Erdgas (CNG) und Flüssiggas (LNG) werden den Klimaschutz im Lkw- und Schiffsverkehr nicht entscheidend voranbringen. Im Gegenteil: Sie könnten die Treibhausgasemissionen sogar erhöhen. So lautet das Ergebnis einer kürzlich in Brüssel vorgestellten Studie im Auftrag der Umweltschutzorganisation Transport & Environment, dem europäischem Dachverband des NABU im Verkehrsbereich.
NABU: "Schluss mit dem Ammenmärchen"
„Die Studie macht endgültig Schluss mit dem Ammenmärchen vom klimafreundlichen Gasantrieb. Fossiles Gas ist nicht die Antwort auf das Klimaproblem des Verkehrssektors. Die CO2-Emissionen werden so, wenn überhaupt, nur minimal reduziert“, resümierte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Die Bundesregierung dürfe mit Gas nicht das Zeitalter der Verbrennungsmotoren künstlich verlängern. Alle Verkehrsträger, auch Schiffe und Lkw, müssten emissionsfrei werden. „Die Bundesregierung muss daher sämtliche Steuervorteile für beide Kraftstoffe schnellstmöglich abschaffen und auch die öffentliche Förderung für weitere LNG- und CNG-Infrastruktur stoppen“, so Daniel Rieger, NABU-Verkehrsexperte.Die Förderung von Erd- und Flüssiggas werde zum massiven Hindernis für Oberleitungs-Lkw, Wasserstoff- sowie batterieelektrische Antriebe.
Sauter: "Wichtig ist der richtige Kraftstoff"
„Es gibt keinen logischen Grund, den Verbrennungsmotor per se zu verteufeln. Es kommt nur auf eine intelligente Nutzung und auf den richtigen Kraftstoff an“, hält Claus Sauter dagegen. Der Vorstandsvorsitzende der Verbio AG, einem führenden Produzenten von Biogas bzw. Biomethan sieht in dem Einsatz von 100 Prozent erneuerbarem Methan, produziert aus agrarischen Reststoffen wie Stroh, derzeit die einzige klimaneutrale Alternative in der Mobilität. Sauter krisiert daher, dass die Autoren der aktuellen Studie diesen Kraftstoff komplett ignorieren. Es sei irrsinnig, angesichts fehlender Alternativen sämtliche Steuervorteile für Erdgas und Flüssiggas schnellstmöglich abzuschaffen und die öffentliche Förderung der entsprechenden Infrastruktur zu stoppen.
E-Antrieb ist nicht emissionsfrei
Wer den E-Antrieb als emissionsfrei einstufe, reihe sich in die Verlogenheit der deutschen und europäischen Klimapolitiker ein, die die Elektroautos als Heilsbringer der Dekarbonisierung des Verkehrs verkaufen wollten. „70 Prozent des deutschen Strommixes stammen aus fossilen Quellen oder aus der Kernkraft. Gerade eine Umweltschutzorganisation nehme ich in die Pflicht, CO₂-Bilanzen über die gesamte Wertschöpfungskette, also Well-to-Wheel, zu betrachten“, unterstreicht Sauter. In Deutschland stehen nach Analyse des Deutschen Biomasseforschungszentrums jährlich acht bis zwölf Millionen Tonnen Stroh zur energetischen Nutzung frei zur Verfügung. Bei der Umwandlung dieser Strohmengen in Biomethan könnten fünf Millionen PKW auf erneuerbares Methan umgestellt werden. In dieser Betrachtung sind andere agrarische Reststoffe, wie Gülle, noch nicht einbezogen.
Gas aus USA ist klimapolitischer Fehltritt
In einem Punkt gibt Sauter dem Nabu jedoch recht: Fossiles Gas werde die Klimaprobleme im Verkehrssektor nicht lösen. So sieht auch der Verbio-Chef in dem Vorhaben der Bundesregierung, 500 Millionen Euro in den Aufbau eines ersten deutschen LNG-Importterminals zu investieren, um verstärkt Gas aus den USA zu beziehen, einen klimapolitischen Fehltritt.
