Mit dem vor wenigen Tagen in Kraft getretenen „Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“ hat der Bundestag den Weg freigemacht, um in Planung befindliche Stromverbindungen künftig durch ein neues Genehmigungsverfahren deutlich zu beschleunigen.
Die beiden Übertragungsnetzbetreiber TenneT und 50Hertz haben diese Option nun für ihr gemeinsames Erdkabelprojekt NordOstLink gezogen. Zusammen mit neuen Vorgaben beim Umwelt- und Artenschutz nimmt der Netzausbau das dringend notwendige Tempo auf.
Wichtiges Pilotprojekt
„Die Gleichstrom-Erdkabel-Verbindung NordOstLink ist zentral für die Integration des enormen Offshore-Windkraft-Potenzials der Nordsee ins deutsche Übertragungsnetz. Zusammen mit unserem Partner TenneT haben wir uns deshalb entschieden, die Beschleunigungspotenziale der neuen gesetzlichen Regelungen zu nutzen Der NordOstLink wird so zu einem wichtigen Pilotprojekt. Die Energiewende braucht mehr Tempo, deshalb heißt es jetzt gemeinsam anpacken und pragmatische Lösungen finden“, sagt Stefan Kapferer, Geschäftsführer von 50Hertz.
„Ein schneller Netzausbau ist zwingend erforderlich, um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen. Daher soll NordOstLink bereits im Jahr 2032 grünen Strom von der Nordseeküste Schleswig-Holsteins nach Mecklenburg-Vorpommern transportieren und rein rechnerisch fünf Millionen Haushalte mit Strom versorgen“, sagt TenneT-COO Tim Meyerjürgens.
Neues Drehkreuz
TenneT und 50Hertz wenden das neue Verfahren erstmals an. Die Leitung wird entsprechend den gesetzlichen Vorgaben als Erdkabel geplant. In Heide, dem Anfangspunkt von NordOstLink in Schleswig-Holstein, planen 50Hertz und TenneT zudem ein neuartiges Strom-Drehkreuz.
Damit gibt es erstmals die Möglichkeit, Gleichstromverbindungen wie NordOstLink direkt mit anderen Gleichstromleitungen zu verbinden. Diese technische Innovation ist der Einstieg in ein vermaschtes Gleichstromnetz. Damit kann künftig Strom über weite Strecken effizient und flexibel in Richtung Verbrauchszentren transportiert werden.
Bundesnetzagentur wählt geeignete Strecke
Im vergangenen Jahr hat der Gesetzgeber für neue Leitungsprojekte, die von der Bundesnetzagentur genehmigt werden, ein verschlanktes Genehmigungsverfahren beschlossen. Nun hat er die Option geschaffen, dass das Präferenzraumverfahren auch auf bereits bestätigte Projekte wie NordOstLink angewendet werden kann.
Das Präferenzraumverfahren bildet die erste Stufe des Genehmigungsverfahrens. Anders als bisher, suchen aber nicht die Vorhabenträger geeignete Räume für eine Erdkabelverbindung. Stattdessen entwickelt die Bundesnetzagentur einen fünf bis zehn Kilometer breiten Präferenzraum. In diesem planen die Vorhabenträger im nachfolgenden Planfeststellungsverfahren den grundstücksgenauen Trassenverlauf.
Dialog und Beteiligung bleiben zentral
Die Bundesregierung hat mit dem Präferenzraumverfahren sowie neuen Vorgaben für den Arten- und Umweltschutz die Weichen für ein beschleunigtes Genehmigungsverfahren gestellt. TenneT und 50Hertz betonen, dass das neue Tempo aber nicht zu weniger Beteiligung und Dialog führen soll.
Beschleunigung werde nur funktionieren, wenn die Öffentlichkeit und insbesondere die Bewirtschafter betroffener Flächen weiterhin auf dem Weg „mitgenommen“ werden. TenneT und 50Hertz wollen daher auch bei NordOstLink auf Dialog und auf eine Einbeziehung der Öffentlichkeit in die Planung setzen.
Weitere Informationen zu NordOstLink finden Sie hier. Informationen zum neuen Genehmigungsverfahren finden Sie auf der Internetseite der Bundesnetzagentur.