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Solaranlagenkauf boomt

Photovoltaikbranche auf Fachmesse Intersolar in Feierlaune

Auf der zu Ende gehenden Fachmesse Intersolar zeigen sich die Aussteller erfreut über den neuen Solarboom in Deutschland. Wenn da nur nicht die starke Abwanderung ins Ausland wäre.

Lesezeit: 5 Minuten

Der weltweite Boom der erneuerbaren Energien setzt sich ungebrochen fort. Allein im vergangenen Jahr wurden weltweit 536 Gigawatt (GW) erneuerbare Erzeugungskapazität hinzugefügt, wie der neueste Global Status Report 2024 von REN21 zeigt. Um mit diesem Wachstum Schritt zu halten, gilt es nun, die Energieinfrastruktur schnell auszubauen, zu digitalisieren und zu flexibilisieren.

Entsprechend erwartungsfroh waren die 3.048 Aussteller auf den vier Fachmessen Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe, die heute ihren letzten Tag hat.

Die Deutschen kaufen wieder Photovoltaikanlagen

Besonders gut ist die Stimmung offenbar in der Solarbranche, die aus einem langen Tal der Tränen kommt. Über eine Million verkaufte Solarsysteme im Jahr 2023 und insgesamt rund 30 Mrd. € Umsatz geben Rückenwind. Auch dieses Jahr wird es wohl ein deutliches Plus geben, berichtet die Tagesschau, weil die Nachfrage bei den Privatkunden und neuerdings auch bei Unternehmen weiter hoch ist. Laut Solar-Bundesverband gibt es gerade einen Trend zur Elektrifizierung von Firmendächern.

Die Solaranbieter hätten allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres so viele Paneele auf Privatdächern errichtet, das im Idealfall zwei Atomkraftwerke ersetzt werden könnten. Und mit der Verdopplung der Solarfläche auf Unternehmensgebäuden könne ein weiteres Atomkraftwerk ersetzt werden, heißt es.

Massive Steigerungen gebe es auch bei frei stehenden Anlagen, ebenfalls in der Größenordnung von zwei Atomkraftwerken, zitiert die Tagesschau den Bundesverband Solarwirtschaft.

Problem: Die Module kommen aus dem Ausland

Trotz aller Freude ist die Branche nach wie vor sehr enttäuscht darüber, dass Deutschland die Marktführerschaft bei der Produktion einst abgegeben hat. Kaum eine Anlage kommt heute noch von hier, stattdessen stellen auch die letzten verbliebenen deutschen Hersteller nach und nach die Modulproduktion ein; zuletzt die Dresdner Firma Solarwatt, die die Sparte ins Ausland verlagert.

Die Tagesschau nennt auch die rheinland-pfälzische Firma MiniTec, die auf der Intersolar Fertigungsanlagen für Solarpanele zeigt. Die Kunden dafür sitzen ebenfalls im Ausland.  Vor allem liefere man in die USA, nach Afrika oder in die Türkei, sagt MiniTec. Aber auch Italien und Frankreich seien wichtige Märkte, weil die Regierungen dort die Solarhersteller unterstützen.

Chinesische Verdrängungsstrategie

Nach China liefere man dagegen bewusst nicht. 94 % aller Solarpanele kommen inzwischen aus dem südostasiatischen Raum, schätzt die Energieberatung "Strategy&" der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. Besonders chinesische Firmen überfluten seit Jahren den Markt. Dort herrscht ein Verdrängungswettbewerb, der die Unternehmen zwingt, Panele unter Marktwert zu verkaufen - Schnäppchen also für den deutschen Markt.

Um da mithalten zu können, müsse die Politik dringend eingreifen, sagt auch der Bundesverband Solarwirtschaft. Die aktuell diskutierten Strafzölle auf chinesische Produkte seien aber der falsche Ansatz. Steigende Preise würden die Energiewende teuer machen und damit verlangsamen. Stattdessen müsse es Förderungen für deutsche Produzenten geben. Immerhin sind Solaranlagen für deutsche Kunden gerade günstig.

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Photovoltaik-Produktion soll nach Europa zurückkehren

Aktuell übersteigt die PV-Nachfrage die verfügbaren Produkte europäischer Hersteller um ein Vielfaches, stellt auch die Messe Intersolar in einer Mitteilung fest. So wurden laut dem Marktforschungsunternehmen PwC im Jahr 2021 in der gesamten EU lediglich Module mit einer Leistung von 8,3 Gigawatt (GW) hergestellt. Zum Vergleich: Allein Deutschland will in diesem Jahr PV mit einer Leistung von 9 GW installieren. Lieferkettenschwierigkeiten und technologische Abhängigkeiten drohen den boomenden PV-Ausbau zu behindern.

Die Politik hat das erkannt und gibt dem Ausbau der PV-Produktion Rückenwind: Laut aktueller PV-Strategie der Bundesregierung wollen Deutschland und Europa industrielle Produktionskapazitäten für die gesamte PV-Wertschöpfungskette aufbauen, sodass künftig die steigende Nachfrage maßgeblich aus heimischer Produktion gedeckt werden kann.

Dafür erarbeitet der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) eine Studie zur Wiederansiedlung der PV-Industrie in Deutschland („Libertas“). Die Regierung plant außerdem ein Investitionsförderprogramm sowie die stärkere Förderung von Forschung und Entwicklung.

EU arbeitet an Trendwende

Auch die EU setzt auf den Ausbau der Produktion: Im Jahr 2030 sollen 40 % der jährlich zu installierenden PV-Module aus europäischer Produktion stammen. Die Europäische Kommission hat im „Green Deal Industrial Plan“ neue Beihilferegeln (Temporary Crisis and Transition Framework, TCTF) beschlossen, um die Produktion von PV-Modulen – ebenso wie von Batterien, Windkraftanlagen, Wärmepumpen und Elektrolyseuren – zu fördern.

Die kürzlich gegründete European Solar PV Industry Alliance (ESIA) plant, bis 2025 eine PV-Industrie mit einer jährlichen Produktionskapazität von 30 GW und einer wirtschaftlichen Wertschöpfung von 60 Mrd. € in Europa zu etablieren. Mehr als 400.000 Arbeitsplätze sollen entstehen.

Es wird wieder investiert

Die europäische PV-Industrie reagiert auf die stärkere Nachfrage – und handelt bereits. Aktuelle Beispiele: SMA Solar Technology (Deutschland) baut in Hessen eine 20-GW-Fabrik für Systemlösungen für PV-Großanlagen. Wechselrichter-Produzent Fronius (Österreich) investiert in diesem Jahr 233 Mio. € in den Ausbau der Produktionskapazität.

Belinus (Belgien) plant Fünf-GW-Modulfabriken in Belgien und Georgien, Futurasun (Italien) eine Zwei-GW-Modulfabrik in Cittadella (Venetien). Der italienische Energieversorger Enel baut eine Drei-GW-Modulfabrik in Sizilien. Der litauische Modulhersteller Solitek investiert ebenfalls in ein neues Werk in Italien.

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