bei Laubholz ist die stoffliche Nutzung eingeschränkt. Das nicht sägefähige Holz komplett als Totholz im Wald zu lassen, erhöht die Waldbrandgefahr. Zudem: Brennholzverkauf sichert den gebeutelten Waldbesitzern kleine Einnahmen – für den Umbau zu klimastabilen Wäldern.
Landesregierung muss sich positionieren
Bundesrat und Bundestag sollen dem Gesetzentwurf noch vor der Sommerpause zustimmen. Das ist aber keineswegs ausgemacht. Spannend dürfte sein, wie sich die NRW-Landesregierung positioniert: Sie bekommt die Wiederbewaldung nur schwer ans Laufen, pfeffert den Waldbesitzern aber die Streitverkündung zur Holzvermarktung um die Ohren. Für Düsseldorf könnte es eine gute Gelegenheit sein, sich für die Privatwaldbesitzer einzusetzen. Und für die Menschen im ländlichen Raum, für die Holz eine regionale erneuerbare Energiequelle ist – mit der sie sich unabhängig von Gas und Öl machen.