65 % der Deutschen bewerten Biokraftstoffe grundsätzlich positiv. Dies hat eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Kantar im Auftrag der Biokraftstoffbranche ergeben. Die Umfrage wurde Ende August 2020 im Auftrag der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP), dem Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB), dem Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) und dem Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe) durchgeführt.
Bei einer garantierten Verminderung von mindestens 60 % der Treibhausgase im Vergleich zu Mineralöl sowie nachhaltiger Produktion würden knapp 70 % der rund 1000 Befragten Biokraftstoffe tanken. 43 % aller Befragten rechnen damit, dass Biokraftstoffe im Kampf gegen den Klimawandel an Bedeutung gewinnen werden.
Heimische Rohstoffe bevorzugt
Insbesondere die Schonung von Umwelt und Ressourcen wird von den Deutschen als Begründung für die positive Wahrnehmung von Biokraftstoffen genannt. Besonders gut bewerten die Befragten heimische Rohstoffe wie Zuckerrüben (77 %), Raps (75 %) oder Futtergetreide (66 %). „Futtergetreide, Raps und Zuckerrüben werden für diesen Zweck deutschlandweit auf etwa 850.000 Hektar angebaut und sind damit eine wichtige alternative Einkommensquelle für die heimischen Ackerbaubetriebe. Die hier vorgestellte Umfrage bestätigt, dass die deutschen Rohstoffherkünfte und die Vorteile für Klima- und Umweltschutz differenziert bewerten“, unterstreicht der UFOP-Vorsitzende Detlef Kurreck.
Laut der Umfrage ist lediglich ein Drittel der Befragten skeptisch gegenüber Biokraftstoffen eingestellt. 24 % der Skeptiker wünscht allerdings eine höhere Beimischung von Bioethanol oder Biodiesel. Viele forderten sogar einen 100-%igen Anteil von Biokraftstoffen.
18 % üben dagegen Kritik wie Lebensmittelverschwendung, zuviel Anbaufläche, keine „Bio-Qualität“ oder nicht nachhaltige Produktion. Auch befürchten Skeptiker immer noch Schäden an den Automotoren. „Hier würde mehr Aufklärungsarbeit helfen, die Vorurteile abzubauen“; sagt Andre Petras, verantwortlicher Projektleiter für die Studie.
Interessant aus Sicht der Biokraftstoffbranche ist, dass die Bevölkerung sogar Zuwächse für nachhaltigen Sprit aus Anbaubiomasse sieht: 43 % der Befragten glauben, dass auch Biokraftstoffe in fünf bis zehn Jahren eine weiter wachsende Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels spielen werden.
Verbände werten Ergebnisse positiv
„Wenn über zwei Drittel der Deutschen Biokraftstoffe befürworten, sollte die Politik dies berücksichtigen und für die Erreichung der Klimaziele verstärkt nachhaltige Biokraftstoffe im Straßenverkehr zur Nutzung vorsehen. Die meisten Deutschen halten eine Mischung der Antriebslösungen für den besten Weg”, betont Norbert Schindler, Vorsitzender des BDBe.
Die Ergebnisse zeigen den Verbänden aber auch, wo noch Aufklärungsbedarf besteht. „Niemand hungert auf der Welt, weil wir in Deutschland Raps anbauen. Ganz im Gegenteil: Verbraucher lieben Raps-Honig und Nutztiere proteinreiches Rapsschrot. Am Ende profitiert die menschliche Ernährung auch vom Fleisch, der Milch oder den Eiern“, sagt OVID-Präsidentin Jaana Kleinschmit von Lengefeld.
Kritik an BMU-Vorschlägen
Daher fordern die Verbände die Politik auf, die Leistungen der Biokraftstoffe zum Klimaschutz und für die agrarische Wertschöpfungskette anzuerkennen und in der Ausgestaltung der nationalen Umsetzung der RED II angemessen zu berücksichtigen. „Die Vorschläge des BMU werfen die Biokraftstoffbranche um Jahre zurück, wenn das so umgesetzt wird“, kritisiert Kleinschmitt von Lengefeld. Deutschland sei ein Leuchtturm in Europa bezüglich nachhaltiger Biokraftstoffe, das müsse das BMU auch als Chance sehen. Sogar als „böswilligen Vorschlag“ bezeichnete Schindler die BMU-Pläne. Anstatt die Treibhausminderungsquote nur marginal auf 7,25 % müsste sie auf 16 % angehoben werden, um das Klimaschutzpotenzial schneller zu heben. „Die Aussage von Umweltministerin Schulze, dass Biokraftstoffe mehr THG-Emissionen verursachen als fossiler Kraftstoff, ist schlichtweg falsch“, ergänzt UFOP-Vorsitzender Kurreck.