Wenn die Gläubiger des insolventen Windparkbetreibers Prokon am 2. Juli dieses Jahres über die Zukunft ihres Unternehmens entscheiden, stehen Ihnen zwei Auswege aus der Misere zur Auswahl:
1. Die GLS Bank setzt sich für die Umwandlung des Windparkbetreibers Prokon in eine Genossenschaft ein. Sie hat seit der Insolvenz im Januar 2014 mehrere Zeichner von Genussrechten sowie "Die Freunde von Prokon" beraten, ein Zusammenschluss von mehr als 10.000 Anlegern.
2. Um das Unternehmen wirbt allerdings auch der Energieriese EnBW. Der Stromkonzern hat ein Übernahme-Angebot in Höhe von 550 Millionen Euro vorgelegt. Sollte die Gläubiger-Versammlung sich für diesen Schritt entscheiden, gibt es zumindest keine kartellrechtlichen Bedenken. Das Kartellamt hat gestern dafür grünes Licht gegeben.
Aufgrund der Berichterstattung der letzten Tage sieht Vorstandssprecher Thomas Jorberg eine Übernahme durch die EnBW kritisch. So warnt der ehemalige Wirtschaftsminister und Chef der RAG-Stiftung, Werner Müller, vor einer drohenden Zahlungsunfähigkeit großer Kraftwerksbetreiber wie EnBW. Für Prokon sei die Übernahme daher mit Risiken verbunden.
Gleichzeitig veröffentlichte Energie Baden-Württemberg (EnBW) einen offenen Brief in Form einer großflächigen Anzeigenkampagne. EnBW versucht darin, die Gläubiger von Prokon davon abzuhalten, ihr Unternehmen in einer Genossenschaft selbst weiter zu führen. Stattdessen will EnBW selber Prokon übernehmen. In dem Brief heißt es: "Wir glauben, dass Prokon eine erfolgreiche Zukunft hat wenn wir – die EnBW – [...] die volle Verantwortung übernehmen." Dafür wolle EnBW "erhebliche Mittel bereitstellen": Wir werden in den nächsten Jahren 3,5 Milliarden Euro in erneuerbare Energien investieren und weitere 3 Milliarden in Stromnetze. [...] Zusammen mit der EnBW kann Prokon seine Erfolgsgeschichte als Pionier der Windenergie fortsetzen."
Dabei hat EnBW im letzten Jahr fast 450 Millionen Euro Verlust geschrieben. Der Kurswert der EnBW-Aktie ist in den vergangenen vier Jahren um insgesamt 40% gesunken. Die Aktionäre von EnBW haben dadurch rund 2,6 Mrd. Euro an Wertverlust erlitten.