Das Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung sieht vor, dass das Kohlenstoffspeicherpotenzial der landwirtschaftlich genutzten Böden verstärkt aktiviert werden soll. Bereits heute zählen Böden zu den größten Kohlenstoffsenken der Erde. In den landwirtschaftlich genutzten Böden (Acker und Grünland) in Deutschland sind nach Angaben des Thünen-Institutes circa 2,5 Mrd. t Kohlenstoff in einer Tiefe bis 1 Meter gespeichert.
Kohlenstoff kann in Form von organischer Substanz (insbesondere Humus) im Boden eingelagert werden. Der Humus in landwirtschaftlichen Böden ist entscheidend für zentrale Funktionen wie das Bodenleben und die Bodenfruchtbarkeit, den Wasserhaushalt, die Nährstoffverfügbarkeit oder die Erosionsminderung. Nur durch ein zielgerichtetes und kontinuierliches Management können Humus aufgebaut und langfristig hohe Vorräte im Boden erreicht werden.
Neue Bewerbungsphase
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat eine neue Bewerbungsphase für Projekte gestartet, die für mehr Klimaschutz in der Landnutzung sorgen sollen:
- Humusaufbau im Obst- und Gemüsebau sowie im Anbau von Wein und Hopfen“
- Anwendung von Pflanzenkohle für eine Landwirtschaft im Klimawandel
Die Projekte sind laut BMEL ein Beitrag sowohl für den Klimaschutz als auch für die Anpassung der Landwirtschaft und des Gartenbaus an die Klimakrise. Denn einerseits sollen die wissenschaftlichen Erkenntnisse ausgebaut und andererseits dafür gesorgt werden, dass diese Erkenntnisse in die Breite der land- und gartenbaulichen Praxis getragen werden.
Modell- und Demonstrationsvorhaben
Ziel ist es, über die derzeitige landwirtschaftliche und gartenbauliche Praxis hinausgehende, innovative, langfristig wirkende Maßnahmen zum Humuserhalt und Humusaufbau, umzusetzen. Die Demonstrationsbetriebe haben dabei eine zentrale Funktion als Multiplikatoren und Lernorte. Diese Vorhaben ergänzen somit das bereits angelaufene Modell- und Demonstrationsvorhaben im Bereich „Humusaufbau in landwirtschaftlich genutzten Böden“ mit dem Schwerpunkt auf Ackerbau und Mischbetriebe. Die Projekte sollen modellhaft auf landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Praxisbetrieben in mehreren Regionen Deutschlands durchgeführt werden.
Beim Projekt „Anwendung von Pflanzenkohle für eine Landwirtschaft im Klimawandel“ werden Forschungs- und Entwicklungsvorhaben gefördert, die im Kontext des Klimawandels die Potentiale und Auswirkungen des landwirtschaftlichen Pflanzenkohleeinsatzes untersuchen, bewerten und Konzepte für eine zielgerichtete Anwendung entwickeln und Handlungsempfehlungen für die Praxis erarbeiten.
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Neue Dienstleistung
Die Agravis Raiffeisen AG bietet ab diesem Jahr der Landwirtschaft das Programm "Zukunft Erde" an. Ziel ist es, den Aufbau von Humus auf landwirtschaftlich genutzten Flächen zu fördern. Kooperationspartner ist die RWA Raiffeisen Ware Austria AG, die mit "Zukunft Erde" vor eineinhalb Jahren in Österreich erfolgreich gestartet ist. Mittlerweile machen bereits mehr als 150 Landwirte aus Österreich mit.
Damit Landwirte einen Humusaufbau auf ihren Flächen erreichen, bietet Agravis im genossenschaftlichen Verbund Produkte und Beratung für regenerative Landnutzungskonzepte an. "Die Beratung ist dabei ein sehr wichtiges Element. Gemeinsam planen wir angepasste Anbausysteme und beraten zur Optimierung der bisherigen Betriebszweige im Sinne der regenerativen Landwirtschaft", erklärt Anna Baumgärtel, Business Development Managerin im Pflanzenbau, das Konzept, das hinter dem Programm "Zukunft Erde" steht. An dem Programm teilnehmen können sowohl konventionell als auch biologisch wirtschaftende Betriebe.
Um eine langfristige Kohlenstoffspeicherung zu gewährleisten, sollte die Dauer mindestens sechs Jahre bis maximal vierzehn Jahre umfassen. Interessierte Landwirt:innen, können sich perspektivisch über Delos, Agravis NetFarming oder Acker24 anmelden. In 2022 startet das Programm mit Pilot-Genossenschaften und ersten landwirtschaftlichen Betrieben.
Analyse und finanzielle Gegenleistungen
Entscheiden sich Landwirt:innen dafür teilzunehmen, werden als erstes vor Ort GPS-basierte Bodenproben entnommen und der Humusgehalt bestimmt. Die Analysen werden in Zusammenarbeit mit der LUFA und Eurofins erstellt. Nach frühestens drei Jahren kann die zweite Beprobung erfolgen und der Humusgehalt wird erneut ermittelt. Sollte der Humusaufbau - und damit die Bindung von CO2 erfolgt sein - erhalten die landwirtschaftlichen Betriebe durch den Verkauf von CO2-Herkunftsnachweisen eine finanzielle Gegenleistung. Unternehmen, die sich auf freiwilliger Basis klimaneutral stellen möchten, können die Zertifikate erwerben. Die Höhe des Erlöses ist abhängig vom Vermarktungspreis für CO2-Herkunftsnachweise zum jeweiligen Zeitpunkt. Im Falle einer Humussteigerung im Zeitraum des Programms erhalten Landwirt:innen ein CO2-Herkunftsnachweis und eine Auszahlung.
Weitere Informationen unter agrav.is/zukunft-erde