Biogasanlagen können abhängig von ihrer Flexibilität in unterschiedlichem Umfang zur Behebung von Netzengpässen beitragen. Unter bestimmten Rahmenbedingungen können im Smart Market Zusatzerlöse von bis zu 3,8 ct/kWh erzielt werden, wobei die volkswirtschaftlichen Gesamtkosten der Netzengpassbewirtschaftung durch den Smart Market im Vergleich zum im Moment etablierten Einspeisemanagement (EinsMan) sinken. Das sind erste zentrale Ergebnisse des Projekts „SmartBio“, die die Teilnehmer des zweiten Projektworkshops diskutiert haben. Ebenso können die aktuell durch Abregelung verlorenen EE-Strommengen durch den Smart Market genutzt werden.
Mehr Sonnenstrom im Netz verändert Situation
Sehr flexible Biogasanlagen werden tendenziell zu Netzengpasszeiten - aufgrund von niedrigen Strommarktpreisen zu diesen Zeitpunkten - nicht betrieben, weshalb der Smart Market für diese Anlagen aktuell selten eine Option wäre. „Spannend könnte der Smart Market für diese Anlagen in Zukunft dann werden, wenn in Süddeutschland perspektivisch noch stärker auf PV-Stromerzeugung gesetzt wird. Bei dieser Entwicklung ist mit einer Zunahme regionaler Netzengpässe aufgrund von Strom aus Sonnenenergie zu rechnen“, stellt Prof. Uwe Holzhammer vom Institut für neue Energie-Systeme (InES) der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) im Rahmen der Veranstaltung in Aussicht. Zur Behebung der Engpässe können die flexiblen Biogasanlagen dann beitragen, wenn gleichzeitig der deutschlandweit wirkende Strompreis aufgrund von entsprechend überregionaler Nachfragen entsprechend hoch ist.
Das InES hat zusammen mit den Projektpartnern Stadtwerke Rosenheim (SWRO) und KWH Netz den zweiten Workshop im Projekt SmartBio als Online-Seminar abgehalten.
Was "Smart Market" bedeutet
Temporär auf die Dauer des Netzengpasses und regional auf das betroffene Netzgebiet begrenzt wird - zusätzlich zu den „traditionellen Strommärkten“ (Spot-, Termin-, Regelleistungsmärkten) - ein weiterer intelligenter Markt aufgespannt. Dieser ermöglicht lokal verfügbaren Flexibilitätsoptionen (Lasten und Erzeugungsanlagen) durch finanzielle Anreize zur Auflösung des Netzengpasses beizutragen und eine Abregelung von Strom aus Erneuerbaren Energien (EE-Strom) zu verhindern oder zumindest zu verringern. Das Forschungsprojekt SmartBio konzentriert sich dabei auf Biogasanlagen als Akteure am Smart Market und untersucht, ob die Teilnahme von Biogasanlagen am Smart Market zu einer Erlössteigerung für diese Anlagen führen kann.
Diese Zusammenhänge werden im Laufe des Forschungsprojektes noch näher untersucht und sollen im abschließenden Workshop des Forschungsprojektes SmartBio im ersten Quartal 2021 vorgestellt werden.