Hintergrund: Die Firma dp Energietechnik (www.dpenergietechnik.com) aus Stadtlohn (Nordrhein-Westfalen) ist seit vielen Jahren die Werksvertretung des Herstellers Heizomat für Biomasse- und Holzkessel. Das Unternehmen hat sich vom Verkauf von Biomasseheizkesseln zu einem breiten Angebot von Energiedienstleistungen für Landwirte, Kommunen, Stadtwerke sowie Gewerbe- und Industriebetriebe weiterentwickelt. Zum Programm gehören heute auch Wärmepumpen, Gas-BHKW, Holzgasanlagen, Wärmepumpen, Stromspeicher oder Photovoltaikanlagen verschiedener Hersteller. Aktuell baut das Unternehmen einen 3 ha großen Energie- und Innovationscampus an der A31, um verschiedene Verfahren wie Rohstoffaufbereitung, Biomasseheizkessel, Holzvergasung, Batteriespeicher, Ladetechnik usw. im Betrieb zeigen zu können. Wir sprachen mit Geschäftsführer Tobias Picker darüber, wie sich die verschiedenen Energieformen sinnvoll kombinieren lassen.
Eine Holzheizung ist ja in vielen Haushalten die alleinige Heizquelle. Hersteller wie HDG, KWB oder Ökofen bieten mittlerweile Wärmepumpen an, die sich mit Holzheizungen kombinieren lassen. Wann kann eine Kombination mit einer Wärmepumpe sinnvoll sein?
Picker: Eine Wärmepumpe ist wie ein Holzheizkessel ein vollwertiges Heizsystem. Allein aus wirtschaftlicher Sicht ist es aus unserer Sicht nicht sinnvoll, beide Systeme parallel einzubauen. Allerdings kann die Kombination mit einer Brauchwasserwärmepumpe sinnvoll sein, die im Sommer arbeitet und damit Holz als Brennstoff einsparen hilft. Zudem verlängert sich die Lebensdauer des Biomassekessels, der ansonsten häufiger anspringen muss, um eine kleine Menge Wärme zu erzeugen. Eine Brauchwasser-Wärmepumpe kostet 2000 bis 3000 € und lässt sich gut mit einer Photovoltaikanlage kombinieren.
Wenn ein landwirtschaftlicher Betrieb eine große Photovoltaikanlage hat, die aus der EEG-Förderung fällt und den Strom selbst nutzen möchte, kann da eine Wärmepumpe als Heizsystem sinnvoll sein, die sich dann z.B. mit einem Holzofen ergänzen lässt?
Picker: Auch das ist denkbar. Es gibt inzwischen Hochtemperatur-Wärmepumpen, die auch für den Altbau gut geeignet sind. Allerdings sind sie auch teurer. Hier muss man sich genau überlegen: Eine Luftwärmepumpe ist günstiger, braucht aber im Winter mehr Strom. In der Zeit gibt es weniger Solarstrom vom Dach. Effizienter ist dagegen eine Geothermieanlage mit Tiefenbohrung, die weniger Strom benötigt, dafür aber deutlich teurer ist. Eine pauschale Lösung gibt es nicht. Man könnte auch andere Wärmequellen in der Landwirtschaft mit der Wärmepumpe nutzen wie die Wärme in einem Wasserbecken, in das die warme Stallluft zur Abluftreinigung eingeleitet wird. Eine Wärmepumpe spielt auch dann ihre Stärken aus, wenn man z.B. ein Haus im Sommer kühlen will. Wer seinen Solarstrom bei einem vorhandenen Holzheizkessel sinnvoll nutzen will, kann auch auf einen Heizstab setzen.
Sie meinen eine Art elektrischen Tauchsieder im Pufferspeicher, der aus Strom Wärme erzeugt?
Picker: Genau, das wäre ein Beispiel. Ein Pufferspeicher ist ja bei einer Holzheizung meist schon vorhanden. Eine andere Möglichkeit ist es, so eine Heizvorrichtung direkt in das Heizungssystem, z.B. im Rücklauf der Heizung, einzubauen. Dann muss die eigentliche Heizung nicht mehr so viel Wärme erzeugen, was wieder Brennstoff einspart. Wichtig ist hier, dass Betreiber genau weiß, was er für die Kilowattstunde Wärme bezahlt und was er als Einspeisevergütung für den Solarstrom erhält. Denn es kann sinnvoller sein, den Strom zu Börsenpreisen einzuspeisen als damit zu heizen. In der Mittagszeit, wenn der Preis an der Börse sinkt, kann man dagegen den Pufferspeicher mit dem Strom aufheizen. Hierfür ist eine intelligente Steuerung nötig, die neben den Wetterdaten auch die Börsenstrompreise im Blick hat.
Viele Hausbesitzer spekulieren auch mit den Zuschüssen nach der nach der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Wird dann eine Wärmepumpe damit nicht eher wirtschaftlich?
Picker: Das Problem ist, dass viele Verbraucher nur auf die Förderung fixiert sind. Die in Aussicht gestellte Förderung von bis zu 70 % gibt es nur im Ausnahmefall, meist sind es nur 30 %. Und dann kommt ein erheblicher Kontroll- und Dokumentationsaufwand dazu. So muss man über zehn Jahre lang den Brennstoff nachweisen. Zudem muss man einen hydraulischen Abgleich machen, der schnell bis zu 6000 € kosten kann und einen Teil des Zuschusses wieder auffrisst. Dann kommt in der Landwirtschaft dazu, dass sie die Förderung nur fürs Wohnhaus bekommen. Wer eine größere Heizung plant, um damit neben dem Wohnhaus auch den Stall zu heizen, fällt unter die Förderung für Prozesswärme. Hier ist ein Brennwertkessel mit Abgaswärmetauscher vorgeschrieben, der die Heiztechnik teuer macht. Darum rate ich vielen Landwirten von der Förderung ab, ohne sie fahren die meisten besser.
Was passiert, wenn ein Landwirt innerhalb des Förderzeitraums zusätzlich zum Haus eine Wärmeleitung in den Stall legt?
Picker: Das wäre fatal. Es gibt immer mehr Kontrollen. Beim Beheizen von Ställen fällt die Förderung weg und der Betreiber kriegt kein Geld. Wir erfahren das immer wieder von Landwirten, die verzweifelt bei uns anrufen und nach einer Lösung suchen.
Sie bauen gerade zu diesen verschiedenen Systemen einen Innovationscampus. Was genau wollen Sie dort zeigen und wann kann man ihn besichtigen?
Picker: Der Energie- und Innovationscampus entsteht auf einem 3 ha großen Gelände an der A31 in Gescher. Der Campus ist seit zwei Jahren im Bau, wir investieren da 22 Mio. €. Mit einer Eröffnung rechnen wir im Herbst 2025.
Wir zeigen dort nicht nur Biomassekessel, Luft- und Geo-Wärmepumpen, Batteriespeicher oder Photovoltaiklösungen, sondern auch Möglichkeiten zur Brennstoffaufbereitung wie Hacken, Trocknen und Sieben von Hackschnitzeln. Zudem zeigen wir Holzgasanlagen verschiedener Hersteller. Jeder hat eine andere Leistungsklasse. Unser Ziel ist, dem Landwirt, der Kommune oder dem Gewerbebetrieb nicht einfach nur eine Heizung zu verkaufen, sondern eine Energielösung, die genau auf seinen Bedarf und seine Voraussetzungen zugeschnitten ist.