Nach wie vor entwickelt sich der Markt für Kleinwindkraftanlagen sehr dynamisch. „Fast wöchentlich stößt man auf aktuelle F&E-Projekte oder Neugründungen“, schreibt der Kleinwindkraftexperte Patrick Jüttemann auf seiner Internetseite www.klein-windkraftanlagen.com .
Unter den Neuentwicklungen seien sehr unterschiedliche technische Konzepte. So werden u.a. immer noch neue Vertikalrotoren als besser angepriesen, obwohl ihr Wirkungsgrad deutlich niedriger als der von herkömmlichen Horizontalrotoren. Das liegt u.a. daran, dass die vertikalen Anlagen die Kraft des Windes schlechter in Strom umwandeln als Horizontalanlagen. „Windkraftanlagen mit horizontaler Achse sind in der Regel effizienter als vertikale Anlagen. Betrachtet man den Gesamtwirkungsgrad, so kann dieser bei guten Kleinwindanlagen mit horizontaler Rotorachse über 30 % liegen. Vertikalläufer liegen deutlich darunter“, erläutert Jüttemann.
Darum fällt es nicht leicht, als Investor die richtige Anlagentechnik zu wählen. Das stellen sogar andere Kleinwind-Experten fest: Manchen Startups bescheinigen sie gute Chancen, weil das technische Konzept der Kleinwindanlage stimmt. Bei anderen hat man eher Zweifel. „Über andere Gründer wiederum kann man nur den Kopf schütteln: Der Klassiker sind Leistungsdaten, deren Analyse zu physikalisch nicht möglichen Wirkungsgraden führen“, so Jüttemann. Leider sei das kein Einzelfall. Trotzdem würden es solche Firmen schaffen, Fördergelder oder Eigenkapitel zu akquirieren.
Jüttemann mahnt, nicht allein die technischen Innovation zu betrachten. Die Technik muss für einen konkreten Standorttyp und Anwendungszweck ausgelegt sein. Dafür müsse es ein Konzept geben.
Vor dem Kauf sollte sich der Käufer informieren, wie der Test der Windanlage auf freiem Feld abgeschnitten habe. Ein Test unter natürlichen Windbedingungen sei unverzichtbar. Denn hier werde die Sturmsicherheit geprüft. Ferner werde die Leistung des Generators gemessen und daraus die Leistungskurve abgeleitet. „Ohne korrekte Leistungskurve können keine Ertrags- und Wirtschaftlichkeitsberechnungen durchgeführt werden“, erklärt Jüttemann. Auch die Schallvermessung sei wichtig.
Für die Prüfung einer konkreten Windanlage sollten Käufer die Einschätzung eines Experten einholen. Dieser sollte neutral d.h. herstellerunabhängig und erfahren sein. Expertise: Test und Vermessung von Windanlagen. Ansprechpartner findet man z.B. in unabhängigen Prüfinstituten, bei Betreibern von Testfeldern und in spezialisierten Ingenieurbüros.
Als Beispiele nennt Jüttemann:
- Uwe Hallenga, Betreiber des Kleinwind-Forums unter kleinwindanlagen.de , Windenergie-Gutachter und Fachbuch-Autor.
- Eric Effern und Robert Weis, Windtest Grevenbroich GmbH. Das Unternehmen betreibt ein Testfeld in NRW.
- Günther Hacker, Entwicklung von Mikrowindanlagen und Einspeisetechnologie, Fachbuch-Autor.
- Dr. Dieter Frey, Ingenieurbüro für Windanlagen-Vermessung.
- Kurt Leeb, Experte aus Österreich, zuständig für das Kleinwind-Testfeld in Österreich.
- Betreiber des Kleinwind-Testfelds in Dänemark.