Die Discounterketten Aldi Nord und Aldi Süd wollen den konventionellen Plastikbeutel für Obst und Gemüse abschaffen. In allen Filialen der beiden Discounter sind ab Sommer 2019 die sogenannten Knotenbeutel nur noch aus nachwachsenden Rohstoffen für einen Cent erhältlich. Zudem bieten die Unternehmensgruppen ab Herbst 2019 wiederverwendbare Mehrwegnetze an.
Im vergangenen Jahr haben Verbraucher in Deutschland rund drei Milliarden Einwegbeutel verbraucht. „Wenn Kunden künftig stattdessen zu unserem Mehrwegnetz greifen, lohnt sich das für die Umwelt“, so Rayk Mende, Geschäftsführer Corporate Responsibility & Quality Assurance bei Aldi Nord. Das waschbare Netz sei besonders strapazierbar und böte genügend Platz für den Transport von vielen Obst- und Gemüseartikeln. Die Kunden könnten zudem Mehrwegnetze anderer Anbieter für ihren Einkauf nutzen. Die wiederverwendbaren Mehrwegnetze sind ab Herbst 2019 in allen Aldi-Filialen zu finden.
Rohstoff aus der Zuckerrohrindustrie
Wer als Kunde im Obst- und Gemüsebereich dennoch nicht auf Einwegbeutel verzichten möchte, kann ab Sommer 2019 zu Obst- und Gemüsebeuteln aus einem nachwachsenden Rohstoff greifen. Dieser fällt bei der Zuckerrohrproduktion an. „Im Rahmen unserer Verpackungsmission suchen wir kontinuierlich nach geeigneten umweltfreundlicheren Lösungen. Die biobasierte Variante wird, wie üblicher Kunststoff, über die gelbe Tonne entsorgt und kann somit auch wieder recycelt werden. Der Vorteil des Beutels ist, dass bei der Herstellung kein Erdöl verwendet wird“, erklärt Mende.
Kritik der Recyclingbranche
Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) sieht das allerdings kritisch. Der BVSE-Fachverband Kunststoffrecycling warnt davor, dass zunehmende Mengen von Kunststoffverpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen das Kunststoffrecycling erheblich beeinträchtigen können. „Das kann nur dann eine Lösung sein, wenn der Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen auch wirklich identisch ist mit dem Kunststoff aus Rohöl, wie das etwa bei Polyethylen (PE) möglich ist. Sollte das aber nicht der Fall sein, haben wir zwei verschiedene Ausgangsmaterialien, aber nur ein Recyclingverfahren. Das kann dann nicht funktionieren“, warnt Dr. Dirk Textor, Vorsitzender des Fachverbandes Kunststoffrecycling.
Textor plädiert deshalb bei allen Neuerungen im Verpackungsbereich dafür, zuerst einmal mit der Recyclingindustrie zu prüfen, ob es sinnvolle Recyclingmöglichkeiten gibt. „Es macht keinen Sinn neue Lösungen als Innovation zu verkaufen und am Ende steht dann nicht die Nachhaltigkeit, sondern nur die Verbrennung“, findet der Vorsitzende.